Im Rahmen des Projekts "Transformation Kunst"
Das Projekt "Transformation Kunst", das der Landauer Kunstvereins Villa Streccius in Kooperation mit dem Verein Stadtmarketing und Stadtentwicklung/Wirtschaftsförderung Landau durchführt und bei dem unansehnliche Trafokästen in Kunstobjekte im Öffentlichen Raum verwandelt werden, ist um eine ins Auge springende Attraktion reicher geworden.
Einer der exponiertesten Plätze dieses Projektes, das mittlerweile in ganz Deutschland Nachahmer gefunden hat, die große Kreuzung von Rheinstraße, Moltkestraße und Ostring, gegenüber dem Haupteingang des Justizpalastes, glänzt wieder mit einem neuen farbenprächtigen Großgemälde der Jockgrimer Künstlerin Bettina Kresslein.
Nachdem das von Kresslein vor sechs Jahren an dieser Stelle geschaffene Bild dem Kunstvandalismus zum Opfer gefallen war, hat die international bekannte Künstlerin in fünf Maltagen wieder eine kraftvolle Genreszene mit einer erotisch auf dem Kissen lungernden rotbemähnten Dame neben mediterranen Früchten wie römischen Artischocken, Zitrone, Knoblauch und Rotwein aufgeführt.
Das Werk ist sogar noch farbenprächtiger als früher, da durch die gewonnene Projekterfahrung jetzt besser geeignete Acrylfarben eingesetzt wurden, welche auch noch einen zusätzlichen UV-Schutz erhalten werden, um die Leuchtkraft der Farben auf Dauer zu erhalten. Man darf durchaus von einem Monumentalgemälde sprechen, umfassen doch die bemalten Flächen auf drei großen Trafokästen ganze 6,85 qm.
Esskultur und Erotik, die Hauptthemen Kressleins, binden die drei Kästen zu einer Einheit zusammen und geben vielen kunstgeschichtlichen Anspielungen Raum, von Tizians Venus von Urbino, über Goyas Majas bis zu Matisse, doch vor allem ist dies der unverwechselbare Stil der Künstlerin.
Unversehens ist diese Kreuzung für den engagierten Betrachter zum kunstgeschichtlichen Lehrstück geworden, findet sich doch direkt über Kressleins schlangenhafter Schönheit noch ein riesiges reliefartiges Wandgemälde der frühen Jahre unserer Republik, mit allen kubistisch-symbolischen Accessoires jener prüden Aufbaujahre: die Bäuerin mit der Erntesichel, der Winzer mit der Hotte, sogar eine nackte Göttin mit Füllhorn liegt auf einer Wolke wie Kressleins Dame auf dem Kissen, doch ist hier jede Erotik Fremdwort geblieben, hier kommt der Segen der Arbeit von oben, von Lebensgenuss ist noch keine Rede.
Die Fassade samt Trafokästen wird so zur Demonstration der künstlerischen Entwicklung der letzten 50 Jahre, eine bessere Aufwertung hätte diese Kreuzung mitten im Verkehrstrubel wohl kaum erfahren können. Es gibt noch einige Trafokästen in Landau, welche auf ihre künstlerischen "Transformation" warten, der Kunstverein hofft dabei auch auf weitere interessierte KünstlerInnen.
Heinz Setzer
Links:
Kresslein Bettina (Rubrik KÜNSTLER)
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