Manfred E. Plathe
"Kontrovers" heißen Meinungen, Haltungen oder Aussagen dann, wenn sie einander entgegengesetzt sind und sich daher widersprechen. Dann streben sie nach Auseinandersetzung, danach, sich gegen- und aneinander in Frage zu stellen.
KONTROVERS lautet der Titel von Manfred E. Plathes neuer Werkserie und verweist damit auf ihre wesentliche Intention: im Bildraum ein Feld zu schaffen, auf dem Widersprüchliches sich messen kann.

Dazu werden die Bildtableaus zunächst in Farbfelder parzelliert, die durch ihre Farbigkeit und ihre unterschiedliche Durchgliederung in Kontrast zueinander treten. Dabei tauchen auch immer wieder grafische Muster und Raster auf,die sich schon in den früheren Werken als strukturbildende Elemente finden, nun aber wesentlich strenger ausgeformt sind.

Die Figuren, die vor diesem Hintergrund platziert werden, sind häufig nur schematisch ausgeführt und dadurch auf eine bestimmte Pose reduziert. So werden sie zu Repräsentanten von Prinzipien, die in dualistischen Spannungsverhältnissen stehen: Mensch versus Tier, Männliches versus Weibliches oder - durch Spiegelungen erzeugt - Normales versus Verkehrtes. Zugleich dienen die Figurenzeichen aber auch als ironische Brechung der durch sie zur Anschauung gebrachten Leitideen. So fungiert z.B. der in einer Werkserie immer wieder auftauchende Hirsch einerseits als Potenzsymbol, andererseits aber eben auch als Sinnbild der Spießigkeit. ("röhrender Hirsch")

Die Anregungen für die farbliche Gestaltung seiner Bilder, v.a. für die Verwendung von Neon- und Signalfarben, und für die Posen der Figuren bezieht Manfred Plathe aus der medialen Welt. Das Interesse an der gegenwärtigen Alltagskultur, das sich darin spiegelt, verweist auf Anklänge der Pop-Art. Deren Philosophie einer Aufhebung der Grenzen zwischen vermeintlicher Hoch- und Trivialkultur wirkt u.a. auch in den neueren Arbeiten Manfred Plathes.

© Dr. Thomas Cohnen