Kulturzentrum Herrenhof Mußbach / Herrenhof Mußbach
Beate Landen und Werner Lucas
Malerei, Grafik; Bildhauerei, Keramik
16.07.06 bis 06.08.06
Beate Landen
Beate Landen

Beate Landen: "Recycling Dreams of the World"

Es waren existentielle Themen wie Geschichte und Gegenwart, Mythos und Realität, Ratio und Vision, aber auch Leben und Tod, die Beate Landen nach einer schweren Krankheit bewogen haben, die Richtung der "arte povera" in der Kunst einzuschlagen. Ihre Erfahrungen haben sie nachhaltig geprägt. Von der Wissenschaft kommend ist sie so zum sensitiven Umgang mit Materie gelangt.

Doch will sie uns damit nicht ihre Lebensgeschichte erzählen, im Gegenteil. Ihre Bilder verschließen sich dem Betrachter auf den ersten Blick. Sie verwehren zunächst den Zutritt, bauen sich wie Mauern vor einem auf. Es sind Anti-Renaissance-Bilder; damals öffnete sich der Bildraum dem Betrachter in die Tiefe und machte ihm den Einstieg so einfach wie irgend möglich.

Hier jedoch stehen wir vor einer Mauer aus Sand und Farbe mit der Hermetik der undurchdringlichen Materialien - und verstehen zunächst nichts! Doch ist diese "Mauer" auch eine Oberfläche, auf der mancherlei Spuren den Ablauf der Zeit dokumentieren.

(Anke Humpeneder)


Werner Lucas

Keramische Plastiken und Gefäße, aber auch bildhauerische Arbeiten aus kombinierten Materialien bilden den Schwerpunkt seines Schaffens. Runde Gefäße und Schalen entstehen auf der Töpferscheibe, wobei eine ausgewogene klassische Form angestrebt wird. Flache und eckige Vasen sowie Kleinplastiken werden in Plattentechnik aufgebaut. Gefäßplastiken, ebenfalls aus Tonplatten aufgebaut, stellen selbstständige Kleinplastiken dar, lassen sich aber auch als Vasen benutzen. Neben den im Handel erhältlichen fein schamottierten Tonmassen finden auch selbst hergestellte Tonmischungen Verwendung. Große Plastiken und Reliefs entsehen aus grob schamottiertem Ton verschiedener Färbungen und Herkunft (meist Westerwald). Häufig sind diese bildhauerischen Werke kombiniert mit Holz und Metall.

Die Glasuren wurden über 20 Jahre selbst entwickelt. Sie bestehen aus Asche, Gesteinmehl und Ton, z.T. mit Metallverbindungen eingefärbt. Gebrannt wird bei 1230 Grad im Elektroofen. Die Themen der Objekte lassen sich auf Begriffe "Menschen, Leben, Erde" reduzieren. Dabei sind der menschliche Torso oder die Hand, oft detailliert ausmodelliert, Metaphern für Grundbefindlichkeiten des Menschen.

Ein aufbrechender Stein z.B. umschließt einen menschlichen Torso, schützt und nimmt ihn gleichzeitig gefangen. Hände ruhen, einem Fossil ähnlich, zwischen steinartigen Platten oder suchen Halt. Überhaupt bestimmen Gegensatz und Dialog viele Arbeiten, so beim Thema "Paar". Beim Thema "Erde" steht der Vollkommenheit der Kugel das im Aufbrechen entstehende Chaos entgegen. Dialektisch aufzufassen ist auch die Verbindung verschiedener Materialien, wenn z.B. die Struktur von morschem, verwittertem Holz mit grob schamottiertem Ton weitergeführt wird. Holz ist dabei Metapher für Natur, Wachstum und Leben, während Ton den Menschen symbolisiert, der aus der Erde genommen ist.

Gerade neuere bildhauerische Arbeiten, z.T. aus schmalen, verwitterten Holz-Fundstücken, betonen das kraftvolle Wachsen des Baumes als Metapher für Leben, aber auch stets die Spuren von Verletzbarkeit und Vergänglichkeit. So schwingt in der Vielsichtigkeit der Objekte oft auch die religiöse Ebene mit, indem sie der menschlichen Existenz nachspüren, aber auch biblische Inhalte thematisieren: "Baum des Lebens" erinnert an die Paradieserzählung; "ecce lignum" oder "lignum dolorosum" versucht, sich der Passion anzunähern.



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Werner Lucas
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