Stadt Rockenhausen / Array
Kerstin Leutiger: "Sieh, ich bin nicht..."
17.05.09 bis 28.06.09
Kerstin Leutiger
Kerstin Leutiger: "Ich (Ansicht III)", 2007, Aquarell, 68,5 x 48,5 cm

Als Malerin positioniert sich Kerstin Leutiger innerhalb der Figuration. Dabei steht ein altes, aber nach wie vor beliebtes Sujet im Mittelpunkt ihres künstlerischen Interesses: das Porträt. Insbesondere in einer von Schnelllebigkeit gezeichneten Welt, in der keiner mehr Zeit für sein Gegenüber zu haben scheint, beschäftigt sich die Künstlerin mit dem menschlichen Antlitz und versucht, ihm malerisch eine weitere Dimension hinzuzufügen.

"Der Mensch ist zu vielschichtig, um in seiner Ganzheit erfasst werden zu können. Und nicht nur der Mensch, ebenso auch die ihn umgebende Realität, die nur fragmentarisch wahrgenommen wird", sagt die Künstlerin.
Den Eindruck, dass Realität etwas sehr Subjektives und in gar keinem Fall eine feste Konstante ist, verarbeitet Kerstin Leutiger in ihren Arbeiten. Mittels zahlreicher, übereinander gelagerter Farbschichten kreiert sie sie die für sie typischen Porträts von Freunden, Bekannten, Prominenten im Aquarell. Ausgehend von der Fragwürdigkeit des Erkennens überführt die Künstlerin die sichtbare Welt des menschlichen Antlitzes in einen Zustand der leuchtenden Substanzlosigkeit. Lediglich impressionistische, erinnerungshafte Fragmente bleiben zurück, einmal mehr, einmal weniger konkret, einmal mehr, einmal weniger plastisch. Die dargestellten Personen tauchen im Bild auf, um sogleich wieder zu verschwinden. Sie oszillieren zwischen Nähe und Distanz zum Betrachter.

Unterschiedliche Schwerpunkte vollziehen sich in den einzelnen Schaffensphasen bei dem einen, gleich bleibenden, weil immer wieder faszinierenden Thema: Mensch. Manchmal wird dessen Porträt als trockene Bestandsaufnahme von Gesichtszügen praktiziert, ein anderes Mal tritt das Antlitz zugunsten einer charakteristischen Haltung oder Gestik zurück. Auch die eigene Person wird zum Bildgegenstand, zeigt sich aber aus der Perspektive des außenstehenden Betrachters, und dies noch auf eine sehr rationale, seltsam unnahbare Weise, so dass die Bezeichnung "Selbstporträt" für das Abgebildete hier fragwürdig wird. Ein anderes Mal wird das Gesicht zum Ausdrucksträger innerer Aufgewühltheit und zum Zeugen von Gefühlen und Empfindungen. Kerstin Leutiger bevorzugt in ihren Bildern Zustände des nicht sicher Sichtbaren. Absolutheitsansprüche auf oder an die Wirklichkeit stellt sie so in Frage, um das Bild als solches zu zelebrieren, denn letztlich ist für sie die Welt als solche auch immer ein Bild.

Die 1978 in Aachen geborene Diplom-Künstlerin ist nach Abitur und Studium der Freien Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar seit 2007 freiberuflich als Künstlerin tätig. Sie hat bisher an einer Reihe von Gruppenausstellungen teilgenommen, so z.B. in Weimar, Civitella d'Agliano (Italien), Durlach, Erfurt und in Gera.


[kleutiger.com]




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Kerstin Leutiger
Kerstin Leutiger: "Ich (Ansicht III)", 2007, Aquarell, 68,5 x 48,5 cm
Kerstin Leutiger
Kerstin Leutiger: "Christoph", 2006, Öl auf Leinwand, 135 x 100 cm