Rhein-Pfalz-Kreis / Array
"glaskunst"
Magdalena Maihöfer, Birgit Sänger, Rainer Schrade und Michael Schwarzmüller
01.04.05 bis 24.04.05
Motiv Ausstellungsplakat
Motiv Ausstellungsplakat

Einführung von Paul Platz

Der Titel "Glaskunst" für diese Ausstellung hier ist eigentlich ein "Understatement". Ich würde eher von "Faszination Glas" sprechen, Faszination darüber, was man alles aus einfachsten natürlichen Rohstoffen wie Siliziumdioxid und Pottasche oder Soda unter großer Hitze verschmolzen, gestalten kann. Ein uraltes Verfahren, das in seiner Vielfalt mehr als nur Begeisterung auszulösen vermag und so gleichgestellt ist mit anderen künstlerischen Genres wie der Malerei, der Grafik oder der Bildhauerei.
Die vier Künstlerinnen und Künstler, die sich mit und in dieser Materie beschäftigen und bewegen, Magdalena Maihöfer, Birgit Sänger, Rainer Schrade und Michael Schwarzmüller zeigen diese Vielfalt in einer eindrücklichen Weise vom Schmuck über Gebrauchs- und Dekorationsobjekte bis hin zu Arbeiten in einer völlig freien Gestaltung und Aussage. Man spricht von der Kunst Glas zu schmelzen und man kann darin durchaus eine Parallele zur Herstellung von Farben in der Malerei durch den Künstler selbst sehen. In beiden Fällen geht es um ästhetische Vorstellungen, die sich nicht in einer einfachen Routinehandlung verwirklichen lassen.

Das wird gerade bei Magdalena Maihöfer deutlich. Sie bearbeitet verschiedene Glassorten, die sich allerdings auch unterschiedlich ausdehnen, und so kann es passieren, dass sich die spezifischen Schmelztemperaturen der Gläser das oft schon gelungene Glas während der langsamen Erkaltungsphase zerstören. Es helfen nur viele Proben, Tests und lange Erfahrung, um das eigenwillige Material zu beherrschen. Denn die verschiedenen farbigen Glasssorten sollen ja nicht verklebt oder montiert werden sondern zusammen verschmelzen. Nur so erhält sie ihre eigenwilligen Glasskulpturen, die zum einen als Gebrauchsgegen-
stände dienen können, aber auch zu zweckfreien Formen gestaltet werden. Wie ihr "Sausage Dog o­n Uranus" etwa, ein rot leuchtender Glasring, auf dem unterschiedlichste filigrane Glaskörper befestigt sind. Er lebt nicht nur von den verschiedenen Farben sondern auch von der Transparenz des Glases. Diese steigert sie in anderen Arbeiten durch Öffnungen, Löchern und Durchbrüchen, so dass das Licht eine zusätzliche Bedeutung erfährt, die grüne Schale etwa nicht nur durch die Oberflächenstruktur einen eigenen besonderen Charakter erhält. Die "Geister" wie sie ihre kleinen Objekte nennt, erinnern in ihrer Formgebung an organische Lebewesen, diese sind ganz verspielt mit Drähten, eingefügten Fremdkörpern zu Individuen gestaltete, die in ihrer Farb- und Formgebung keine Grenzen zu kennen scheinen.

Eine ähnliche Variationsbreite weist Michael Schwarzmüller mit seinen Arbeiten auf. Der Glasapparatebläser benutzt Glasröhren für seine Gebrauchsgläser wie für seine zweckfreien Objekte. Sie werden vor dem Brenner, im Fachjargon "Lampe", erhitzt und geblasen. Und so entstehen sehr leichte und dünnwandige Glasarbeiten, die einzigartig nicht zuletzt auch wegen der Prise Humor, die in ihnen steckt, sind. Nimmt man zum Beispiel die Schnapsgläser, die mit einer Glocke versehen sind, oder sein Schiff mit einer riesigen Zahl an Glatzköpfen, die sich, wenn auch nur in minimalen Merkmalen, voneinander unterscheiden. Sein Glasschmuck, ob in Quader oder Sternform für das Ohr oder auf ein Gummiring gesetzt, verweisen in ihrer Form- und Farbensprache, wenn auch nur in Nuancen, immer wieder auch auf seine größeren Arbeiten.

Ausschließlich Schmuck gestalten Birgit Sänger und Rainer Schrade. Beide arbeiten seit vielen Jahren zusammen, schon im Berlin der 80er Jahre hatten sie mit ihrer "Galerie Glaswerk Berlin" ein erfolgreiches Unternehmen. Auch Rainer Schrade arbeitet vor der Glasbläserlampe. Er lässt Glasstäbe und Glasröhren verschmelzen und verziert sie durch Farbglaseinschmelzungen oder der Verwendung von Blattgold sowie Metalloxiden. Birgit Sänger arbeitet ebenso wie ihr Partner Schrade mit der sogenannten Fusingtechnik. Hier werden Flachglaselemete geschnitten, geschichtet und in einem Schmelzofen bei 900 Grad verschmolzen bis man schließlich ein Stück erhalten hat.
Es entstehen die unterschiedlichsten Schmuckkreationen, manches erinnert in seiner Intensität an Bernstein oder Jade, andere erhalten ihren Reiz durch krakelierte Muster, entstanden durch Metalleinlagen. Auch hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, was das Material Glas an Möglichkeiten zulässt, wird in eine Schmuckform gegossen, Grenzen allein zieht hier nur die Anatomie des Menschen.

Das Thema Glaskunst konnte hier nur angerissen werden, zu weitläufig und zu unterschiedlich sind Techniken, Rezepturen und Verarbeitung dieses besonderen Materials. Diese Ausstellung hier zeigt aber, was diese besondere künstlerische Technik zu leisten vermag. Grundsätzlich entstehen ästhetische Objekte, die dem praktischen Gebrauch wie dem reinen Genuss gleichermaßen dienen. Wohl keine andere künstlerische Technik kann so auffällig diese Variationsbreite aufweisen, obwohl wir hier auch nur einen begrenzten Ausschnitt erfahren können. Sämtliche Arbeiten hier sind Unikate, auch wenn sie eine Serie darstellen, wie etwa die Windlichter, und das macht wohl auch das besondere dieser Exponate aus. Sie sind einmalig und werden wohl nie Gefahr laufen kopiert zu werden.



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Motiv Ausstellungsplakat
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