Kunstverein Germersheim / Zeughaus Germersheim
"Paar und Paar"
Skulptur, Malerei
16.04.05 bis 08.05.05
Sibylle Wagner
Sibylle Wagner: "Rotlichtschatten" (2001), Ausschnitt, Plexiglas vor Acryl auf Hartfaser, 200 x 120 cm

Die vier Künstler, von denen Lothar Quinte im Jahr 2000 verstorben ist, haben als Paare gemeinsam über viele Jahre gearbeitet, bzw. arbeiten auch heute noch. Es werden Arbeiten aus den letzten zwei Jahren gezeigt, was in diesem Zusammenhang sicher einmalig sein dürfte.


Lothar Quinte (1923-2000)


Farbe. Form. Fläche. Raum. Gang. Öffnung. Zwischen all dem changieren die Gemälde und die Gouachen auch anno 1996/97. Gewiß. Dies alles erinnert an vieles von dem, was der Maler in arbeitsreichen und kunst-vollen vier Jahrzehnten schuf. Und doch ist es anders. Immer irgendwie neu und so realistisch wie einst auch jetzt, denn - so sagt der Maler-Meister Quinte - es "gibt nichts realistischeres als eine Leinwand und Farbe drauf, das Ganze auf einen Keilrahmen gespannt (...), das ist absolut realistisch."

Rudij Bergmann in: "Kritisches Lexikon der Gegenwart", 1997

Von Lothar Quinte werden in Germersheim Bilder (Leinwände) und Gouachen (Papierarbeiten) der 90er Jahre gezeigt.


Sibylle Wagner


...aber Sie vertrauen selten nur auf ein Medium allein. Es geht nie nur um Malerei, es kommt immer etwas hinzu, ein Widerspruch, beispielsweise durch die Künstlichkeit eines Materials gegenüber dem auratischen Eigenwert von Malerei.

Ursula Frohne (seinerzeit Kustodin am ZKM) im Gespräch mit Sibylle Wagner anlässlich des Hanna-Nagel-Preis (1999)

Sibylle Wagner zeigt Arbeiten seit 2000. Es handelt sich vornehmlich um Malerei vor oder hinter Plexiglas und die neueren Arbeiten, die im Berliner Atelier entstanden sind. Auch sind zwei Beispiele der kürzlich entstandenen Majolika-Arbeiten zu sehen.


Hiromi Akiyama

Handwerkliche Perfektion, konstruktive Formgebung und meditative Ausstrahlung gehören zu den wesentlichen Eigenschaften, die das bildhauerische Werk von Hiromi Akiyama auszeichnen. Seine architektonischen, zeichenhaften Plastiken nehmen in der europäischen und japanischen Kunstlandschaft längst einen herausragenden Platz ein - sowohl in Museen, Galerien und Privatsammlungen wie auch im öffentlichen Raum. Viele seiner Bildwerke weisen Ähnlichkeiten mit Tor- und Fensterformen auf oder erinnern an einfache, leere Rahmen. Ihr strenger, klarer Aufbau und die oftmals extreme Öffnung der stereometrischen Formen in den Raum halten Volumen und Leere in spannungsvollem Gleichgewicht. Der Betrachter ist eingeladen, sich auf ungewohnte Wahrnehmungsdimensionen diesseits und jenseits des Augenscheins einzulassen: Akiyamas Plastiken markieren Umgrenzungen und geben - je nach Perspektive - wechselnde Ausblicke frei; sie schließen das Immaterielle als konstitutives Element ein und lassen uns den Raum als etwas Wesenhaftes erkennen - als ein Gegenüber, das immer wieder neu und anders erfahren werden kann. Die Bildwerke bezeichnen Orte des Übergangs, die auf mehreren Ebenen Freiräume öffnen; ihre abstrakte Gestalt ist formgewordene Philosophie. Innen und Außen, Geschlossenheit und Offenheit, Materialität und Leere, Ruhe und Bewegung in den von Akiyama geschaffenen Bildwerken nicht als unvereinbare Gegensätze, sondern als einander bedingende Pole.

Ursula Merkel


Barbara Haim

Barbara Haims Arbeiten sind keine Kraftakte. Diese Bestimmung aus dem Negativen ist notwendig und bedeutsam, weil die Künstlerin sehr wohl mit einem Material umgeht, dessen Bearbeitung wesentlich Kraft erfordert. Ihre Beschäftigung mit dem Werkstoff Stein ist der derzeit geläufigen Ästhetik der Roheit in Reinkultur diametral entgegengesetzt.
Freilich macht der Stein auch in Barbara Haims Basaltskulpturen sui generis Massivität, komprimierte Ur-Energie, Schwere imaginier- oder erlebbar. Als Mittel zur Exemplifikation der instrumentell - operierenden Mächtigkeit des Menschen des Rohstoff, dessen Härte oder Dimensionen, dient er nie. Die demonstrative Gebärdensprache des Starken, artistische Equilibristik, das Spektakuläre kühner Statik, Anstrengungen, die uns vor Steinarbeiten so oft den Steinwälzer-Mythos des Sisyphos assoziieren lassen, sind kein Thema.

Kirstin Claudia Voigt



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Sibylle Wagner
Sibylle Wagner: "Rotlichtschatten" (2001), Ausschnitt, Plexiglas vor Acryl auf Hartfaser, 200 x 120 cm
Paar und Paar
Hiromi Akiyama: "Shadow Time No. 10" (1999), Granit, 91 x 60 x 37 cm