/ Galerie Altes Rathaus Wörth
Eva Korsmeier: "immer noch"
Malerei
23.01.05 bis 27.02.05
Eva Korsmeier
Eva Korsmeier: "Figurenstudie 6" (Ausschnitt)

Vita

1966
geboren in Freiberg/Saale

1972-82
Schulbesuch

1982-86
Berufsausbildung, Tätigkeit als technische Zeichnerin

1986-89
Designstudium (FAS mit Abschluss) in Heiligendamm

1989-90
Innenarchitektin und Abendstudium an der HfBK Dresden

1991-93
wohnhaft in Münster/Westfalen

1994-99
Studium an der HfBK Dresden bei C. Weidensdorfer und J. Haufe

seit 1999 freiberuflich tätig in Dresden


Ausstellungen:

1991
"Im Spieker", Münster/Nienberge

1996
Frühlingssalon, HfBK Dresden

1998/99
Verwaltungsgericht Dresden

1999/2000
Sparkasse Pirna

2000
Bibliothek im World Trade Center, Dresden
Daimler Chrysler Flugzeugwerft Dresden
Acerplan (Architekturbüro), Dresden

2001
Kleine Galerie Arneburg (bei Stendal)
Herzzentrum Dresden

2002
Landesärztekammer Dresden
Kunstverein Gera e.V., Gera


Arbeiten in öffentlichen und privaten Sammlungen (Auswahl):

Sparkassenkulturstiftung der Sparkassen Pirna und Dresden
Sächsische Landesbibliothek Dresden
Sammlung des Freistaates Sachsen (Projekt Kunst u. Justiz im Verwaltungsgericht Dresden)
Kupferstichkabinett Dresden
Iberoamerikanisches Institut Berlin


Einführungsrede von Dr. Matthias Brück

Es zählt sicherlich zu den Sisyphus-Arbeiten in Philosophie, Psychologie, Kunst oder Pädagogik, sich ein Bild vom Menschen zu machen. Ein Bild, das je nach Religion, Weltanschauung oder politischem Interesse, den Menschen häufig in eine bestimmte Rolle gezwängt hat. Ihm seine Freiheit beschneiden wollte, um ihn so besser benutzen und beherrschen zu können. Bis heute laufen diese Versuche...

Zur Zeit pflegt man den Menschen als eine Art von "homo lifestyliensis" zu interpretieren, als konsumorientiert, egoistisch und trendgeschult... Das nützt zumindest theoretisch dem heißersehnten "Aufschwung"!

Nun gibt es glücklicherweise immer noch Künstlerinnen und Künstler, die nicht aufgeben, sich nicht mit dogmatischen Analysen begnügen. Zu denen gehört sicherlich Eva-Maria Korsmeier. Allerdings könnte man ihren Ausstellungstitel "immer noch" auch dahingehend verstehen, daß sie nach den zahllosen Toden, die gerade der Malerei ständig vorausgesagt wurden - dennoch immer noch an den Sinn dieser Disziplin glaubt.

Und das zu Recht, wenn man sich die Ausstellung genau betrachtet. Denn in ihr treffen zwei wichtige Komponenten zusammen: handwerklich-technische Präzision und eine offene, undogmatische Aussage.

Diese Künstlerin tangiert in ihrem Menschenbild selten das einzelne Individuum, selten die konkrete, unverwechselbare Person. Sie begibt sich gewissermaßen auf die Suche nach dem Wesen menschlicher Existenz.

Der meisterliche, bisweilen fast altmeisterliche Umgang mit Farben - Goya läßt grüßen - gestattet ihr eine ungewöhnliche Interpretation von Raum und Figur. Die Räume, der jeweilige Hintergrund werden nicht eindeutig definiert, nicht als erkennbarer Ort vorgestellt.

Bisweilen könnten sie als fiktive Landschaften wahrgenommen werden, dann wieder als Schichten, partielle Flächen oder indirekt als Erlebnisfragmente der agierenden Menschen - die sich in unterschiedlichster Weise entäußern. Vielleicht spiegeln diese Konstellationen ja auch die Bereiche unterschiedlichster Zwänge, gegen die man sich zur Wehr setzt oder auch resigniert verharrt...

Kämpfe mit einem unsichtbaren Anderen, Auseinandersetzungen mit der je eigenen Innenwelt-Problematik oder eine Verknüpfung, eine Verschlingung, all dieser Komponenten, dynamisieren als indirekt-erfahrbare Inhalte beinahe jedes dieser Exponate. Gerade hier kommt die Ambivalenz, die Vieldeutigkeit und Vielschichtigkeit der Darstellung bestens zum Tragen. Die einzelnen Figuren - zumeist zwei oder drei - können für sich allein agieren.

Bisweilen allerdings berühren sie sich, scheinen partiell miteinander zu verschmelzen oder erscheinen als ihre eigene Kopie, ihr Schatten oder Abbild. Eine könnte aus der anderen hervorgegangen sein beziehungsweise in sie zurückfinden. Dadurch werden diese Szenerien von einer durchgehenden Spannung vitalisiert, die - neben dem Gesagten - vornehmlich aus einer ständigen Bewegung resultiert. So kann beispielsweise aus der "Arena" (eine frühere Arbeit) eine Chiffre werden, die - weit über den antiken Kampfplatz hinaus - das menschliche Leben in allen seinen Spielarten umgreift.

Eine Chiffre nicht als Konstante, nicht als anthropologisches Dogma, sondern als ein ständiges Philosophieren, durch das diese Künstlerin - quer zur Zeit - das Geschehen zu erhellen versucht. Ein Philosophieren, das den Menschen als eine sich und andere bewegende Existenz begreift, wobei damit noch nicht über Sinn und Qualität möglicher Resultate befunden worden ist.

So wundert es auch nicht, wenn Eva-Maria Korsmeier zumeist auf konkretisierende Bildtitel verzichtet, dem Betrachter die Möglichkeit unbeeinflußter Eigeninterpretation nicht verstellt. Um Mißverständnissen vorzubeugen: Diese künstlerisch- philosophische Haltung führt nun keineswegs ins Beliebige, ins Unverbindlich-Zeitgemäße!

Denn diese Künstlerin erstellt in ihren Bildern gewissermaßen einen offenen, existentiellen Rahmen, in dem sich allerdings ein indirekter Imperativ zu verbergen scheint: nur wer sich - wie auch immer bewegt - lebt und sorgt für den Fortgang des Lebens überhaupt! Das "immer noch" von Eva-Maria Korsmeier hat sich gelohnt. Es liegt unter anderm an Ihnen, diesen Prozeß aufrecht zu erhalten.




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Eva Korsmeier: "Figurenstudie 6" (Ausschnitt)