Kunstverein Villa Streccius Landau / Villa Streccius Landau
August Willich als amerikanischer General
En avant! Der 1848er Revolutionär August Willich"
Der erstaunliche Lebensweg eines deutschen Demokraten oder Von Wesel über Landau nach Amerika
20.09.07

Referent: Prof. Dr. Wolfgang Hochbruck, Englisches Seminar der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg
Einführung und Moderation: Heinz Setzer, Vorsitzender des Kunstvereins

Manche Menschen geraten zwischen alle Stühle und fallen unversehens aus der Geschichte - insbesondere, wenn sie den jeweils gängigen politischen Machtverhältnissen in die Quere kommen. Prof. Hochbruck vom Englischen Seminar der Uni Freiburg hat mit dem 1810 in Pommern geborenen Landadeligen August von Willich einen Protagonisten der demokratischen Revolution wiederentdeckt, der zu den bedeutenden Gestalten der badisch-pfälzischen Revolution von 1848 zu zählen ist, aber von der Geschichtsschreibung bisher weitgehend übergangen wurde. Einzig in Baden gab es in den letzten Jahren einige Erinnerungsansätze, der Vortrag Hochbrucks könnte ein Anstoß sein, auch in der Pfalz diesen vergessenen Kämpfer für die Demokratie zu würdigen.

August Willich, der als preußischer Leutnant seine Karriere begann, legte unter dem Einfluss des jungen Karl Marx und französischer Sozialisten seinen Adelstitel und den Offiziersrock ab und wurde Zimmermann, fest vom Sieg der Demokratie und des Sozialismus überzeugt. Als der berühmte Hecker mit seinen Freischärlern 1848 von Südbaden aus die Republik erkämpfen will, ist Willich der militärische Kopf dieser Unternehmung, welche allerdings unter den Kugeln preußischer Truppen ihr Ende findet.

Willich flieht mit Gleichgesinnten ins Elsass und nach Besançon, wo er eine "Arbeiterlegion" aufbaut. 1849 kämpft er mit seinen Legionären in Baden und der Pfalz, er belagert Landau und Germersheim, sein Adjutant ist übrigens der junge Friedrich Engels. Die Belagerung der Bundesfestung Landau ist für den späteren Mitbegründer des Marxismus bei weitem die glänzendste Militäraktion der Freicorps. Doch die Konterrevolution triumphiert, Willich bleibt nur die Flucht. Sogar im Londoner Exil wirbt er wieder Freiwillige für die Fortsetzung des Kampfes an, doch er gerät ins Abseits, als er sich mit Karl Marx und dem "Kommunistischen Bund" überwirft.

1852 geht Willich in die USA, wo er als Propagandist für soziale Reformen und Gewerkschaften wirkt. Als der amerikanische Bürgerkrieg ausbricht, kämpft "Papa Willich" unter der Fahne der Union gegen die Sklavenhalterstaaten mit teilweise legendären Erfolgen, seine Truppen bestehen vor allem aus deutschen Einwanderern und Mitgliedern von Turnvereinen. Doch als er 1866 als General aus dem Dienst scheidet, ist er zum Krüppel geschossen und verarmt, dennoch bleibt er weiterhin für die Rechte der Arbeiter politisch aktiv. Vor allem die Kinder, denen er wie der Weihnachtsmann Süßigkeiten austeilt, sind seine Hoffnungsträger auf eine bessere Zukunft der Menschheit.

Eintritt: 6 EUR (Mitglieder), 8 EUR (Nichtmitglieder), 4 EUR (Schüler/Studierende)



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