Landkreis Südliche Weinstraße / Kreisverwaltung Südliche Weinstraße
Birgit Vonholdt: "Form und Farbe"
Malerei
25.09.05 bis 21.10.05
Birgit Vonholdt
Birgit Vonholdt: "Ma chapelle" (2005)

Birgit Vonholdt über ihre Arbeiten

Die Umsetzung einer sinnlichen Wahrnehmung in eine innere Darstellung und deren Vermittlung sollte das größtmögliche Anliegen eines Künstlers sein. So bedeutet für mich das Thema "Sehen und Umsetzen" in Form und Farbe einen wichtigen Bestandteil meiner Arbeit. Motive aus der Natur, skizzenmäßig in Freilicht festgehalten, werden vor Ort oder im Atelier Bild für Bild umgesetzt bei fortschreitender Form- und Farbabstraktion. Emotionales kann dabei eine gedankliche Verdichtung erfahren.

Das Resultat dieses Prozesses wird auf den Malgrund gebracht, wobei das Intuitive keineswegs durch den Verstand verlorengeht. Es ist gerade die Spontaneität, die meine Arbeit stark beeinflusst, besonders im Aquarell ist dies nachzuempfinden. Nur so kann ich das "Gesehene" atmosphärisch "umsetzen", kann ich mit der Farbe spielerisch, fast dynamisch hantieren, kann ich dem Betrachter die Möglichkeit einer sensiblen Wahrnehmung vermitteln: "Sehen und Umsetzen" - eine wunderbare Symbiose.


Birgit Vonholdt

1945
- geboren in Bensheim/Bergstraße

seit 1975
- Fortbildung in künstlerischen Techniken

- Symposien in Frankreich und Italien, Schwerpunkt Aquarellmalerei
- Europäische Akademie für Bildende Kunst Trier, Schwerpunkt Acrylmalerei
- Freiberufliche Tätigkeit als Kunstmalerin
- Leitung von Mal-Seminaren im In- und Ausland


Einzel- und Gruppenausstellungen (Auswahl)

seit 1987
- Südpfalz-Kunstausstellungen

seit 2000
- Haus der Kunst München

- Museum of Fine Arts Malta


Mitgliedschaften

- Südpfälzische Kunstgilde Bad Bergzabern e.V.
- Kunstverein Villa Streccius Landau e.V.
- BBK Rheinland-Pfalz
- Münchener Künstlergenossenschaft kgl. priv. 1868
- apk-Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler


Einführung von Dr. Matthias Brück

KünstlerInnen, die sich der Natur, dem Landschaftlichen widmen, haben es immer schwerer. Entweder sind diese Motive gar nicht mehr vorhanden oder sie erfreuen sich der Gesellschaft prächtiger Hotels, Fabriken und schmucker Hochhäuser. Die gegenwärtige Kunst scheint sich auch immer weniger um diesen einst willkommenen Gegenstand zu kümmern, wenn man von Exponaten absieht, die den Titel "Oh Pfälzer Land wie schön bist Du" zu Recht verdienen.

Birgit Vonholdt nun ist immer schon in diesem Kontext ihren eigenen Weg gegangen. Sie fand und findet in der Begegnung mit dem Mediterranen gewissermaßen einen Dialogpartner, mit dem das Gespräch nie abzureißen scheint.

Waren es früher ausschließlich die Aquarelle, die ein momentanes Ereignis spontan anzuhalten wussten, die den Augenblick festhielten - so präsentiert Ihnen diese Künstlerin heute eine Art von Verwandlung, ja Vertiefung ihrer Sujets in das Medium Acryl.

Verschiedene Sichten, Ansichten werden manchem Betrachter bekannt erscheinen. Immer dann, wenn Birgit Vonholdt die Perspektiven des Landschaftlichen dort aufspürt, wo es noch beinahe unberührt, zumindest vom Menschen noch nicht kultiviert oder bereits deformiert wurde.

In den Fels oder in Schneisen eingefügte, regelrecht "eingeschmiegte" Anwesen und Dörfchen, ein Gehöft in menschenleerer Weite suggerieren den Eindruck, als wären sie seit Ewigkeiten mit der Natur eine Symbiose eingegangen, hätten zu einem sinnvollen Miteinander gefunden - fast ein Märchen für spätere Generationen, ohne jegliches Abgleiten in eine fragwürdige Sentimentalität!

Denn Birgit Vonholdt versteht es meisterlich, die jeweiligen Formen, Formationen und speziellen Lichtverhältnisse südlicher, mediterraner Gegebenheiten zu eigenen, unverfälschten Harmonien zu fügen.

Dominierte bei den Aquarellen noch das Spiel zwischen Detail und luftiger Stilisierung, zwischen konkretem Objekt und offener Weite, werden in der Acrylmalerei andere Sensibilisierungen erreicht.

Gemäß dem Credo "Sehen und Umsetzen" folgt dem Verwandeln der sinnlichen Wahrnehmung eine innere Darstellung und deren Vermittlung eine wirkmächtige Interpretationsverschiebung.

Skizzen vor Ort erfahren im Atelier bei der Umsetzung eine Reduzierung, in der Gegenständliches relativiert werden kann, in der Farbliches verdichtet wird. Weiß, Umbra und Gelb-Töne beherrschen die Szene, expressive Einschübe akzentuieren die jeweilige Atmosphäre. Ein Hauch von Einsamkeit liegt über manchem Exponat.

Quasi "quer zur Zeit" scheint manche Darstellung zur Abstraktion hin zu tendieren, doch stets gelingt es der Künstlerin, in diesem Wandel das Intuitive, das Poetische ihrer Werke zu garantieren und spürbar zu machen. Ihre Werke sind künstlerische Dokumente einer vertiefenden Konzentration, in der Emotion und Reflexion sich sinnvoll ergänzen und zu einer eigenen, verhaltenen Dramatik finden.

Zum ersten Mal in unseren Breiten präsentiert Birgit Vonholdt ihre Menschenbilder. Dabei handelt es sich nicht um einen anthropologisch-philosophischen Entwurf. Im Gegenteil: Die Personen bleiben anonym, erscheinen bisweilen zusätzlich etwas verfremdet und halten sich nur bedingt an anatomisch-festgelegte Proportionen.

Das lässt sich begründen, denn diese Künstlerin versteht das Körperliche für ihr Schaffen - fern aller Diätrezepte - gewissermaßen als Entwurf, als Medium, um darin andere Inhalte und Qualitäten zu erhellen.

Es ist der Rhythmus, die unverformte Bewegung, in die diese Gestalten eingebettet sind. Ein Rhythmus, der diese Körper regelrecht durchströmt, damit sie miteinander den gleichen Takt finden.

Der jeweilige Hintergrund unterstützt diese bewegt-dynamische Konzeption, die sich frei entfalten darf, da jede Individualisierung durch eine bewusst verfügte "Gesichtslosigkeit" vermieden wird.


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Birgit Vonholdt: "Ma chapelle" (2005)