Südpfälzische Kunstgilde e.V. / artgalerie am schloss
Noel 'Gene' B. Lungay: "Echos der Meereskinder"
Malerei
21.10.07 bis 11.11.07
Südpfälzische Kunstgilde
Noel 'Gene' B. Lungay: "Angstklopfen"

Noel 'Gene' B. Lungay wurde 1967 in Tagbilaran City (Bohol, Philippinen) geboren. Er ist in vierter Generation bildender Künstler und lebt und arbeitet seit 2004 in Eschwege. 1984 studierte Lungay Bildende Künste an der "University of the Philipinnes" in Cebu. Bis 2003 arbeitete er im von seiner Mutter und Mentorin gegründeten Kunstprogramm "UDLOT Youth Art Programm" für behinderte und nicht behinderte Kinder und Jugendliche.

Er selbst schreibt über sich: "Geboren in der philippinischen Inselprovinz Bohol durfte ich als Kind die Einfachheit meiner Heimat erleben und war nicht der harschen Natur der Großstädte ausgesetzt. Meine Kunst reflektiert in erster Linie meine persönliche Verantwortung dafür, das essentiell Gute der Dinge um mich herum zu projizieren. So zum Beispiel die Natur der einfachen Leute in lokaler, kultureller Umgebung. Ich male, was ich erlebe und beschreibe meine Subjekte aus der Erinnerung heraus. Fotografien als Referenzen lehne ich ab. Zu den zentralen Themen meiner Kunst gehört die Darstellung von Kindern, die wegen ihrer Unschuldigkeit und ihrer ehrlichen Reaktionen auf die einfachen Aspekte des Lebens eine perfekte Repräsentation meiner Kultur darstellen. Auch wählte ich Kinder als Subjekte meiner Kunst, da sie von den heutigen globalen politischen, sozialen und gesellschaftlichen Problemen wie Krieg, Armut und Unterdrückung besonders betroffen sind. Im Zentrum meiner Ausstellung im Januar 2004 stand die neo-realistische Projektion des Lebens von Straßenkindern in Manila, der Hauptstadt der Philippinen. Inspiriert wurde ich durch meine Arbeit mit Straßenkindern, für die ich 2002 Kunstworkshops durchführte."


Besprechung von Gabriele Weingartner, Die Rheinpfalz vom 26.10.07

Fragiles Paradies

Es ist eine helle, im wahrsten Sinne des Wortes transparente Art der Ölmalerei, die Noel "Gene" B. Lungay in der Bad Bergzaberner Artgalerie am Schloss präsentiert. Durchsichtig in jeder Hinsicht sogar, denn auf vielen seiner Bilder kann der 1965 geborene, seit 2004 im hessischen Eschwege lebende philippinische Künstler buchstäblich durchs Wasser sehen.

Es scheint jedenfalls eine heile Welt, die der Maler schildert: Fischer beim Fischen, Frauen auf dem Markt, Kinder beim Tauchen und Baden. Nicht selten in drei- oder vierteiligen Serien "beschreibt" Lungay die Abfolge von Handlungen oder auch panoramaartig aneinandergereihte Ansichten von kleinen Jungen und Mädchen, die sich an Stränden verweilen, dort ihre Kopfstände machen, versuchen, im feinen Sand vorwärtszukommen. Auch von oben schaut Lungay bisweilen auf das herab, was er auf seinen Leinwänden festhält, allerdings ohne das geringste Anzeichen von Arroganz: Wartende, erschöpfte Männer und Frauen auf einem Floß, fliegende Händler, die fein säuberlich ihre Waren um sich herum verteilt haben.

Immer wieder befinden sich die Menschen, Kinder vorwiegend, unter Wasser: beim Muscheltauchen, an Korallenriffen, beim schieren, besinnungslosen Spiel. So aber wie die gleißende Sonne, die über allem liegt, dazu führt, dass die von Lungay gemalten Menschen ihre Augen zukneifen und auch dem Betrachter nicht etwa direkt ins Auge schauen, so durchbrechen die Sonnenstrahlen die Wasseroberfläche und überschütten die schwimmenden und sich windenden Körper so sehr mit hellen, reflektierenden Flecken, dass sie auch wie von innen illuminiert erscheinen. Lungay porträtiert menschliche Gemeinschaften, die anscheinend völlig unversehrt vom Tourismus sind und offensichtlich auch (noch) nicht den "Segnungen" der Globalisierung ausgesetzt. Ein einziges Bild ("Hörspiel") zeigt aufmerksam lauschende Kinder, in ihrer Mitte ein Transistorradio. Und auch das Bild "Mangroven-Lethargie" greift nur sehr am Rande die massiv dräuende Gefahr für dieses so produktive Ökosystem auf, das auf engem Raum über und unter Wasser einer hohen Zahl von Lebewesen geeignete Existenzbedingungen bietet und nun durch die rigorose Ausbreitung von Shrimps-Zuchtfarmen zunehmend verschwindet.

Es ist also ein gefährdetes, fragiles Paradies, das auf einen wartet mitten im fast schon novembergrau gewordenen kühlen Bergzabern. Aber es ist technisch auf sehr hohem Niveau gemalt, rein aus der Erinnerung des Malers, der von sich sagt, dass er "die Referenzen von Fotografien ablehnt". Armut, Krieg und Unterdrückung, ökologische Katastrophen finden nicht statt. Allenfalls andeutungsweise in den großformatig "herangezoomten" Gesichtern, denen man ansieht, dass das Leben kein Zuckerschlecken ist.





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