Landkreis Südliche Weinstraße / Kreisverwaltung Südliche Weinstraße
Evelyn Blaich: "Chiffren zwischen Tag und Traum"
Malerei
29.06.03 bis 25.07.03
Evelyn Blaich
Evelyn Blaich: "Zwischen Tag und Traum"

"Chiffren zwischen Tag und Traum"

"Kunst im Kreishaus" präsentiert sich im Juli mit Werken der in Ilbesheim lebenden Malerin Evelyn Blaich. Ihre "Chiffren zwischen Tag und Traum", erschaffen als Acrylkompositionen auf Leinwand, erfüllen die Behördengänge mit kraftvollen Farben, spannungsvoller Energie und mystischer Ausdruckskraft und laden den Betrachter dazu ein, sich mit dem Phänomen Zeit als Metapher für alles Existenzielle und mit der Urzeit als Quelle jedweden Lebens zu befassen.

Der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema Zeit hat sich Evelyn Blaich schon lange verschrieben. In ihren Bildern, die nicht schnell und spontan entstehen, sondern in einem mitunter mehrjährigen Entwicklungsprozess heranreifen, finden sich Zeit und Vergänglichkeit sowohl als konkrete Spur des Malaktes, als auch in der allegorischen Umsetzung eines Gedankenprozesses. "Zeit", so drückte es die Kunsthistorikerin Ulrike Hauser-Suida bei ihrer Ansprache im Rahmen der Vernissage am Sonntag aus, "manifestiert sich so im Sinne eines zurückgelegten Weges".

Maltechnisch zeigt sich dies in einer kombinierfreudigen, spannungsintensiven Bildbearbeitung. Der Leinwand wird mit allem zu Leibe gerückt, was ihre Oberfläche nicht zu zerstören droht. Ob mit dem Pinsel, der Bürste oder der Walze: dem Farbauftrag steht dabei als gleichberechtigtes Arbeitsmittel stets der Farbabtrag, die Collage, die Decollage gegenüber. Die so provozierten vielschichtigen Verlagerungen schaffen faszinierende Farben, interessante Vernetzungen und lebendige Strukturen, deren lustvolles Zusammenspiel ganz im Zeichen der Polarisierung steht. Gegenstandslose Bilder operieren mit kosmischen Raumvorstellungen ("orange Korrespondenz") und gegenständliche Andeutungen verwittern in traumverlorenen Farbräumen ("vegetative Korrespondenz"). Hell-Dunkel-Kontraste spielen mit Licht und Finsternis und erinnern wohl manchen Betrachter an die Schöpfungsgeschichte; klare Linien begrenzen das kalkulierte Chaos und suggerieren die Theorie des Urknalls; mehrteilige Bildkompositionen, wie die häufig auftretende Form des Triptychons, schaffen wiederum eine sakral anmutende und damit der Ewigkeit zugewandte Atmosphäre.

Die Seele der aktuellen Ausstellung aber sind die "Chiffren zwischen Tag und Traum", entstanden nach der intensiven Auseinandersetzung der Künstlerin mit der afrikanischen Kultur. Denn der Mythos Afrika als "Wiege der Menschheit" inspirierte Blaich zu neuen, tief greifenden Ausdrucksweisen, um das Thema "zu formulieren". Erde, Gestein und Mauerwerk bilden nun den Mittelpunkt ihrer Arbeiten, demonstrieren Verwitterung und Verfall und widerspiegeln in leuchtend warmen Farben Hitze und Glut. Geheimnisvolle, runenhafte Schriftzeichen, die einen Bildrand als Seitenflügel begrenzen, in gesteigerter Form (Bildfolge III) auch den Farbraum des Mittelteils und damit die Gegenwart durchleuchten, geben Zeugnis von längst vergessenen "kultisch rituellen Symbolen", und legen - noch eingetaucht in das Licht der Vergangenheit - bereits Spuren in die Zukunft.

Brigitte Schmalenberg, Die Rheinpfalz



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