Kunstverein Villa Streccius Landau / Villa Streccius Landau
"Der Maler Adolf Doerner (1892-1964) in seiner Zeit"
01.08.03 bis 05.10.03
Adolf Doerner
Adolf Doerner: "Selbstbildnis"

Der in Ilbesheim bei Landau 1892 geborene Maler Adolf Doerner ist in der Pfalz nur wenigen präsent geblieben, obwohl er in der Mitte des 20. Jahrhunderts rasch auch überregional Erfolg hatte. Der Kunstverein beabsichtigt mit dieser Ausstellung zum einen eine kritische Wiederentdeckung dieses fast vergessenen Malers, zum anderen eine problembewußte Sichtung der Kunstszene der nationalsozialistischen Zeit und der Nachkriegsepoche.
Die letzte Doerner-Ausstellung in Landau fand 1965 ein Jahr nach dessen Tode statt, zu seinem 100. Geburtstag 1992 wurde in Speyer eine Werkschau veranstaltet und die Sparkasse Südliche Weinstraße gab einen Jahreskalender mit Gemälden heraus.

Die Retrospektive soll auch eine längst fällige Neubewertung von Doerners Leben und Werk vor dem Hintergrund der pfälzischen Kunstszene des Dritten Reichs und der Zeit danach bewirken. Doerner war als Slevogt- und Haueisen-Schüler mit fast allen bekannten Namen der pfälzischen Kunstszene der damaligen Zeit bekannt oder befreundet, welche in Auswahl ebenfalls exemplarisch in der Ausstellung vertreten sein sollen.
Neben Porträts, pfälzischen Landschaften und Gemälden aus dem Freundeskreis wie Albert Haueisen, Hermann Sauter, Theobald Hauck, Hermann Croissant oder Rolf Müller-Landau sollen als völlig innovative Ansätze auch bislang weitgehend ausgesparte Themen aufgegriffen werden, etwa die "Polenfahrt", also einer von der NSDAP verordneten Malreise pfälzischer Maler ins Generalgouvernement, an der neben Doerner auch Müller-Landau, Ludwig Schreieck und Walter Perron teilnahmen, wozu hervorragende und kaum bekannte Arbeiten existieren. Das gleiche gilt für den Malauftrag in der "Roten Zone" 1949, wie das Umfeld des "Westwalls" genannt wurde.
Der Kunstverein führt diese Ausstellung gemeinsam mit dem Speyerer Kunsthistoriker Clemens Jöckle durch, der zu diesem Anlaß auch die erste Doerner-Monografie als Katalogbuch zur Ausstellung erstellen wird.


Adolf Doerner

Adolf Doerner wurde 1892 in Ilbesheim geboren, besuchte das Humanistische Gymnasium in Landau, studierte in München, Weimar und Karlsruhe und nahm am Ersten Weltkrieg teil. Von Slevogt ebenso wie von seinem Lehrer Prof. Haueisen wurde er als Talent anerkannt und gefördert, so arbeitete er in Slevogts Auftrag 1932 am Golgatha-Fresko in der Friedenskirche in Ludwigshafen.
Zwar weisen seine Werke keinerlei Verbindung zur nationalsozialistischen Kunstideologie auf, dennoch ist sein Lebensweg in den 30er und 40er Jahren politisch nicht unbelastet geblieben. Seine verschiedenen Verbindungen mit den Nationalsozialisten - ohne ein engagiert politischer Mensch zu sein, trat er 1932, also im Jahr der gemeinsamen Arbeit mit Slevogt am Golgatha-Fresko, wohl in idealistischer Verirrung der NSDAP bei und war in den 40er Jahren stellvertretender Ortsgruppenleiter von Ilbesheim - hat er nach dem Krieg mit dreieinhalb Jahren Internierungslager, u.a. im Landauer Fort, abbüßen müssen.
Als "Belasteter" mied er nach dem Krieg weitgehend die Öffentlichkeit und fand nie mehr zu den Erfolgen seiner frühen Jahre zurück. U.a. schuf er in den 50er Jahren mehrere Wandgemälde in pfälzischen Kirchen. Seine letzten Lebensjahre waren von Armut, Herzkrankheiten und zunehmender Erblindung geprägt. 1964 starb er in Ilbesheim.


Weitere Veranstaltungen

Sonntag, 14. September
Exkursion zu den erhaltenen Doernerschen Kirchenausmalungen in der Pfalz
(Barbelroth, Neidenfels, Heltersberg, Ilbesheim) mit Weinprobe und Abendessen.
Abfahrt um 13.30 Uhr an der Städtischen Galerie Villa Streccius
Zustiegsmöglichkeit um 13.45 Uhr in Ilbesheim, Gaststätte "Kleine Kalmit"
Rückkehr gegen 22.00 Uhr, Leitung: Clemens Jöckle
Telefonische Anmeldung: 06341/81031 (Hans-Jürgen Terstappen)

Donnerstag, 18. September um 20.00 Uhr
Vortrag von Clemens Jöckle: "Expressiver Realismus in der Pfalz"
Villa Streccius, Landau, Südring 20

Mittwoch, 1. Oktober um 20.00 Uhr
Vortrag von Dr. Ariane Fellbach-Stein, Kulturreferentin des Landes Rheinland-Pfalz:
"Pfälzische Kunstpolitik im Dritten Reich"
Villa Streccius, Landau, Südring 20

Sonntag, 5. Oktober um 15.00 Uhr
Finissage mit geführtem Rundgang sowie körpergestisches "Figurenalphabet" nach einem Entwurf von A. Doerner, dargestellt durch 30 SchülerInnen der sechstem Klassenstufe des Kaiserdom-Gymnasiums in Speyer



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