Kunstverein Germersheim / Zeughaus Germersheim
Kunst in den Gewölben 2009
12 KünstlerInnen präsentieren ihre Arbeiten
06.11.09 bis 29.11.09

9. Germersheimer Kultur- und Museumsnacht am 06.11.09 von 20.00 bis 24.00 Uhr.
Der Kunstverein bietet an diesem Abend Kaffee und Kuchen an.

Finissage am 29.11.09 um 17.00 Uhr
Künstlergespräche


Mit Sophie Casado, Ingo Dudek, Sieglinde Enders, Sandra Heinz, Johanna Helbling-Felix, Alexander G. Lazich, Regina Reim, Wolfhard Tannhäuser, Karl Vollmer, Sabine Wenig, Felicitas Wiest und Reinhard Zink.


Johanna Helbling-Felix

Entgegen dem traditionellen Kanon der Landschaftsdarstellungen, bei dem der Künstler seine Staffelei in der Landschaft aufstellt und seine Umgebung darauf festhält, schafft sich Johanna Helbling-Felix durch das Abheben mit ihrem Flugzeug bewusst eine andere Perspektive und zugleich eine größere Distanz zu der unter ihr liegenden Landschaft. Zu Ihrer Auffassung der Landschaft geht sie sogar noch einen Schritt weiter: Nicht die Erde als Körper, sondern der Himmel als räumliches Phänomen ist der Ausgangspunkt ihrer Wahrnehmung. Aus den Skizzen, die teils als Fotografie, teils als kleine Zeichnung währen des Fluges entstehen, erarbeitet sie im Atelier Serien und Großformate.
(...)
Seit Jahren befasst sich die Künstlerin auch mit dem Medium der Fotografie. Zeichnungen werden direkt der Fotografie gegenübergestellt - harmonierend oder widersprechend. So entstehen zwei- und dreiteilige Kombinationsarbeiten, die auch in der Ausstellung im Kunstverein Germersheim gezeigt werden. (Textauszug von Marion Hoffmann)


Alexander G. Lazich

Sein Mal- und Zeichentalent zeigte sich schon sehr früh.An der Kunstakademie in London entwickelte er besonderes Interesse für präzise Darstellung des menschlichen Körpers. Während zahlreicher Reisen sammelte A.G.L. visuelle Eindrücke die sich in seinen Bildern widerspiegeln. (...)

Es scheint ihm ein tiefes Bedürfnis, seine realen Erlebnisse in Bilder umzusetzen und den Betrachter daran teilnehmen zu lassen, aber dennoch eigenen Fantasien Raum zu geben. Sein Wunsch nach vielfältigen Herausforderungen und Schönheit findet er in dem immer wiederkehrenden Thema: Frauen. Seine Frauen sind lebendig und geben den Blick frei auf Sehnsüchte und Träume. Seine erstaunliche Begabung, sein akribisches Ausarbeiten jeden Details mit Farbe oder mit Tausenden von Bleistiftstrichen und dem Spiel von Licht und Schatten einen fast "fotoperfekten" Realismus zu gestalten zeugt von großer Intensität.


Sandra Heinz

In den Arbeiten von Sandra Heinz rücken die in alltäglichen Utensilien veräußerlichten, vergegenständlichten Informationen ins Zentrum. Allerdings sind das nicht die Kleider und Accessoires von Heiligen oder Stars, denen schon immer besondere Aufmerksamkeit galt und an deren spezieller Aura man z. B. in Form von Reliquien teilhaben wollte. Das Interesse von Heinz gilt der Botschaft getragener, ausrangierter Textilien, die im besten Fall in der Altkleidersammlung landen würden. eine Art Bühne oder Kulisse. (...)

Die gefundenen oder ihr überlassenen Stücke werden einem transformatorischen Prozess unterzogen. Dieser bewirkt, dass die entstandenen Objekte zwar noch mehr oder weniger nah auf die Ausgangsstücke verweisen, aber zugleich durch die künstlerische Bearbeitung zu etwas Neuem werden. Meist entstehen so ganze Serien. Nicht mehr ihre frühere Funktion bestimmt die Stücke, sondern sie erhalten als jetzt künstlerisch gestaltete Objekte in einen neuen Kontext gestellt einen breiteren Assoziationsraum und damit einen Zugewinn an Bedeutung - als gäbe es hinter den Dingen noch eine weitere Sinnebene.


Sabine Wenig

Manches in kulinarischer Vorbereitung erkennen wir auf den Bildern Sabine Wenigs: die Fische in der Pfanne, die Gans auf dem Herd, das Kaninchen, bretonisch, bald wird es geschlachtet. Brassen und Barben mit stierem Blick scheinen mit starr-offenem Maul nach einem letzten Quäntchen Sauerstoff zu schnappen. Auf die Ambivalenzen zwischen Fresslust und ins geheimer Schuld, die auch im stilvollen Tafeln nicht gänzlich stille werden, macht Sabine Wenig in ihrer Kunst aufmerksam.

In neueren Arbeiten geht die Künstlerin den umgekehrten Weg: Statt das Tier in küchenfertigem Zustand zu präsentieren, glotzen nun Kuhköpfe und ihre Hinterteile von kleinformatigen Holzplatten, Schafe und weitere Rindviecher befinden sich in strengen Reihungen in unwirklicher Landschaft. Die Landschaft selbst ist längst nicht mehr Anlass oder Hauptthema dieser Serie, sondern eine Art Bühne oder Kulisse.


Regina Reim

Regina Reims Werke, der Ungegenständlichkeit verpflichtet, sind geprägt von der spannungsvollen Symbiose zwischen großzügig- gestischem Impuls und rationaler Planung. Ihre Bilder scheinen von Leichtigkeit und tänzerischem Ausdruck durchdrungen zu sein, wobei stets die Farbe eine tragende Rolle spielt. Dies zeigt sich besonders in der von ihr in aufwändigen Experimentierphasen und einzigartigen Technik entwickelten neuen Arbeiten, die sie in Germersheim erstmals einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert.


Felicitas Wiest

Seit einigen Jahren beschäftige ich mich neben der Malerei intensiv mit der Technik des Hockdrucks. (...) Dabei kombiniere ich Holz- und Linolschnitt collageartig miteineander. Es findet ein Wechselspiel zwwischen Linien und Flächen, unterschiedlichen Schnittdichten und Schnittrhythmen statt, um Tiefen und Raum zu erzeugen.
Es ist Erlebtes, was mich beschäftigt, Erinnerungen an Reisen und dabei gewonnene Eindrücke, alltägliche Erlebnisse, Gehörtes und Gelesenes regen mich zu meinem Tun an und finden in den Arbeiten ihren Niederschlag.


Reinhard Zink

In den Jahren 2003 und 2004 entstand meine erste Serie von Weinbildern mit fantastischen Tier- und Menschenfiguren als Bildmotiv. Im Jahr 2009 nahm ich die Technik der Zeichnungen auf der Basis von Weinflecken wieder auf, wobei diesmal Architekturmotive dominierten. (...) Die Vinellos des Jahres 2009 zeigen architektonische Gebilde, die Architekturstrukturen aus Europa, Asien und Lateinamerika für die Gestaltung der architektonischen Details heranziehen. Dabei halfen mir meine vielseitigen Kulturreisen als Fundus und Inspirationsquell zur Ausbildung von dem Betrachter noch unbekannten fantastischen Szenerien.


Sophie Casado

Sophie Casados Liebe gilt den verborgenen, versteckten Dingen der Natur wie auch dem Menschen, seiner Anatomie, seinem organischen Innenleben. Das anfängliche Biologiestudium hat ihre Kunst entscheidend geprägt. (...) Als Malerin und Zeichnerin ist Sophie Casado zur plastischen Arbeit gekommen. Serien von gezeichneten Schmetterlingspuppen und Vogelnestern bilden den Ausgangspunkt für ihre Objekte. Papier, besonders durchsichtiges Seidenpapier, entdeckt sie als kongeniales Material für ihre fragilen Hülleformen. Verletzbar, aber trotzdem widerstandsfähig und flexibel, kann sie das Material wie eine Haut spannen, in vielen Schichten übereinanderlegen, falten oder zu dünnen Fäden, Haaren oder Stacheln formen. (...)

Konsequent hat die Künstlerin die Entwicklung ihres Mediums vorangetrieben. Vom Einzelobjekt gelangt sie zur Formengruppe, vom Relief zur freien Raumplastik und Raumensembles. Regelmäßig sich wiederholdende Strukturen, wie "puzzle", "arbres" oder "méduses" verleihen den Arbeiten Rhythmus und meditative Kraft. (Dr. Ulrike Hauser-Suida)


Karl Vollmer

Mich interessieren Strukturen des Lebens - gleich ob es Naturformen, optische Erscheinungen, Zellstukturen, Bilder und Zeichnungen von gesellschaftlichen und gruppendynamischen Prozessen oder Zuständen, Klänge, Worte, Texte, tierische Formen, Landschaftswahrnehmungen, Menschen oder auch industrielle Produkte sind. Mit den Dingen, die mich faszinieren und bewegen gehe ich in einen geistigen und gestalterischen Dialog. Das Ergebnis ist meine Arbeit - Kommunikation, .... uralt und jeden Tag neu.


Ingo Dudek

Meine Fotografien von Büchern entstehen nach dem Lesen als Reflexion über den Inhalt eines Buches oder über die Zeit, in der es entstand. Das gelesene Buch, abgestellt und archiviert, zeigt für eine lange Zeit nur noch seinen Rücken. Nach reversibel bleibenden Faltungen der Seiten bis zu einem Status, der mir als hinreichend inhaltsbezogen erscheint, entstehen Fotografien, die Beziehungen zu aktuellen Themen herstellen.


Sieglinde Enders

... Was ist der Mensch? Homo sapiens, Krone der Schöpfung, Zufallsprodukt der Evolution? Vergänglich, unsterblich? Enders hat es sich zur Aufgabe gemacht, über die Frage aller Fragen der abendländischen Philosophie künstlerisch nachzudenken: "Ich verfolge das Ziel, mit meiner Malerei die Welt wahrzunehmen und neu zu interpretieren - wie durch einen zusätzlichen Sinn", sagt sie. Darum wähle sie sich zum Gegenstand ihres Schaffens etwas, das man durch die herkömmlichen fünf Sinne allein nicht ausreichend erfassen und begreifen könne - das unerschöpfliche Thema "Mensch". (Claudia Heck, Die Rheinpfalz, 16.09.09)

 

 





[zurück]