Südpfälzische Kunstgilde e.V. / artgalerie am schloss
"Menschenbilder - L'homme dans son environnement"
2. Kunstpreis 2011 der Josef David Stiftung - Fotografie
25.08.11 bis 11.09.11
Südpfälzische Kunstgilde
Südpfälzische Kunstgilde e.V.
Johannes Berger: "Bahnhof"
Johannes Berger: "Bahnhof"

Vernissage am 24.08.11 um 19.00 Uhr
Begrüßung und Einführung: Dr. Thomas Cohnen
Musik: Anna und Christiane Bingler, Querflöte; Franziska Rodrian, Geige

Die Stiftung wird präsentiert durch Herrn Prof. Dr. Harald Schäfer.


In Zusammenarbeit mit der Südpfälzischen Kunstgilde Bad Bergzabern e.V. wurde der 2. Kunstpreis der Josef David Stiftung 2011 unter dem Motto "Menschenbilder - L'homme dans son environnement" im Bereich der Fotografie ausgeschrieben.

Der Wettbewerb richtete sich an Profi-Fotografen aus dem Pamina Raum, aber auch ambitionierte Amateur-Fotografen waren zur Teilnahme zugelassen. Die Arbeiten der für den "Kunstpreis der Josef David Stiftung" nominierten Fotografen werden in der artgalerie am schloss in Bad Bergzabern in einer Ausstellung dem Publikum präsentiert.

Nominiert sind: Johannes Berger, Thomas Brenner, Gabriele Croneis, Lothar Knelles, Wolfgang Knoth, Philipp Masur, Edith Schneider, Lothar Steiner, Marlise Wagner

Der Kunstpreis wird von der Stiftung alle zwei Jahre vergeben. Stiftungszweck ist das Zusammenwachsen der so genannten PAMINA-Region (Südpfalz, Mittlerer Oberrhein und Elsass). Die gemeinnützige Stiftung will einen Beitrag zum kulturellen Austausch und damit zum gegenseitigen Verständnis von Deutschen und Franzosen leisten. Schwerpunkte sollen dabei nach dem Willen des Stifters die Erhaltung und Schaffung kultureller Werte ebenso sein wie die Förderung sozialer Belange.

Zusätzlich zu den Werken der für den Kunstpreis nominierten Fotografen werden Bilder von Manfred Enders und Annelie Herzog ausgestellt werden.

Die Preisverleihung und Finissage erfolgt am Sonntag, dem 11.09.11, um 16.00 Uhr in der artgalerie.


Finissagerede von Dr. Thomas Cohnen

Herzlich willkommen zur Finissage dieser Ausstellung zum Thema "Menschenbilder" und zur Verleihung des zweiten Kunstpreises der Josef-David-Stiftung, der in diesem Jahr für Fotografie ausgeschrieben war.
Aber ist Fotografie überhaupt Kunst und mithin ein Kunstpreis für Fotografie opportun?

Während der Vernissage vor zweieinhalb Wochen sprach mich eine Besucherin an und fragte mich, nicht ohne mitleidigen Unterton, wer denn die Juroren seien, die über die Preisträger entscheiden müssten. Die Aufgabe sei, so fuhr sie fort, ja nun wahrlich keine einfache. Wohl nicht schwieriger als bei anderen Jurierungen, entgegnete ich. Die Besucherin widersprach: Bei Malerei gebe es doch Kriterien, nach denen sich über die Qualität dieser Kunstform entscheiden ließe, aber bei Fotografie? Wonach solle man da gehen? Nach dem Motiv? Der technischen Umsetzung?

Wir hatten während der Eröffnungsfeier leider keine Zeit, diese Fragen substantiell zu vertiefen. Denn die Tatsache, dass sie aufgeworfen wurden, zeigt, dass es die Fotografie offensichtlich noch immer nicht geschafft hat, selbst in der kunstinteressierten Öffentlichkeit als vollwertige Kunstform anerkannt zu werden. Noch immer steht sie nicht gleichberechtigt neben der Malerei und Bildhauerei, ja noch nicht einmal neben den grafischen Formen der Kunst, denen sie doch dem Namen nach verwandt ist.
Die Vorbehalte gegen eine Kunstform Fotografie können dabei auf eine Tradition zurückblicken, die so lange zurückreicht, wie es die Fotografie überhaupt gibt. Der Kunststatus der Fotografie war von Beginn an und für lange Zeit ausgesprochen umstritten. Als Medium für wissenschaftliche Dokumentationen durchaus anerkannt, wurde ihr die Möglichkeit, Kunstwerke zu erschaffen, prinzipiell abgesprochen. Die mechanische und automatische Verfahrensweise der Bilderzeugung passte nicht zum handwerklichen Verständnis, das in den letzten beiden Jahrhunderten bezüglich künstlerischer Bilder und ihres Zustandekommens verbreitet waren. Und offensichtlich wirkt diese Haltung bis heute nach.

Dabei ist die Frage, ob Fotografie Kunst sein kann, grundsätzlich falsch gestellt. Denn ein Bilderzeugungsverfahren selbst kann für sich ja noch keinen Kunststatus beanspruchen. Ein Gemälde ist ja nicht alleine dadurch schon Kunst, dass Öl- oder Acrylfarben mit einem Pinsel oder Spachtel auf eine Leinwand aufgetragen worden sind. Im Umkehrschluss ergibt sich, dass die Produkte des fotografischen Bilderzeugungsverfahrens nicht alleine deshalb schon keine Kunst sind, weil hier keine künstlerische Hand geführt wurde. Sowohl in den Fällen der traditionellen Kunstformen wie auch der Fotografie gilt: Die jeweiligen Produkte können Kunst sein, sie müssen es aber nicht. Die Frage, ob Fotografie Kunst ist, ist also umzuformulieren. Angemessen erscheint mir eher die Fragestellung, wann Fotografie Kunst ist. Wann kann eine fotografische Abbildung als Kunst gelten und wann ist sie bloß ein Alltagsfoto?

Und diese Frage ist in der Tat nicht schwieriger zu beantworten als die Frage, wann denn ein Ölgemälde als Kunst gelten kann und wann nur als Hobbymalerei. Zumindest hat Villem Flusser in seiner schmalen aber ungeheuer inspirierenden Schrift "Für eine Philosophie der Fotografie" eine, wie ich finde, durchaus plausible Antwort formuliert. Flusser negiert nicht, dass der fotografischen Apparatur ein recht starres Programm zu Grunde liegt, das die Bildentstehung streng determiniert. Er hält es aber für durchaus möglich, dass "der Fotograf das Apparatprogramm im Sinne der menschlichen Absicht besiegt, das heißt, den Apparat der menschlichen Absicht unterworfen hat."
Was also allgemein das Künstlerische an der Fotografie ausmacht, ist, dass der Fotograf nicht bloßer Funktionär des fotografischen Programms bleibt, also jemand, der das Funktionieren dieses Programms gewährleistet und damit letztlich selbst Bestandteil dieses Programms wird, sondern vielmehr seine gestalterischen Absichten durchsetzt - im Zweifelsfall auch gegen die Regeln des Apparats. Künstlerische Fotografie ist nie bloß technisch gekonnt umgesetzte Fotografie, sondern stets auch eine solche, die ihre eigenen Bedingungen im Bild mit vergegenwärtigt. Dies aber unterscheidet die künstlerische Fotografie nicht von anderen Formen der Bildentstehung - sofern es sich bei ihnen um Kunst handelt.

Ich hoffe Sie nicht allzu sehr mit diesem theoretischen Seitenblick gelangweilt zu haben. Ich möchte ihn auch gleich wieder auf die konkreten Arbeiten hier in der Galerie lenken und auf ihre Urheber, die in den letzten Wochen zu Recht im Zentrum Ihres Interesses gestanden haben. Gleichwohl war mir wichtig, Ihnen plausibel gemacht zu haben, dass eine Jurierung von Fotografien bzgl. ihrer künstlerischen Qualität wohl nicht einfach, sehr wohl aber möglich ist. Und ich denke, dass die Jury des diesjährigen Kunstpreises der Josef-David-Stiftung diese Herausforderung gemeistert hat. Ich bedanke mich bei meinen Mitjuroren, die ich Ihnen bei dieser Gelegenheit gerne persönlich vorstelle:

von der Josef-David-Stiftung
- Frau Mathilde David und ihr Sohn Maximilian David,
- Herr Ruffy,
-Herr Richter;

von der Südpfälzischen Kunstgilde
- Sieglinde Enders;

und als externer Gastjuror hat Felix Redlingshöfer seine Expertise zumal im Bereich Fotografie eingebracht.

Kommen wir nun zu den Preisträgern des diesjährigen Kunstpreises der Josef-David-Stiftung. Beworben haben sich neun Fotografinnen und Fotografen, Profis wie ambitionierte Amateure, die noch einmal in alphabetischer Reihenfolge genannt seien:
- Johannes Berger aus Lobsann (F),
- Thomas Brenner aus Kaiserslautern,
- Gabriele Croneis aus Landau,
- Lothar Knelles aus Bad Bergzabern,
- Wolfgang Knoth aus Hainfeld,
- Philipp Masur aus Bad Bergzabern,
- Edith Schneider aus Schwabwiller (F),
- Lothar Steiner aus Bad Bergzabern,
- Marlise Wagner aus Seebach (F).

Die Werke, die diese Künstlerinnen und Künstler in den letzten zweieinhalb Wochen hier in der artgalerie am schloss präsentiert haben, setzen das vorgegebene Thema motivisch wie technisch vielseitig in Szene und entdecken so ihre je eigenen Facetten des menschlichen Verhältnisses zu seiner Umwelt. Drei der hier vertretenden Künstlerinnen und Künstler haben die Jury dabei so überzeugt, dass sie von ihr als Preisträger benannt wurden:

Wolfgang Knodt präsentiert uns präzise gewählte Ausschnitte aus unserer urbanen Umwelt. Wesentliche Bildteile heben sich farbig aus ihrer in Schwarz/Weiß gehaltenen Umgebung ab und werden dadurch betont. So entsteht eine im Medium Fotografie generell angelegte Spannung zwischen realistischer Grundhaltung und einem spielerisch-inszenatorischen Impuls. Für seine Arbeiten wird Wolfgang Knodt mit dem 3. Preis ausgezeichnet.

Thomas Brenners Markenzeichen sind aufwendig und bis ins letzte Detail inszenierte Fotografien. Hier scheint jemand eher als Filmregisseur denn als Fotograf tätig zu sein. Allerdings verdichtet Thomas Brenner seine "Filme" in ein einziges Bild. So treten uns in Thomas Brenners Fotografien nicht zu Ende erzählte Geschichten entgegen, die dem Betrachter genügend Freiräume lassen, sie selbst zu vollenden. Zudem dekonstruiert er unsere Vorstellung, dass Fotografien unmittelbar entstanden sein müssen, um Wahrheit für sich beanspruchen zu können. Vielmehr verweist er uns als Betrachter darauf, dass Fotografie immer und notwendigerweise inszeniert. Für diese Leistungen im Bereich der künstlerischen Fotografie erhält Thomas Brenner den 2. Preis.

Philipp Masur bleibt in seinen Schwarz/Weiß-Fotos der analogen Fotografie in ihrer ursprünglichen Form verbunden. Er verzichtet nicht nur auf die digitalen Verfahren der Bilderzeugung und -bearbeitung, sondern auch auf die Belichtungsprogramme, die die analoge Fotografie zur Verfügung stellt. Jeden Schritt will Philipp Masur selbst bestimmen und in der Hand behalten. So gelingen ihm Arbeiten, die realistisch wirken, ohne vordergründig zu bleiben. Seine Bilder sind Fotografien im eigentlichen Sinne des Wortes: Zeichnungen aus Licht. Primäres Gestaltungsmittel ist dabei das Wechselspiel von Licht und Schatten, das sich in kompositorisch sicher gewählten Bildausschnitten entfaltet. Die Umgebung der Menschen wandelt sich dadurch zur Bühne, auf der die Menschen als Akteure des Lebens auftreten. Offen bleibt, wie selbstbestimmt sie dabei sind. Für seine stillen, einfühlsamen Arbeiten hat die Jury Philipp Masur den ersten Preis des Josef-David-Kunstpreises 2011 zuerkannt.

Allen Preisträger herzlichen Glückwunsch und weiterhin viel Erfolg bei ihrer künstlerischen Arbeit mit dem Medium Fotografie.



Veranstaltungsort:
artgalerie am schloss
Schlossgasse 3
76883 Bad Bergzabern



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Johannes Berger: "Bahnhof"
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