Kunstverein Villa Streccius Landau / Villa Streccius Landau
Edvard Frank
"So viel Anfang war nie. Künstlergruppen in der Pfalz nach 1945"
Vortrag mit Lichtbildern im Rahmen der Ausstellung "Vom Keller ans Licht. Aufbruch und Neuorientierung in der pfälzischen Kunst nach 1945"
11.09.08

Am Donnerstag, den 11.09.08 um 20.00 Uhr, laden der Landauer Kunstverein Villa Streccius und das Strieffler-Haus zu einem Lichtbildervortrag unter dem Titel "So viel Anfang war nie. Künstlergruppen in der Pfalz nach 1945" in die Städtische Galerie Villa Streccius, ein.

Dieser Vortrag von einem der besten Kenner der pfälzischen Kunstszene, des Kunsthistorikers Clemens Jöckle aus Speyer, findet im Rahmen der großen Gemeinschaftsausstellung von Kunstverein und Strieffler-Haus: "Vom Keller ans Licht. Aufbruch und Neuorientierung in der pfälzischen Kunst nach 1945" statt, welche letzten Freitag eröffnet wurde.

Jöckle hinterfragt die spannendste Phase der Nachkriegskunst, den Richtungsstreit zwischen den neu oder wieder gegründeten Künstlervereinigungen nach der "Stunde Null" und zeigt, dass das Bild von den "bunten", harmoniesüchtigen und heimatbetonten 1950er Jahren für die Kunst nur in Ansätzen stimmt, dass vielmehr diskutiert und gestritten wurde, was das Zeug hielt. Standen doch nach Ende des Zweiten Weltkriegs die meisten Künstler nicht nur vor einem schwierigen materiellen Neuanfang, sondern vor allem vor einer neuen Lebensentscheidung, die eine Richtungswahl der künstlerisch-ästhetischen Arbeitswelt erforderte.

Über 90 Künstler und sehr wenig Künstlerinnen bestimmten die damalige pfälzische Nachkriegsszene, in der nicht nur künstlerische Traditionen, sondern auch Generationenunterschiede eine neue Orientierung herbeiführen. Die Werke der Künstler, welche wie Otto Dill, Rolf Müller-Landau, Hermann Croissant oder Fritz Zolnhofer den Totpunkt bereits 1945 mit einer ersten Ausstellung überwanden, sind heute teilweise noch bekannt, aber sogar bei der Gründungssitzung der Pfälzischen Sezession Ende 1946 kommen viele Künstler vor, deren Leben heute vergessen scheint.

Und überhaupt, was trieb diese Künstler zur Gründung dieser neuen Vereinigung, was zur Gründung der zwei Jahre später entstandenen "Neuen Pfälzischen Gruppe" oder zur Wiederbegründung der heute noch aktiven Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler (apk)? Die Neue Pfälzische Gruppe ist heute eine ebenso zu Unrecht vergessene Kunstepoche unserer Region wie die Pfälzer Künstlergenossenschaft, welche 1948 im Neustadter Saalbau als einem der wenigen unzerstörten Säle ausstellte und mit ihren über 30 Mitgliedern eine Gegenposition gegen die Abstraktion behauptete.

Pfälzische Künstler, welche wie etwa Hermann Croissant weiterhin gegenständlich malten, hatten besondere Schwierigkeiten und sahen sich häufig ausgebootet, andere, wie etwa Adolf Doerner, wurden zu isolierten Künstlern der "Verlorenen Generation". Hinzu kommen besondere Schicksale, etwa wie die der Flüchtlinge aus dem deutschen Osten. Jöckle wird diese spannende Epoche, aus der unsere heutige Kunstszene hervorgegangen ist, mit viel Verve und verständlich Revue passieren lassen.

Zudem lädt der Kunstverein für Sonntag, den 14.0.08 um 15.00 Uhr, gleichfalls mit Clemens Jöckle, zu einer Führung durch den Ausstellungsteil im Strieffler-Haus, Löhlstraße 3, ein, wo mit fast 50 Kunstwerken vor allem die Bewältigung des Krieges und die Rückerinnerungen der Künstler daran dargestellt sind.

Insgesamt ist diese im Kunstverein und im Strieffler-Haus präsentierte Ausstellung, welche auch offizieller Programmpunkt des Kultursommers Rheinland-Pfalz darstellt, mit 196 Werken von 102 Künstlerinnen und Künstlern die bisher umfassendste zur pfälzischen Kunst gezeigte Kunstschau von der Stunde Null 1945 bis ca. 1960. Es bedeutete für die Organisatoren eine enorme Arbeitsleistung, zu dieser ersten Phase der pfälzischen Nachkriegskunst überhaupt noch Kunstwerke ausfindig zu machen. Zwölf Staatliche und städtische Museen, fünf professionelle Galerien und 14 private Sammler haben dann mit ihren Leihgaben diese großartige Werkschau ermöglicht. Ein ganz besonderes Bonbon für das Publikum besteht darin, dass die von den Galerien eingebrachten seltenen Werke zu jener Frühepoche auch erworben werden können.


Eintritt:
8 EUR Erwachsene, 6 EUR Mitglieder Kunstverein, Förderkreis Strieffler-Haus, Studierende, Schüler, Auszubildende



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