Südpfälzische Kunstgilde e.V. / artgalerie am schloss
Martin Eckrich: "Kräfte der Ruhe"
Malerei, Objekte
17.11.10 bis 05.12.10
Südpfälzische Kunstgilde
Martin Eckrich: "Eingebettet" (2010), 97 x 106 cm, Holzrelief, Kettensäge, Acryl

Mit einer Forumsausstellung mit Werken von Martin Eckrich beschließt die Südpfälzische Kunstgilde Bad Berzabern ihre diesjährige Ausstellungssaison. Unter dem Titel "Kräfte der Ruhe" werden Malerei und Objekte in der artgalerie präsentiert.


Besprechung von Sonja Roth-Scherrer, Die Rheinpfalz vom 25.11.10

Sieg des freien Geistes - Forum und Ausstellung mit Martin Eckrich bei der Kunstgilde in Bad Bergzabern

"Kräfte der Ruhe" strahlen aus den Bildern von Martin Eckrich aus Schifferstadt. "Eingebettet" in die Schau bei der Südpfälzischen Kunstgilde in Bad Bergzabern präsentierte der vielseitig begabte Künstler eine Installation in der Artgalerie am Schloss.

Farbintensive, expressive Landschaftseindrücke mit genau so wärmenden Titeln wie ihre Ausstrahlungskraft leuchten dem Betrachter wie lichte Momente an trüben Novembertagen entgegen: "Sonnenuntergang im Tal", "Das Meer leuchtet golden", "An der Quelle" oder "Grenzenlos". Großformatig und schrillbunt überrascht Martin Eckrich, der das Studium der Kulturraumgestaltung mit einem Diplom abgeschlossen hat, mit der jüngsten Entwicklung in seinem Kunstschaffen: Inmitten der expressiven Serie "Exotik" bewegen sich die knallbunten wilden Striche und Linien von allen Seiten auf den Betrachter zu und scheinen ihn wie Lianen oder Tentakeln zu umschlingen. Dies löst aber eher Ruhe aus statt Angst, seltsamerweise fühlt man sich von den Neonfarben angezogen, wohlig "eingebettet" in eine paradiesische Welt, die Fauna, Flora und Mensch innig vereint. Auch die Darstellungen sexueller Handlungen von Paaren aus Ton geformt und erotische Szenen in Bildern wirken in diesem Raum irgendwie "unschuldig", warm und kuschelig.

In Anlehnung an die Herrenzimmer in herrschaftlichen Häusern der vorletzten Jahrhundertwende türmt sich im kleinen Raum ein Sammelsurium von alten und neuen Gegenständen und Kunstwerken, die im weitesten Sinne an Natur, Wald und Jagd erinnern. Eine Kuckucksuhr, ausgestopfte Jagdtrophäen, Bilder vom Wald und (fast eine Karikatur) vom Röhrenden Hirsch, Menschen und Begegnungen. Dass alles aus der Natur hervorgeht und nach seiner Erfüllung wieder zu Staub zerfällt, die enge Verbundenheit in der Vergänglichkeit von Mensch, Tier und Pflanze stellt Eckrich dar, indem er mit Schnur, Draht oder Stoff Verbindungen schafft. Auch zu Jagdgegenständen wie Horn oder Büchse. "Eingebettet" (so ist der Titel der Installation) in zwei alte Bettladen lädt das heimelig anmutende Chaos als Ganzes den Betrachter ein zu verweilen, in der Erkundung der Einzelteile zur Ruhe zu kommen und daraus Kraft zu schöpfen.

Wie ein Kreis schließt sich so die Schau von Bildern, Figuren, Objekten und Installation zu einem stimmigen Ganzen. Mit einer Performance zum Thema eröffnete Martin Eckrich selbst die Ausstellung: Sprechend und singend, stöhnend und schreiend drehte und wandte, taumelte und strauchelte er, stürzte und krabbelte am Boden, rappelte sich wieder auf. "Eingebettet" in die Hülle des Kontrabasses von Karl Atteln, der die Körpersprache des Performers (der Text war aus der geschlossenen Hülle leider nur schwer zu verstehen) mit Klängen und Geräuschen unterstrich, warb dieses Wesen um Zuneigung und Liebe, sprach sich selbst immer wieder Mut zu und machte schließlich deutlich, wie die Kreativität den Künstler nach jedem Tiefschlag wieder erhöht. Am Ende schlüpfte Eckrich wieder aus der Hülle, besang in höchsten Tönen den Sieg des freien Geistes über den tiefdunklen düsteren Tod.




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Südpfälzische Kunstgilde
Martin Eckrich: "Eingebettet" (2010), 97 x 106 cm, Holzrelief, Kettensäge, Acryl