/ Array
000_blank
"petit.chaperon.rouge"
Gruppenausstellung
10.11.12 bis 19.01.13

Vernissage am 10.11.12 um 15.00 Uhr

Neben bereits bekannten Namen wie Hans-Peter Stark, Nikola Jaensch, Marie Madeleine Noiseux und Sibylla Bögel kommt es zur Begegnung mit neuen Künstlerinnen und Künstlern darunter Mirjam Nemetschek (Hannover), Silke Schmidt und Gabriele Schade-Hasenberg (Berlin), der Konzeptkünstler Peter Dorn (Nagold) und die Österreicherin Anna Stangl (Wien).

Unter dem Motto petit.chaperon.rouge. zu Deutsch "Rotkäppchen und der Wolf" knüpft, das Thema der diesjährigen Gruppenausstellung an die Märchenthematik des letzten Jahres (vgl. Sieben auf einen Streich) an. Den Künstlerinnen und Künstlern ist es dabei bewusst offen gelassen, ob sie sich direkt auf den Titel und das Motiv Rotkäppchen und der Wolf beziehen oder ob sie nur einem der Worte petit ("klein"), chaperon ("Käppchen") oder rouge ("rot") einen Rahmen geben wollen und den märchenhaften Kontext im Hintergrund lassen oder gar ganz außen vor. Ziel dabei ist es, Verbindungen oder auch Widersprüche bzw. Gegensätze zwischen den einzelnen Werken und Künstlern entstehen zu lassen und den Dialog anzustoßen. Entstanden sind so zum Großteil brandneue Arbeiten aller Künstler. Gezeigt wird ein breites Spektrum von den Gattungen Malerei darunter Arbeiten auf Papier und Leinwand, Collagen und Skulpturen bis hin zur Konzeptkunst.

So hat sich die Künstlerin Nikola Jaensch dem Thema Rotkäppchen und der Wolf in der für sie bekannten sehr poetischen und tiefgründigen Weise genähert. Entstanden sind collagenartige Zeugnisse, bestechend immer wieder durch einen wärmenden Rotton und vielschichtige Bildebenen. In einer ähnlich zarten und doch zugleich ausdrucksstarken und emotionalen Art und Weise hat sich die Wiener Künstlerin Anna Stangl mit dem Thema des Grimm'schen Märchens befasst. Die Arbeiten auf Papier mit ihrer fragilen Aura haben etwas Zerbrechliches, zum anderen sind sie Sinnbild sehr persönlicher Träume und manchmal auch bloßer menschlicher Begierden.

Ganz anders der Konzept- und Papierkünstler Peter Dorn. Er ist vertreten mit zwei konzeptuellen Arbeiten aus Latex und Karton, die sich des Motivs des "Käppchens" bedienen. Die Arbeiten "Erwachsen werden" und "Märchenstunde für Fortgeschrittene" spielen auf den moralischen Aspekt des Märchens an und erinnern an den oftmals erhobenen Zeigefinger. Hier geschieht dies allerdings nicht auf dem belehrenden Weg, sondern mit sensiblem und doch selbstkritischem Witz. Durchlebt doch auch Rotkäppchen im Laufe der Erzählung einen gewissen Prozess der Reife. Die Bildhauerin Sibylla Bögel schließt sich diesem ironischen Unterton in ihren Werken an und nimmt in der Arbeit "Behüter" ebenfalls das Motiv des "chaperon" auf.

Hans-Peter Stark bedient sich in seinen Arbeiten einer weiteren Metaebene. Verbunden in Schrift und Bild zeigt er neue Werke seiner Serie Gitarrenriffe der Nacht, in denen der Farbton Rot, vielmehr die Farbe Rosarot, aber auch die Gedichtfragmente des Lyrikers Tobias Falberg eine wesentliche Rolle spielen. Die Arbeiten von Stark lassen sich als moderne Interpretation mittels Spraylack und Schablonierungen eines altertümlichen Märchens deuten. Ihm gelingt es, die Verbindung zur Gegenwart herzustellen, in der statt des Wolfes beispielsweise die Gefahren der digitalen Welt auf die junge Menschenseele lauern.

In den Arbeiten des Neuzuganges Silke Schmidt wie auch bei Marie Madeleine Noiseux manifestiert sich der Wolf in seiner ureigensten Form. Bei der einen streicht er durch einsame kanadische Herbstlandschaften, bei der anderen streicht er sozusagen durch das Haar eines jungen Mädchens. Wie auch im Märchen werden auf den ins Holz geschnitzte Reliefs der Berliner Künstlerin Silke Schmidt Rotkäppchen und der Wolf für einen Moment eins.

Die Malerinnen Mirjam Nemetschek und Gabriele Schade-Hasenberg arbeiten völlig gegensätzlich, haben sich aber beiden des „kleinen“ Formats bedient. Entstehen bei Nemetschek lyrisch anmutende, teils verschwommene Bildzeugnisse entwickelt die Berliner Farbmalerin Schade-Hasenberg monochrome, rote Farbtafeln und lässt den märchenhaften Kontext ganz außen vor. Und ganz leise scheint man die Frage anklingen zu hören, "weshalb denn Rotkäppchens Kappe eigentlich rot war?"

Dies eine der Fragen, die diese umfassende Ausstellung aufwirft, und sicher findet sich für den aufmerksamen Betrachter auch die ein oder andere Antwort. Märchen sind keinesfalls nur etwas für Kinder, im Gegenteil. So zeigen die neun Künstler mit sensiblem Gespür, Witz und abstrakten Gedankenanstößen eine neue Sichtweise auf das 1697 erstmals von Charles Perrault schrftlich überlieferte Märchen.




[zurück]