Kunstverein Ludwigshafen am Rhein / Zoom. Quartier des Kunstvereins Ludwigshafen in der Rhein-Galerie
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Roswitha von den Driesch und Jens-Uwe Dyffort: "Zwischen Maßnahmen"
Eine Raum-Bild-Ton-Installation
10.11.12 bis 06.01.13
Kunstverein Ludwigshafen
Roswitha von den Driesch und Jens-Uwe Dyffort: "Zwischen Maßnahmen", 2012, Videostills, © Dyffort und Driesch

Vernissage am 09.11.12 um 19.00 Uhr
Begrüßung: Dr. Ines Kehl, Kunstverein Ludwigshafen, 1. Vorsitzende
Grußwort: Dr. Eva Lohse, Oberbürgermeisterin der Stadt Ludwigshafen a. Rh.
Einführung: Barbara Auer im Gespräch mit Roswitha von den Driesch und Jens-Uwe Dyffort

Ausgangspunkt für das Ausstellungsprojekt "Zwischen Maßnahmen" von Roswitha von den Driesch und Jens-Uwe Dyffort ist die Stadt Ludwigshafen, deren heterogenes Stadtbild den beiden Künstlern sofort ins Auge fiel. Sie haben sich auf die Suche nach verschiedenen Orten in Ludwigshafen gemacht, diese fotografiert und deren Umgebungsgeräusche akustisch aufgezeichnet. Im Arbeitsprozess ist eine Sammlung von Bildern dieser Orte mit ihren spezifischen Umgebungsgeräuschen entstanden. Sie bildet das Ausgangsmaterial für eine Bild-Ton-Collage, die visuell und auditiv als eine begehbare Raum-Installation in die Ausstellungshalle des Kunstvereins Ludwigshafen eingefügt und darüber erlebbar wird.

Die Auswahl der Orte in Ludwigshafen

Ausgehend von der Prägung eines Ortes, den Umgebungsgeräuschen, seiner spezifischen Akustik, Architektur, Geschichte und städtischen Einbindung wählten die beiden Künstler verschiedene Plätze, Gebäude, Parks und Straßen in Ludwigshafen aus. Beispielsweise ist der älteste Stadtteil von Ludwigshafen "Der Hemshof" geprägt durch die dort lebenden verschiedenen ausländischen Kulturen, hörbar auch in den Einkaufsmärkten und auf der Straße. Ganz anders wirken die Läden in der Rheingalerie, das akustische Geschehen in der nach außen hin abgeschlossenen Architektur und der im Hintergrund zu hörenden Muzak (Kaufhausmusik). Wiederum ganz anders erscheint das Gebiet zwischen der alten und der neuen Brücke. Es grenzt an die Hochstraße an, die durch ihre Ringe und Tangenten an ihr US-amerikanisches Vorbild erinnert und unter denen man in besonderer Weise akustisch dem Verkehr folgen kann. Aus einer anderen Welt erscheint einem der Stadtpark Ludwigshafen auf der »Parkinsel«; wie in einer grünen Oase lauscht man den Vogelstimmen oder folgt den vorbei »tuckernden« Lastschiffen.

Raum-Bild-Ton-Installation

Diese akustischen sowie visuellen Abbilder werden als Raum-Bild-Ton-Installation in die Ausstellungshalle installiert. Eine Abfolge von in den Raum projizierten Bildern zeigt verschiedene Orte in Ludwigshafen mit ihren spezifischen Umgebungs-geräuschen (Bild-Ton-Collage). Sie werden so in den Ausstellungsraum eingespielt, dass sie einen akustischen Raum aufspannen, indem sich die Besucher unmittelbar im Klanggeschehen des entsprechenden Ortes befinden, beispielsweise inmitten von Vogelgezwitscher, Windgeräuschen und den lauten und leisen Schritten der Besucher im Ebertpark.

Neben diesen visuellen sowie akustischen Abbildern ist auch der konkrete Ort - der Ausstellungsraum mit den Besuchern - ein wichtiges gestalterisches Mittel der Installation. Das Ausblenden von Bild und Ton lässt dann die Besucher scheinbar wieder am konkreten Ort in der Ausstellungshalle des Kunstvereins ankommen, mit ihrer spezifischen Architektur und ihrer Akustik, den sirrenden Lampen und der brummenden Klimaanlage. Dadurch entsteht eine akustische und visuelle Sensibilisierung für den umgebenen Raum, indem die Konzentration, die vorher auf dem Sehen und Hören der Bilder und Töne lag, jetzt unvermittelt auf die Akustik und das Geschehen in der Ausstellungshalle gelenkt wird.

Ein weiteres Gestaltungsmittel ist die Synchronisation zwischen Bild und Ton. Die zeitliche Verschiebung, Überlagerung oder Vermischung der spezifischen Umgebungsgeräusche des abgebildeten Ortes erzeugt eine Irritation. Für einen Zuhörer / Betrachter kann diese Irritation zu Anfang vielleicht kaum zu merken sein, wird aber mit der Zeit die Frage aufwerfen, ob das Gesehene mit den Umgebungsgeräuschen zusammenpasst oder um welchen Ort in Ludwigshafen es sich handelt. Damit wird das Hören und Sehen zur Selbstbefragung, zu einem Wechselspiel zwischen der Frage der Realität und der eigenen sensorischen

Zu den Künstlern:

Roswitha von den Driesch (Jg.1964): 1983-85 Architekturstudium an der FH Mainz; 1985-88 Ausbildung als Grafikerin am Lette-Verein Berlin;1992-98 Studium Freie Kunst/Bildhauerei, Kunsthochschule Berlin-Weißensee, bei Prof. Inge Mahn; 1998-99 Meisterschülerin bei Prof. Inge Mahn.

Jens-Uwe Dyffort (Jg. 1967): 1990-95 Kompositionsstudium an der Universität der Künste (UdK) Berlin bei Prof. Franz Martin Olbrisch; 1995-98 Meisterschüler an der UdK Berlin bei Prof. Walter Zimmermann; 1999 Teilnahme an der Academie d’Eté am IRCAM Paris

Seit 1996 arbeiten Roswitha von den Driesch und Jens-Uwe Dyffort zusammen.
Zahlreiche Preise und Stipendien: u.a. 2012 Stipendium Villa Aurora, Los Angeles; 2011 Stiftung Rheinland-Pfalz, Künstlerhaus Edenkoben; 2006 Deutscher Klangkunstpreis Skulpturenmuseum Glaskasten Marl; 2005 Stipendium Künstlerhaus Schloss Balmoral, Bad Ems.


Mit freundlicher Unterstützung von:
  • Sparkasse Vorderpfalz
  • Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur
  • GAG Ludwigshafen am Rhein




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