1982-86 Berufsausbildung, Tätigkeit als technische Zeichnerin
1986-89 Designstudium (FAS mit Abschluss) in Heiligendamm
1989-90 Innenarchitektin und Abendstudium an der HfBK Dresden
1991-93 wohnhaft in Münster/Westfalen
1994-99 Studium an der HfBK Dresden bei C. Weidensdorfer und J. Haufe
seit 1999 freiberuflich tätig in Dresden
Ausstellungen:
1991 "Im Spieker", Münster/Nienberge
1996 Frühlingssalon, HfBK Dresden
1998/99 Verwaltungsgericht Dresden
1999/2000 Sparkasse Pirna
2000 Bibliothek im World Trade Center, Dresden Daimler Chrysler Flugzeugwerft Dresden Acerplan (Architekturbüro), Dresden
2001 Kleine Galerie Arneburg (bei Stendal) Herzzentrum Dresden
2002 Landesärztekammer Dresden Kunstverein Gera e.V., Gera
Arbeiten in öffentlichen und privaten Sammlungen (Auswahl):
Sparkassenkulturstiftung der Sparkassen Pirna und Dresden Sächsische Landesbibliothek Dresden Sammlung des Freistaates Sachsen (Projekt Kunst u. Justiz im Verwaltungsgericht Dresden) Kupferstichkabinett Dresden Iberoamerikanisches Institut Berlin
Einführungsrede von Dr. Matthias Brück
Es zählt sicherlich zu den Sisyphus-Arbeiten in Philosophie, Psychologie, Kunst oder Pädagogik, sich ein Bild vom Menschen zu machen. Ein Bild, das je nach Religion, Weltanschauung oder politischem Interesse, den Menschen häufig in eine bestimmte Rolle gezwängt hat. Ihm seine Freiheit beschneiden wollte, um ihn so besser benutzen und beherrschen zu können. Bis heute laufen diese Versuche...
Zur Zeit pflegt man den Menschen als eine Art von "homo lifestyliensis" zu interpretieren, als konsumorientiert, egoistisch und trendgeschult... Das nützt zumindest theoretisch dem heißersehnten "Aufschwung"!
Nun gibt es glücklicherweise immer noch Künstlerinnen und Künstler, die nicht aufgeben, sich nicht mit dogmatischen Analysen begnügen. Zu denen gehört sicherlich Eva-Maria Korsmeier. Allerdings könnte man ihren Ausstellungstitel "immer noch" auch dahingehend verstehen, daß sie nach den zahllosen Toden, die gerade der Malerei ständig vorausgesagt wurden - dennoch immer noch an den Sinn dieser Disziplin glaubt.
Und das zu Recht, wenn man sich die Ausstellung genau betrachtet. Denn in ihr treffen zwei wichtige Komponenten zusammen: handwerklich-technische Präzision und eine offene, undogmatische Aussage.
Diese Künstlerin tangiert in ihrem Menschenbild selten das einzelne Individuum, selten die konkrete, unverwechselbare Person. Sie begibt sich gewissermaßen auf die Suche nach dem Wesen menschlicher Existenz.
Der meisterliche, bisweilen fast altmeisterliche Umgang mit Farben - Goya läßt grüßen - gestattet ihr eine ungewöhnliche Interpretation von Raum und Figur. Die Räume, der jeweilige Hintergrund werden nicht eindeutig definiert, nicht als erkennbarer Ort vorgestellt.
Bisweilen könnten sie als fiktive Landschaften wahrgenommen werden, dann wieder als Schichten, partielle Flächen oder indirekt als Erlebnisfragmente der agierenden Menschen - die sich in unterschiedlichster Weise entäußern. Vielleicht spiegeln diese Konstellationen ja auch die Bereiche unterschiedlichster Zwänge, gegen die man sich zur Wehr setzt oder auch resigniert verharrt...
Kämpfe mit einem unsichtbaren Anderen, Auseinandersetzungen mit der je eigenen Innenwelt-Problematik oder eine Verknüpfung, eine Verschlingung, all dieser Komponenten, dynamisieren als indirekt-erfahrbare Inhalte beinahe jedes dieser Exponate. Gerade hier kommt die Ambivalenz, die Vieldeutigkeit und Vielschichtigkeit der Darstellung bestens zum Tragen. Die einzelnen Figuren - zumeist zwei oder drei - können für sich allein agieren.
Bisweilen allerdings berühren sie sich, scheinen partiell miteinander zu verschmelzen oder erscheinen als ihre eigene Kopie, ihr Schatten oder Abbild. Eine könnte aus der anderen hervorgegangen sein beziehungsweise in sie zurückfinden. Dadurch werden diese Szenerien von einer durchgehenden Spannung vitalisiert, die - neben dem Gesagten - vornehmlich aus einer ständigen Bewegung resultiert. So kann beispielsweise aus der "Arena" (eine frühere Arbeit) eine Chiffre werden, die - weit über den antiken Kampfplatz hinaus - das menschliche Leben in allen seinen Spielarten umgreift.
Eine Chiffre nicht als Konstante, nicht als anthropologisches Dogma, sondern als ein ständiges Philosophieren, durch das diese Künstlerin - quer zur Zeit - das Geschehen zu erhellen versucht. Ein Philosophieren, das den Menschen als eine sich und andere bewegende Existenz begreift, wobei damit noch nicht über Sinn und Qualität möglicher Resultate befunden worden ist.
So wundert es auch nicht, wenn Eva-Maria Korsmeier zumeist auf konkretisierende Bildtitel verzichtet, dem Betrachter die Möglichkeit unbeeinflußter Eigeninterpretation nicht verstellt. Um Mißverständnissen vorzubeugen: Diese künstlerisch- philosophische Haltung führt nun keineswegs ins Beliebige, ins Unverbindlich-Zeitgemäße!
Denn diese Künstlerin erstellt in ihren Bildern gewissermaßen einen offenen, existentiellen Rahmen, in dem sich allerdings ein indirekter Imperativ zu verbergen scheint: nur wer sich - wie auch immer bewegt - lebt und sorgt für den Fortgang des Lebens überhaupt! Das "immer noch" von Eva-Maria Korsmeier hat sich gelohnt. Es liegt unter anderm an Ihnen, diesen Prozeß aufrecht zu erhalten.