Alltägliche Dinge, Dinge, die wir jeden Tag in die Hand nehmen, Gläser, Schüsseln, Krüge oder auch Tische und Stühle… so präsentiert sich das Gros der Bildmotive von Meike Porz. Der andere wichtige Teil der Motive bezieht sich auf lineare Schemata der menschlichen Gestalt. Und hinter jedem Gegenstand und hinter jeder Figur steht ein (großes) Fragezeichen.

Die Wiedererkennung der so karg in fast leere Bildflächen gesetzten Motive erscheint in den meisten Fällen gesichert, trotz oder gerade wegen der fast völligen Abstraktion, dem Verzicht auf jede ausgreifend-erzählerische Form von Illusion. Nichts lenkt ab von der sparsamen Inszenierung. Extreme Reduktion auch im Einsatz von Farben; darüber hinaus präzise Organisation des Bildraumes mit kalkuliertem Einsatz weniger Bildelemente.

Die Kleinformate sind überdies als Serie konzipiert, und sie lassen sich lesen wie ein fest installiertes Spruchband - allerdings verschlüsselt, ohne direkte Botschaft und Intention. Vielleicht auch deshalb zwingen uns formaler Rigorismus und Repertoire-Beschränkung zur Konzentration unserer Blicke und Gedanken.

Schüsseln oder bootsähnliche Formen sowie weibliche und männliche Gestalten lassen sich als Verweisfiguren verstehen - eine seltsame Ambivalenz zeichnet sie aus, denn einerseits stehen sie für sich, nur für sich und andererseits legen sie eine Spur, der zu folgen ein spannendes Abenteuer sein kann.

Wie eine Wissenschaftlerin bietet Meike Porz Versuchsanordnungen: sie reiht aneinander, zählt auf, schichtet, isoliert. Weder erlaubt sie sich dabei große Gefühle noch pathetische Gesten. Anders als bei Werbespruchbändern lädt sie uns unaufdringlich ein, ihren kargen Zustandsbeschreibungen zu folgen.

Eine vorsichtige Anteilnahme erlaubt sie sich bei den menschlichen Figuren, die zwar als nahezu gesichts - und geschlechtslos, nackte Wesen in luftleerem Raum schweben oder sitzen, illusionslos, introvertiert. Dennoch erheischen sie Identifikation. Die Gestalten zeigen ein Repertoire an Körperhaltungen und Gesten, die seltsam vertraut erscheinen: der geneigte Kopf, das hinter den Händen versteckte Gesicht, das Lehnen am Stuhl und die Hände, die den Kopf stützen. Oder Paare in Umarmung. Wir lesen: Verweilen, Warten, Trauern, Verzweifeln. Aber es gibt keinen direkten Hinweis auf Ziel und Zweck des Verweilens. Oder: Körperfragmente wie Hände, Arme, Beine, die eingeblendet werden wie Stenogramme und Versatzstücke, Verweise auf Erfahrungen lang zurück liegender Zeiten.

Fast kammermusikalisch-minimalistisch eröffnet uns Meike Porz eine poetisch dichte, imaginative Seite der Dinge und der menschlichen Natur, auf die wir uns nur einlassen müssen.

Matthias Strugalla, Pirmasens