Südpfälzische Kunstgilde e.V. / artgalerie am schloss
Dieter A. Decker
Malerei, Druckgrafik, Objekt
03.09.08 bis 21.09.08
Südpfälzische Kunstgilde
Dieter A. Decker: "Gaia und ihre Sprößlinge" (2006)

Der in Landau wohnende Künstler präsentiert Malereien, Druckgrafiken und plastische Objekte und gewährt damit einen Einblick in die gesamte Bandbreite der von ihm praktizierten Ausdrucksformen.

Eine Einführung in die oft von mythologischen Themen inspirierten Werke erhalten die Besucher von Manfred Scherer, ehemaliger Präsident der Gilde. Musikalisch umrahmt wird die Vernissage von Jörg Grosser.


Besprechung von Gabriele Weingartner, Die Rheinpfalz vom 09.09.08

Ein Wiedersehen mit der Antike

Ein Déjá-vu-Erlebnis der besonders fröhlichen Art bereitet dem Betrachter die aktuelle Ausstellung der artgalerie am schloss in Bad Bergzabern mit den Arbeiten von Dieter Alois Decker. Grafik und Malerei in der Art von Picassos heutzutage so manieristisch wirkenden Mythologien begegnen einem da: spielerisch, souverän, zum ausführlichen Hinschauen geeignet.

Als Picasso sich ziemlich früh in seinem langen Leben in die antike Mythologie verliebte, sich von griechischen Vasenmotiven und kretischen Fresken inspirieren ließ, daraus seine eigene erotische Bildersprache entwickelte und im Grunde immer wieder auf dieses unerschöpfliche Reservoir zurückgriff, war dies neu und aufregend. Dass er andere Kunstschaffende mit seinem künstlerischen Vokabular ansteckte, schien insofern nicht verwunderlich, der gewaltige Kometenschweif seiner Wirkung ist denn auch bis heute nicht verblasst.

Dass sich Dieter A. Decker so selbstverständlich in dessen Aura bewegt, macht trotzdem so viel Spaß, dass man von Epigonentum nicht reden mag. Denn auch Deckers Fantasie ist praktisch unerschöpflich und bedient sich nicht nur der schönsten Episoden der biblischen Geschichte und der griechischen Helden- und Göttersagen, sondern operiert genauso selbstverständlich mit den Bildmetaphern einer geheimnisvollen Privat-Mythologie, die der Betrachter mit eigenen Imaginationen auffüllen kann.

Dabei ist Dieter Deckers Handschrift leicht und flüssig, springen einem die typisch schönen antiken Profile mit den sanft geöffneten Lippen auf seinen Blättern entgegen wie Bilder, die man aus eigenen Träumen kennt, kann man mit Augenlust den Verschlingungen von sich küssenden und liebenden Paaren begegnen, wilden Kentauern, faunartigen Geschöpfen sowie erstaunlich vielen Fischen, für die der Künstler eine Vorliebe zu haben scheint. "Salome tanzt vor Herodes", "Eurytion raubt Hippodamia", "Einer steht Kopf", und ein Hermaphrodit zeigt seine verschiedensten Wesenheiten, nicht zuletzt seine beiden Geschlechter. Sicher ist, dass sich das Spielerische in Deckers Kunst vor allem in der Grafik zeigt, in den Kartonschnitten, Linolschnitten, den fast zärtlich in Monotypien integrierten Zeichnungen, schon weil sie den Betrachter immer wieder in die Lage versetzen, dem individuellen Symbolismus des Künstlers linear zu folgen.

Auch die mobilen Objekte und Terrakotta-Keramiken zeigen Witz und eine vielfältig sich äußernde Ausdruckskraft. Dass sich "David und Bathseba" oder "Mars und Venus" auf Leinwänden gleichfalls unschwer vergnügen, macht sie nicht weniger liebenswert, denn ihre heitere, stets grafisch-dekorhafte angehauchte Leichtigkeit hat ihnen der Künstler damit nicht genommen.

Nur da, wo er gestisch zu malen beginnt (auf Bildern wie "Auf der Suche nach Atlantis" oder "Begegnung") und dort bis auf wenige darauf eingelassene Eigenzitate auf seinen antikisch-picassohaften Bezugsrahmen verzichtet, droht eine gewisse Belanglosigkeit. Der freiwillige Verlust auf die Mythologie könnte in der Tat auch den Verlust jener speziellen Unverwechselbarkeit bedeuten, die bei Decker nun einmal - so paradox es klingt - im kunst-historischen Zitat besteht - in der Bergzaberner Ausstellung zumindest.
 





[zurück]
Südpfälzische Kunstgilde
Dieter A. Decker: "Gaia und ihre Sprößlinge" (2006)
Südpfälzische Kunstgilde
Dieter A. Decker: "Musikerin"