Kunstverein Villa Streccius Landau / Villa Streccius Landau
"Kunstsammeln als Leidenschaft und Abenteuer"
Frühschoppen in der Villa Streccius mit Privatsammler Alexander Baier
08.01.06

Am Sonntag den 08.01.06 um 11.00 Uhr kann man beim Frühschoppen mitten in der Ausstellung des Landauer Kunstvereins in der Villa Streccius erleben, was die Leidenschaft des Kunstsammelns bewirken kann. Privatsammler Alexander Baier befiel diese Passion bereits während seines Jurastudiums vor über 45 Jahren in Mainz. Seither haben er und seine Gattin eine Privatsammlung von rund 2500 Werken zusammengetragen - wohl der bedeutendste private Zugang zeitgenössischer Avantgardekunst in Rheinland-Pfalz in den letzten Jahren.

Am Sonntag, seinem 70. Geburtstag, lädt der als begabter Redner bekannte Baier die Öffentlichkeit zu "Weck, Worscht und Woi" in die Villa Streccius ein, um zu berichten, was ihn an der Kunst faszinierte, welche teils skurrilen Erfahrungen, Opfergänge und Höhenflüge er in fast einem halben Jahrhundert Sammlertätigkeit erlebte. Der Direktor des "Emschertal-Museums" im nordrhein-westfälischen Herne, Dr. Alexander von Knorre, wird als weiterer Frühschoppen-Gesprächspartner nach Landau kommen. Die beiden bekannten Ruhrgebiets-Institutionen "Emschertal-Museum" und "Flottmann-Hallen" werden die Sammlung Baier ab dem 28.01.06 präsentierten. Zudem werden die beiden Kuratoren des Landauer Kunstvereins, Heinz Setzer und Dr. Jörg Katerndahl, mit am runden Tisch sitzen und gemeinsam mit dem Publikum über Hoffnungen, Lust und Frust des Kunstsammelns plaudern.

Dabei dürfte es spannend werden: Menschen werden im Allgemeinen von ihren Leidenschaften geprägt und Baier war es gelungen, seine Passion für die Bildende Kunst sogar zur lebenslangen Profession zu machen: Seit 1960 war er Galerist, dann Chefredakteur und Herausgeber der lange Zeit bedeutendsten deutschsprachigen Kunstzeitschrift "KUNSTmagazin", seit 1985 bis 2001 Museumsdirektor der Städtischen Kunstsammlungen Schloss Salder im niedersächsischen Salzgitter. Salzgitter, bis dahin künstlerisch ein "no-name", erhielt durch Baier deutschlandweit Profil. Nach seiner Pensionierung ließen sich die Baiers mit ihrer riesigen Sammlung im pfälzischen Pirmasens nieder.

Das Außergewöhnliche an der Sammlung: die Baiers haben nie die gerade gängige Mode der Kunstszene erworben, dazu hätte alleine schon das Geld nie gereicht, sondern stets Werke der Kunstrebellen und Querdenker. Solche Künstler - auch Josef Beuys gehörte anfangs zu dieser Gruppe - werden von der offiziellen Kunst meist lange Zeit gemieden. Fast nie besaßen die Baiers bei ihren Erwerbungen die kunsthistorische Rückendeckung von Museen und Kunstkritik, nur der eigene Instinkt und eigene Kenntnisse zählten. Das Risiko, einen kunsthistorischen Flop zu landen, war somit immer vorhanden - doch gerade darin besteht natürlich auch der besondere Kitzel des Sammlers: besser als der breite Markt zu sein.

Die Baiers wussten, dass sie stets an den Grenzlinien zwischen Verriss und künstlerischer Innovation entlang schrammten: "Ich wollte immer das noch nicht ganz Begriffene. Wenn ich alles sofort verstanden hätte, wäre es für mich uninteressant gewesen." Mittlerweile sind viele der ehemaligen Rebellen seiner Sammlung zu internationalen Künstlergrößen aufgestiegen. Doch keineswegs ist der museale Atem der Kunstgeschichte bereits über die Sammlung hinweggegangen, auch heute noch wirken viele Werke der Sammlung frisch und provokant. In besonderer Würdigung der Sammlung hat die Stiftung "Rheinland-Pfalz für Kultur" Förderung gewährt, zudem ist zur Ausstellung ein 100-seitiger Katalog (ISBN: 3-934940-20-X) erschienen.


Weitere Veranstaltungen


Finissage am 15.01.06 um 11.00 Uhr
Landauer Matinee: Musikalisch-lyrischer Salon mit dem Tübinger Konzertpianisten Dietmar Kluge und Franziska Trischler vom Ensemble „Ver(s)sprecher des Instituts für Sprechwissenschaft der Universität Koblenz/Landau: Von Mussorgski bis Satie und Jandl bis Mayröcker.
15.00 Uhr: Führung durch die Ausstellung



[zurück]