Landkreis Südliche Weinstraße / Kreisverwaltung Südliche Weinstraße
Harald Kille und Bernd Mohr
Malerei, Skulptur
28.03.04 bis 23.04.04

Während sich die Malerei von Kille durch hintergründige Inhalte und eine fast pastellen wirkende Ölmalerei auszeichnet, suspendiert Mohr die Schwere seiner Metall-Skulpturen durch ein ungeahntes und witziges Bewegungsraffinement.

Vielleicht kann man das Werk von Harald Kille durch ein Statement zu seinen eigenen musikalischen Kompositionen indirekt erhellen: "In meinen Kompositionen versuche ich spartenübergreifende Elemente zusammen zu führen: Rock, Jazz, Neue Musik, Aussereuropäisches. So wird das Klischee und die gängige Popmotorik und -harmonik unterlaufen, z.B. durch Bildung von Akkorden aus 12-Ton-Reihen oder ungeraden Metren, die in unseren Breiten als hinkend empfunden werden; oder durch bewusste Überspitzung von Klischeeformen wird vermeintlich Bekanntes ins Absurde zurückgeführt. Auch der Klang und das Zusammenspiel von Gitarre, Flöte und Trompete trägt zum ungewohnten Klang bei".

Bernd Mohr gelingt es, das Starre und Statische seiner Materialien ironisch zu relativieren, mechanisch geschickt in Bewegung zu setzen, ohne deshalb ins Kitschige abzugleiten. Ausgefallene Ideen und ihre präzise handwerkliche Umsetzung machen diese Exponate zu einem doppelten Genuss.

Einführung von Dr. Matthias Brück

Die deutsche Design-Szene gerät in Bedrängnis! Es kann nicht mehr lange dauern - und die oberflächenglatten, multifunktionalen Kaffeemaschinen werden aus den Geschäften fast verschwunden sein.

Statt ihrer findet man demnächst dort die "Espresso kochende Pfeifmaschine" von Bernd Mohr, deren Prototyp Sie heute hier bestaunen und natürlich vorbestellen können. Wenn Sie dann morgens aus dem Bett fallen, war´s wenigstens ein Kunstwerk, das Sie geweckt hat. (Da brauchen Sie keine Lätta mehr!)

Scherz beiseite: viele Exponate dieses Künstlers haben diesen Pfiff, bieten eine spezielle Kombination aus eher sprödem, teiltechnischem Material und seiner verblüffenden Funktion. Wen wundert´s, ist doch Bernd Mohr auf allen Schrottplätzen unserer Region zuhause.

Kennt die verborgenen Eigenschaften seiner Stoffe - von der Biegsamkeit, der Festigkeit oder Belastbarkeit bis hin zur Fähigkeit, seine unterschiedlichsten Metalle zur "Weißglut zu bringen".

Das setzt nun ein kontinuierliches Studieren in Theorie und Praxis voraus, verlangt eine profunde Handwerklichkeit und Kombinationsgabe, die auch den geschickten Einsatz - beispielsweise von Elektromotoren - verlangt.

Denn mit dem Statischen allein, gibt sich dieser Künstler nur selten zufrieden: Da versetzt er die Schwerpunkte, öffnet das Innere der Skulptur, das ihm ebenso wichtig wird, wie die Oberfläche.

Und: er bringt das Ganze in Bewegung. Natürlich nicht die "Heiligen drei Könige" - die verharren schon in gemessener Andacht. Dafür hat er mit der Arbeit "Indifferent" beinahe ein Meditations-Objekt zum Erlangen der inneren Balance geschaffen.

Die technischen Komponenten, den kleinen Elektromotor, nimmt man kaum wahr. Dafür aber ein ausgeklügeltes Spiel mit den Möglichkeiten, das Gleichgewicht auszutarieren. Darüber hinaus eine Asymmetrie, die sich in der Bewegung immer wieder zu einem ästhetischen Ganzen schließt und öffnet.

Es geht allerdings auch weniger "meditativ". Dann, wenn sich acht Autoradios, gesteuert von einem leistungsfähigen Motörchen, im Kreis bewegen, sich in Intervallen ihren jeweiligen Sender suchen - und den - je nach Regelung - mehr oder weniger harmonisch mit den andern zu einem Konzert der sonst rivalisierenden Rundfunkanstalten vereinen. - Keiner kommt zu kurz!

Wenn die Technik einmal ausfallen sollte, wenn der Strom abgestellt wird, dann kann sich dieser Künstler immer noch eingeschränkt auf die Natur verlassen: Denn dann dreht sich bei steifer Brise seine "Äole", sein Windspiel auf verschiedenen symbolischen Ebenen - und ab Windstärke 5 - 6 beginnt es auf höchst eigene Weise zu "singen".

Vergleichbar der legendären Äols-, Wind- oder Geisterharfe, deren geheimnisvolle Musik bis in vergangene Hochkulturen zurückreicht …

Da wir heute im"Doppelpack" laudieren, mach' ich es kurz. Seien Sie neugierig auf diese Exponate und lassen Sie sich von manchem Ungesagten überraschen! Und verlassenen Sie sich nicht mehr auf das bekannte Schiller-Zitat: "Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan - der Mohr kann gehen". Dieser Mohr ist gerade im Kommen!




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