Kunstverein Germersheim / Zeughaus Germersheim
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"30 Jahre Kunstverein Germersheim - 30 Künstlerinnen und Künstler"
Malerei, Grafik, Skulptur, Installation, Foto
10.03.12 bis 25.03.12
Kunstverein Germiersheim
30 Jahre Kunstverein Germersheim - 30 KünstlerInnen

Vernissage am 10.03.12 um 17.00 Uhr
Begrüßung: Marita Mattheck, 1. Vorsitzende des Kunstvereins und Marcus Schaile, Bürgermeister der Stadt Germersheim
Einführung: Dr. Matthias Brück, Kunstphilosoph
Musik: Lömsch Lehmann (Saxophon) und Erwin Ditzner (Schlagzeug)

Im Anschluss Künstlerfest.

Finissage am 25.03.12 um 17.00 Uhr
Künstlergespräche


Rückblick - Ausblick.
Der Kunstverein Germersheim proudly presents...

30 Künstlerinnen und Künstler von 1982 bis 2012.

Der Kunstverein Germersheim blickt auf 30 Jahre Kunstpräsentation und kulturelles Wirken zurück und hat sich in den drei Dekaden eine unverwechselbare Position in der Ausstellungsszene Region Rhein-Neckar erworben.

Die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler haben schon einmal die Gewölberäume des Zeughauses mit ihren Werken bespielt. Sie partizipieren von der konzeptionellen Arbeit des Kunstvereins und dem Engagement der Mitglieder. Die besondere Raumsituation im Zeughaus bietet vielfältige Möglichkeiten, um Skulpturen, Objekte, Installationen, Videos, Performance, Malerei, Grafik und Fotografie zu präsentieren.

Der Kunstverein Germersheim setzt in Zeiten von Facebook, Twitter und Globalisierung auf die Kunstvermittlung durch unmittelbares Erleben. Auch in der Zukunft wollen wir ein Wegweiser in der grenzenlosen zeitgenössischen Kunstwelt sein.

Marita Mattheck
(Vorsitzende)

Zwei Werke außerhalb der Räume:

Vor dem Zeughaus:
Franz Bernhard
W V 448, Sitzende Figur, 2006
4,60 x 1,80 x 5 m
Corten-Stahl (Gewicht ca. 3 Tonnen)

Im Treppenhaus:
Martin Schöneich
Dreiklang, 2011
2,60 x 1,50 x 0,80 m
Stahl

Einführung von Dr. Matthias Brück


Ist es nicht irgendwie befriedigend, wenn große Geister sich auch einmal gewaltig irren? So hat doch vor Zeiten Oscar Wilde dogmatisch behauptet: "Jeder Erfolg, den man erzielt, schafft einen Feind. Man muss mittelmäßig sein, wenn man beliebt sein will."

Klingt schon plausibel, doch was den Kunstverein Germersheim anbelangt, hat der alte Spötter gewiss daneben gelegen! Erfolg hat sich der Kunstverein sicherlich über Jahrzehnte hin redlich verdient - und wurde meines Wissens auch nicht zum "Feindbild" der künstlerisch-kulturellen Umgebung unserer Region und darüber hinaus. Und beliebt ist er ja auch bis zum heutigen Tag geworden und geblieben, sonst hätten kaum so viele renommierte Künstlerinnen und Künstler hier ausgestellt. An den gewaltigen, imposanten Gewölben allein kann es ja nicht gelegen haben. Nein, es lag auch am jeweiligen Engagement der verschiedenen Vorsitzenden (männlich wie weiblich) und der Mitglieder, die nicht einfach nur einem tradierten Kunstverständnis huldigten. Im Gegenteil: Der Kunstverein entwickelte sich mehr und mehr zu einem Förderer und Kompass für zeitgenössische Kunst! Ein Kurs, der mit Sicherheit nicht immer problemlos zu steuern war.

Doch angefangen von den ersten Ausstellungen im Bürgersaal im Finanzamt wie schließlich in den Räumen des "Ludwigtors" hat es in der Tat keinen Schiffbruch gegeben… auch wenn es bisweilen nicht einfach gewesen ist, zeitgenössische, künstlerische Ideen einem vielleicht noch etwas zurückhaltenden Publikum nahe zu bringen! Da befindet sich der Kunstverein Germersheim in einer guten Traditionslinie: denn seit 1800 bis 1840 emanzipierten sich ja Bürgertum und Künstler gegen die dominante Beschäftigung des Adels mit der Kunst. Heute ist das wohl nicht mehr das vorrangigste Ziel, aber es signalisierte eine demokratische Entwicklung, die es immer noch zu fördern beziehungsweise zu garantieren gilt.

Ein bisschen kann ich das aus eigener Erfahrung beurteilen; habe ich doch als bescheidener, schüchterner Rheinpfalz-Schreiberling einen Großteil der Aktivitäten miterlebt und durfte später auch die eine oder andere Laudatio vortragen. So konnte und kann man geradezu erleben, dass Entscheinungen nicht ideologisch gesteuert wurden, dass Außenseiter nicht einfach ausgesondert wurden. Erleben, dass Pluralismus nicht mit Beliebigkeit verwechselt wurde und existentiell-kritische Aussagen nicht hinter experimentellen Ansätzen zurückstehen mussten. Und gerade diese reflektierte Offenheit bestimmt u.a. diese ungewöhnliche Ausstellung.

Häufig können sich die verschiedenen Exponate - ob gewollt oder nicht - auf den Raum beziehen. Gerade für Bildhauer ein Präsentations-El Dorado, das ungeahnte Frei- und Spielräume garantiert. Konstruktives trifft auf Dekonstruktion, elegante Formgestaltung steht gegen harte, ja schroffe Markierung. Und mögen die einzelnen Ansätze noch so unterschiedlich ausfallen - sie manifestieren eine unglaubliche Präsenz und Authentizität, die sich auch im Figürlichen widerspiegelt. Und wenn am Ende des Ganges sich alle Kunstschaffenden in einer verblüffenden Figuren-Installation wiederzufinden scheinen, hat das beinahe einen familiären Charakter - aber der erste Blick kann bekanntlich täuschen...

Ob Malerei, Grafik, Objekt, Zeichnung, Fotografie oder Mischtechnik - wenn sich Künstlerinnen und Künstler mit der Wirklichkeit, der Lebenswirklichkeit auseinandersetzen, stehen sie meistens einmal vor dem Problem: das haben vor mir andere schon längst versucht. Und dennoch geben sie nicht auf. Sie wagen eine Art Neuanfang, starten ihren eigenen Prozess, in den sie die Erfahrungen, die Befindlichkeiten ihrer persönlichen Existenz einbringen - Das gilt natürlich auch für die Bildhauer.

Deshalb wird eine so komplexe Ausstellung wie hier bisweilen auch zu einem Seismographen unserer gesellschaftlichen Gegenwart. So wundert es nicht, wenn das Feiern als Massenaufmarsch mit beschränkter Haftung inszeniert wird oder ein Kaffeehaus-Portrait eine hintergründige Stimmung verströmt. Wenn der plakative Willkommensgruß in einen gefährlichen Grenzsektor einlädt oder ein bedrohliches Szenario dramatisch in ein unaufhaltsames Fliehen umzuschlagen scheint. Da mag die Auseinandersetzung mit dem Komplex Natur-Architektur einmal eine Rolle spielen, um dann Platz für ironische Aperçus zu machen. Symbolhaft anmutende Tunnelblicke wechseln mit prächtigen, aber menschenleeren Interieurs, während anderswo die Schwangerschaft ästhetisch perfekt überhöht worden ist.

Anderenorts werden herb-ästhetische Konstrukte zum Anreiz eines Chiffre-Lesens mit offenem Resultat - fernab aller Twitter- und Facebook-Banalität, was Marita Matteck treffend in der Einladung betont hat. Es ist schon eine Lust, diese Vielfalt und Ausdruckskraft, diese Ideen-Kühnheit zu erleben. Seien es die phantastisch-surrealen Orbit-Nutztier-Kompositionen beziehungsweise ein malerisches Aufforsten unseres Waldes.

Und eine der größten Überraschungen: das brutal installierte Aufbegehren der "Wutbürger" als Affront gegen ein selbstherrliches Regieren! Nicht weniger beklemmend - wenn auch auf andere Weise eine schmerzliche Trennung interpretiert per teilchaotischer Wandinstallation. Zusammen mit den ausgefallensten Techniken wie Hinterglas-Malerei oder Objekten aus gefaltetem, gepresstem Papier, entsteht hier tatsächlich eine eigene Welt, die nicht nur aufzeigt, vorzeigt, vielmehr echte Reflexion und Kommunikation ermöglicht!

Wenn Sie möchten, dass diese Welt weiter Bestand hat, dann bleiben Sie dem Kunstverein Germersheim treu und vergessen nicht: die meisten Exponate hier sind problemlos käuflich zu erwerben...


Teilnehmende KünstlerInnen:
  • Franz Bernhard, Skulptur
  • Wolfgang Blanke, Malerei
  • Helga Boebel, Grafik
  • Karl-Heinz Bogner, Objekt
  • Madeleine Dietz, Mischtechnik
  • Ursula Fleischmann, Fotografie
  • Hans-Michael Franke, Skulptur
  • Anne Janoschka, Malerei
  • Jörn Kausch, Skulptur
  • Bettina Kresslein, Malerei
  • Heidi Kuhn, Malerei
  • Franz Martin, Malerei
  • Mareille F. Martin, Fotografie
  • Silvia Mielke, Objekt
  • Markus Münzer, Installation
  • Veronika Olma, Malerei
  • Georg Pfadt, Malerei
  • Werner Pokorny, Skulptur
  • Meike Porz, Malerei
  • Thomas Putze, Installation
  • Regina Reim, Malerei
  • Walter Schembs, Skulptur
  • Franziska Schemel, Mischtechnik
  • Sibylle Schlageter, Grafik
  • Martin Schöneich, Skulptur
  • Anne-Marie Sprenger, Malerei
  • Wolfhard Tannhäuser, Fotografie
  • Günter Wagner, Skulptur
  • Sibylle Wagner, Malerei
  • Franziskus Wendels, Malerei

Öffnungszeiten:
Sa. von 15.00 bis 18.00 Uhr
So. von 14.00 bis 18.00 Uhr

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