Kunstverein Germersheim / Zeughaus Germersheim
"Mikro-Makro-Kosmos"
Junge Kunst aus Köln/Landau
19.02.11 bis 20.03.11
Mikro-Makro-Kosmos
Sebastian Karbowiak

Schopenhauer: "In jedem Mikrokosmos liegt der ganze Makrokosmos, und dieser enthält nichts mehr als jener." - Die Welt als Wille und Vorstellung, Zweiter Band, Zum dritten Buch, Kapitel 38.

Makrokosmos ist die Welt des riesig Großen, die vom Menschen nicht ohne Hilfsmittel wahrgenommen werden kann. Den Gegensatz zum Makrokosmos bildet der Mikrokosmos, die Welt (-ordnung) des winzig Kleinen, zu der, mit etwas Lebenserfahrung, der Mensch mit seiner Existenz gerechnet werden kann.

Die Gruppenausstellung im Kunstverein Germersheim unter dem Titel "Mikro-Makro-Kosmos" zeigt Arbeiten von sechs verschiedenen Künstlern aus Köln und Landau, die sich mit Individuum und Gesellschaft, der kleinen und der großen Welt, beschäftigen. Die künstlerischen Herangehensweisen sind mannigfaltig, haben jedoch alle das menschliche Leben im Fokus. Gegensatzpaare bestimmen inhaltlich den Gesamteindruck der sechs unterschiedlichen Künstlerpositionen: Ding- und Denkwelt, gegenständlich und abstrakt, Individuum und Gesellschaft.

Philip Emdes Grafikzyklus Strandpärchen, der das Etablieren geschützten Raums in der Öffentlichkeit beschreibt; Timothy Shearers Installationen mit objets trouvés; Laura Weinands Torten-Gemälde, die menschliche Lust und Verlust thematisieren; Tims Selbstportraits aus seinem Datebook-Projekt, in dem erst die Vervielfältigung vom Mikro- zum Makrokosmos führt; Marco Zumbés collageartige Malerei, die das Rätsel Mensch zu erklären sucht; Sebastian Karbowiaks interaktiver Puzzlekosmos, in dem er sich selbst als Spieler zwischen großen und kleinen Lebenssituationen sieht. Sie alle bilden heterogene Ansatzpunkte für die Auseinandersetzung mit dem menschlichen Kosmos.


Im Gesamtkontext entsteht ein komplexes Fächerspiel, da jeder Künstler einen subjektiven Blick aus seinem Mikrokosmos zum Thema Mikrokosmos-Makrokosmos wiedergibt und diese Sichtweisen im Rahmen der Ausstellung zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden. Dem Besucher, der als Individuum die Ausstellung besucht, ist es möglich, seinen persönlichen, niemals objektiven Blick an den Perspektiven Anderer zu schärfen. Gleichzeitig kann er seinen eigenen Mikrokosmos oder seine Vorstellung vom Dualismuskonzept Mikrokosmos-Makrokosmos reflektieren.

Die einzelnen Ausstellungsbeiträge - die von Menschenbild und Alltagsszenen bis zu Installationen in und um das menschliche respektive künstlerische Umfeld reichen - betrachten, reflektieren und kommentieren den Kosmos menschlichen Lebens. Sie ergänzen sich zu einem Mosaik aus unterschiedlichsten Formen und Haltungen.
(Text: Galerie Mülhaupt/Köln/2011)

Sebastian Karbowiak entdeckt Anfang der 1990er Jahre durch seinen Bruder die Kunst des Graffiti Writing. Daraus resultieren zeitintensive Phasen des Zeichnens und eine ständige Suche nach Wandbildern, die fotografiert und analysiert werden müssen. Für die eigene Arbeit spielt Typografie bis heute eine Basisrolle. Immer wieder erfindet sich unser Alphabet neu. Abstraktionsprozesse und das Spiel mit Linie zur Fläche erstrecken sich auf die unterschiedlichsten Medien. Neben dem Experimentieren mit neuen Möglichkeiten der Wandgestaltung sind es konzeptionelle Arbeiten zum Themenfeld ,"Öffentlicher Raum‘", die ihn beschäftigen. Sebastian Karbowiak "Daiker", geboren 1978 in Wesel, lebt und arbeitet in Köln.
[debugvisuals.blogspot.com]

Philip Emde, 1976 in Mannheim geboren.2000 bis 2007 Studium Illustration und Design an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (Prof. A. Feuchtenberger, Prof. E. Sturm, Prof. J. Veljovic). Seit 2004 Radier- und Siebdruckatelier in Neustadt/Weinstraße. Emde lebt und arbeitet in Neustadt/Weinstraße und Köln.
 
Timothy Shearer, geboren 1976 in South Boston, Virginia, USA. 2003 bis 2006 Post Graduierten Studium an der Kunsthochschule für Medien Köln. 1995 bis 2000 BFA an der Virginia Commonwealth University.
[shearer.openkhm.de]

Marco Zumbé wurde 1975 in Köln geboren. In seinen freien Arbeiten erkennt man die Handschrift des Illustrators: seine Bilder erzählen Geschichten. Aber anders als in seinen angewandten Illustrationen verweigern sich seine freien Arbeiten einer Logik oder einer konkreten Bildaussage. Vielmehr handelt es sich hier um Fragmente aus den verschiedensten Themenbereichen unserer Gesellschaft, die collagiert und zusammengefügt werden und so den Betrachter zwingen die Fragmente miteinander zu verbinden und ihren eigenen Kontext zu entwickeln.
Marco Zumbé malt vorwiegend auf Acrylglas, oft mit mehreren Platten, was ihm erlaubt mit mehreren Ebenen zu arbeiten, auf denen er malt, kratzt, sie beklebt oder Freiraum lässt und so offen legt, was auf einer darunter liegenden Ebene entstanden ist. So schafft er nicht nur formale Räumlichkeit und Strukturen, sondern verbindet zugleich die Fragmente und Fundstücke so miteinander, das eine eigenständige Welt entsteht. Diese zu erkunden und zu enträtseln, das ist die Aufgabe, die Marco Zumbé dem Betrachter seiner Bilderwelten stellt.
[www.mzumbe.de]

Tim, geboren 1976 in Bünde, NRW. 1999 bis 2004 Studium der Sonderpädagogik (Schwerpunkt Kunst) an der Universität zu Köln. 2000 Gründung des Künstlerduos "Der Herr und sein Knecht" zusammen mit Philip Emde. Seit 2005 Lehrtätigkeit an div. Schulen im Raum Düsseldorf und Köln. 2010 Gründung von TBOOKS COLOGNE, Verlag für artist books und zines, lebt und arbeitet in Köln.
[tbookscologne.blogspot.com]


Laura Weinand
".. Auf den Bildern von Laura Weinand spielt feines Backwerk die Hauptrolle, das seine Existenz allein der menschlichen Fantasie und Lust verdankt. Leckereien, Kuchen, Torten und Törtchen sind Produkte und Sinnbilder des Wohlstandes; sie versüßen im wörtlichen Sinne den Alltag. Ins Monumentale überhöht, sprengen sie die von Leinwand und Papier gesetzten Grenzen, die Köstlichkeiten bemächtigen sich der Wandfläche, verwandeln sie in eine üppig gedeckte Tafel oder suggerieren den Blick durch ein weit geöffnetes Fenster auf eine ebensolche außerhalb des Raumes. Unterstützt wird diese Wirkung vielfach durch die angeschnittene Darstellung, die unser Auge reizt, sie assoziativ zu ergänzen.
Alles ist vergänglich. Auf diese unumstößliche Tatsache verweist auch Laura Weinand einfühlsam und unaufgeregt in ihren Bildern. Mit geradezu spielerischer Leichtigkeit stellt sie sich diesem Thema. Dabei setzt sie den Akzent auf den Genuss und die Freude am Genießen ohne den Prozess des Vergehens auszuklammern. Nicht das Verschwinden und die Trauer darüber beherrschen ihre Bilder, sondern die Lust, die dem Verlust vorausgeht - vorausgehen kann. In der Auseinandersetzung mit diesem Thema gelingt es der Künstlerin eine eigenständige, zeitgemäße Form des Früchte-und Küchenstillebens zu entwickeln. Geschickt lässt sie ihre Darstellung oszillieren zwischen süßen Sinnbildern eines angenehmen Lebens und Reflexionen über Werden und Vergehen. Sie wendet sich ganz den gestalterischen Möglichkeiten zu, die die Natur in sich birgt. (...) "




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Philip Emde: "Strandpäärchen" (2005)
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