Kulturbüro der Ortsgemeinde Herxheim / Kunstschule Villa Wieser
Carmen Stahlschmidt
27.04.03 bis 11.05.03
Carmen Stahlschmidt
Carmen Stahlschmidt: "Frau mit Vogel" (2001)

 Einführung von Dagmar Heyden-Welsch (Auszug)

Wer hat es noch nicht erlebt: Man sieht ein Bild und kann es auf Anhieb einem bestimmten Künstler zuordnen, von dem man schon einige Werke kennt. Carmen Stahlschmidt gehört zu diesen Künstlern, die so charakteristisch sind. Es ist nichts vorsätzlich Gewolltes und dennoch das Ergebnis eines längeren Reifeprozesses.

Nicht allein durch das Was der Bilder vermittelt sie ihre Intuition von einer anderen Existenzweise, sondern auch durch das Wie. Auf großformatigem Papier drückt sie aus, wie sie die Welt erlebt. Das ermöglicht dem Betrachter kein Ausweichen von der Konfrontation mit dem Ganzen. Die Bildfigur im Vordergrund bietet dem Auge einen Halt, eine Orientierung.

Es ist der Mensch mit seinen Erscheinungsweisen, den die Künstlerin in den Mittelpunkt ihres Schaffens stellt und verschiedenartig thematisiert. Zum einen portraitiert sie Charaktere aus ihrer Umgebung, zum anderen sind es Figuren aus literarischen Texten, die sie inspirieren.
Es ist das Was, der Sinn fürs Gegensätzliche, das allein Bedeutung oder Ausdruck vermittelt, Gefühl und Stimmungen anspricht und von einem natürlichen Menschseins ausgeht.

Carmen Stahlschmidts Arbeitstechnik ist eindeutig: Mit Bleistift oder Feder modelliert sie ihre Körper und Gesichter. Sie baut sie auf, indem sie Schwarz und Weiß gegeneinander setzt. Sie hat mir unumwunden erklärt, was ich sinngemäß so wiedergeben will: Im Spektrum der Farben zu schwelgen sei nicht ihre Sache. Wichtiger seien ihr die Hell-Dunkel-Kontraste. Dieser Kontrast, gepaart mit einer rasanten, schwungvollen Linienführung lassen Individuelles entstehen, zum einen verfremdend und dann wieder originalgetreu portraitierend. Die Zeichnungen lassen viele Aspekte erkennen. Der schwarze Strich, der auf den ersten Blick massiv und kraftvoll wirken kann, wird von leuchtender Farbe kontrastiert, die bei näherem Hinsehen an Bedeutung gewinnt.

Ich denke insbesondere an die Bilder "Frau mit Vogel" und "Figur mit Mond". Sie scheint dem Körper eine Richtung zu geben um anzudeuten, dass ein beliebiger Augenblick der besondere sein könnte - oder umgekehrt?
Auch der oft verwendete pastellfarbene, fast transparente Hintergrund, lässt die krass wirkenden Linien der Figuren filigraner erscheinen und zu einer harmonischen Bildatmosphäre verschmelzen. Ihre Buntstiftzeichnungen dagegen haben weiche Züge, sind leicht und muten fast duftig an. In ihren Zeichnungen sind die Gestalten mal kraftvoll und energisch, mal subtil und feinnervig erfasst. Strich und Farbigkeit können präzise, aber auch spielerisch oder flüchtig sein und verleihen der Gestalt eine Vision; welche bleibt offen und das passt zum Sujet.

Die spielerische Leichtigkeit der Strichführung, motiviert durch Witz, Ironie, Freude oder Mitleid, machen Carmen Stahlschmidts unverwechselbaren Stil aus.
Ihre Bilder und Plastiken zeichnen sich durch einen offenen Charakter aus. Es werden Anspielungen gemacht, die Assoziationen beim Betrachter auslösen sollen, die sich durchaus auch vom dem entfernen können, was die Künstlerin gemeint hat. Dabei will sie nicht Vermittlerin sein zwischen Rationalität und sinnlicher Wahrnehmung, zwischen Opfer und Unbeteiligten, zwischen Normalbürger und Außenseiter. Den Sinn dazu müssen wir selbst finden.









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Carmen Stahlschmidt
Carmen Stahlschmidt: "Frau mit Vogel" (2001)
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