bureau Heuchel Klag / Kunsthaus des bHK
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bureau Heuchel Klag: "Hommage an Heinrich Heine und Robert Schumann"
Im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz 2006 "Welt-Meister"
06.05.06 bis 14.05.06
bHK - bureau Heuchel Klag
"Hommage an Heinrich Heine und Robert Schumann"

Vernissage am 06.05.06 ab 19.00 Uhr

Dem 150. Todestag zweier herausragender Künstler wird in diesem Jahr gedacht: Heinrich Heine und Robert Schumann. Der Dichter und der Komponist schrieben beide auf eigene Weise deutsche Kulturgeschichte. Für die Entwicklung der Romantik sind sie von unterschiedlicher Bedeutung. Nur ein einziges Mal begegneten sie sich persönlich. Beider Leben und Schaffen sind jedoch eng miteinander verknüpft. Berühmte Schnittstelle ihres Wirkens sind 40 Lieder, die Schumann zu Versen Heines komponierte.

Gerade die Übergänge zwischen Literatur, Musik und bildender Kunst rückt diese intermediale Hommage in den Vordergrund. Zeitgenössische Künstler setzen sich unkonventionell mit dem sprachlichen und musikalischen Erbe der beiden Genies auseinander. Mitwirkende Künstler sind Thomas Ruch, Werner Laubscher, Mike Überall, Gunter Klag, Andreas Kohm, Thomas Salzmann und Christian Heuchel.
Zur Eröffnung findet eine Buchpräsentation mit Lesung statt.

"Hommage an zwei Genies"

Besprechung von Eva Maria Weilemann, Die Rheinpfalz (Pfälzer Tageblatt) vom 10.05.06

Es ist nicht nur eine sehr vielseitige, sondern auch eine sehr vielschichtige Ausstellung, die am Wochenende im Kunsthaus des bHK in Bellheim eröffnet wurde: die Bellheimer Hommage an Heine und Schumann, zwei Genies, deren 150. Todestagen in diesem Jahr gedacht wird.

Was haben sie gemeinsam, der Komponist und der Literat und was trennt sie, Robert Schumann und Heinrich Heine? Beide sind überhaupt nicht weg zu denken aus der deutschen Kulturgeschichte, sie gehören zwingend zu dem, was man unter dem Begriff des allgemeinen Bildungskanons zusammenfasst. Aber wer waren sie, wenn sie nicht geschrieben oder komponiert haben und wer, wenn doch?

Sieben Künstler haben sich über mehr als neun Monate mit diesen Fragen beschäftigt, haben eigene Fragen genauso hinterfragt wie allgemeine Wahrheiten, Klischees, Selbstverständlichkeiten. Intermedial ist die ehrende Erinnerung, sie macht aus Tönen Bilder und Worte, hat Linien für die Poesie Heines und Texte für die Kompositionen Schumanns. Sie ist komplex, gleichzeitig aber auch leicht, man kann sich eigene Aspekte heraussuchen und findet auch und gerade im Detail das Ganze.

Aus dem spannenden Projekt ist eine spannende Ausstellung geworden, bei der nicht nur die tatsächlichen Exponate, sondern auch die Entwürfe zum Thema und damit auch die Entwicklungen von den Anfangs- zu den Endprodukten zu sehen sind. Dokumentierte Kunst, die es dem Betrachter ermöglicht, individuelle und - wie sehr gut zu sehen ist - auch sehr unterschiedliche Schaffensprozesse zurückzuverfolgen. Insofern ist die Hommage an Heinrich Heine und Robert Schumann unter dem Titel "Welt-Meister" sowohl eine Retrospektive als auch ein Blick in die Zukunft, denn die Ausstellungsstücke folgen dem Konzept eines aufgeschlagenen Buchs.

Die gerahmten Drucke sind alle Bestandteil des Künstlerbuchs, das am Samstagabend zur Ausstellungseröffnung vorgestellt wurde. Und was ist drin in dem großformatigen, sorgfältig gebundenen Kunst-Werk, das auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt werden soll? Die unkonventionellen malerischen und zeichnerischen Auseinandersetzungen zum Thema von Mike Überall, Thomas Ruch, Gunter Klag, Thomas Salzmann und Christian Heuchel und die textlichen und grafischen von Werner Laubscher und Andreas Kohm. Der Wort-Künstler jagt seine Texte buchstäblich "ohne Punkt und Komma" durch die Zeilen. Seine Arbeiten symbolisieren, zunächst äußerlich ganz harmlos daher kommend, pure Rebellion. Sowohl gegen grafische als auch inhaltliche Konventionen wendet sich Andreas Kohm, verpackt in Texten über Ebenen und Regengüsse, die bei ihm zu "Vers-Satzstücken" werden. Der Schriftsteller Werner Laubscher nähert sich der Subjektivität des Ausdrucks, einem zentralen Thema der Ausstellung, mit in Wörter übersetzten Tönen. Seine Verse frei nach Schumanns Kinderszenen aus Opus 15 haben tatsächlich sehr viel Musik. Die ist auch das Stichwort für eine der originellsten Arbeiten der Ausstellung: Die Simulation der Begegnung von Schumann und Heine, die zunächst wirkt wie die Skizzierung von Tanzschritten.

Als "heiter-lakonische Ballade" betrachtet Thomas Salzmann seine Arbeiten selbst, Abdrucke von Abdrücken sind für ihn die Stellvertreter der Künstler. Der ironische Ton der Drucke bricht bewusst die romantische Lyrik Heines und wird zum Stilmittel, um deren Mythos ein Fragezeichen entgegenzusetzen. Der vollständig dokumentierte gemeinsame Spazierweg endet gerade nicht mit einer blauen, sondern mit einer gelben Blume. Unterschiedlichste Elemente aus den Biografien der beiden Ausnahme-Künstler werden in "Welt-Meister" im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz aufgenommen, bei Gunter Klag sind es die am Ende kaum noch sichtbaren cremeweißen Linien auf weißem Papier, die gerade aufgrund der bemerkenswert kunstvollen Reduktion umso mehr wirken. Der Vergleich der Ton- und Wortspuren, der das gemeinsame Todesjahr als Schnittpunkt inszeniert, steht im Kontrast zu den Arbeiten von Mike Überall, der mit kräftigen Farben und nur vermeintlich plakativer Symbolik arbeitet. Die Grundsätze der Französischen Revolution, bei ihm gehen sie unter neben der großen, schiefen Nase der Figur in blau-weiß-rot.

Mit nur sehr wenigen, fast geometrisch wirkenden Linien arbeitet Christian Heuchel, dessen Arbeiten vor allem wegen ihrer sehr gewissenhaft gewählten optischen Effekte und wegen ihres Purismus faszinieren. Spannend sind auch die Arbeiten von Thomas Ruch, der großzügig mit Buchseiten und Flügeln in mehrfacher Ausführung arbeitet, und diese dann vereinzelt und schließlich nur noch in Teilen sichtbar lässt.



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