Landkreis Kusel / Wasserburg Reipoltskirchen
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Galerie im Grünen - Europäische Skulpturenstraße des Friedens an der Wasserburg
Land-Art, Ausstellungen u.v.m.
19.05.14 bis 05.10.14
Wasserburg Reipoltskirchen
Brücke des belgischen Künstlers Marc de Roover

Entdecken Sie rund um die Wasserburg in Reipoltskirchen neue Bilder in der Landschaft. Am Taufort des Tiermalers Johann Heinrich Roos haben sich die Künstler diesmal auf die Spuren des Tiermalers selbst gemacht. Die Wasserburg mit Bergfried und Malschule bildet einen adäquaten Rahmen für die entstandenen Kunstwerke, außerdem sind in der Malschule auch Bilder von Johann Heinrich Roos' eigener Hand zu sehen.
Über die eher vergängliche Kunst im Grünen hinaus geht unser Skulpturenweg, der für dieses Jahr zu einem echten Rundweg ausgebaut wurde: Die Brücke des belgischen Künstlers Marc de Roover werden wir zusammen mit der Kunst im Grünen eröffnen. Und noch eine weitere künstlerische Arbeit wartet auf ihre Enthüllung: Mit der Stele des Luxemburger Bildhauers Bertrand Ney wird der Skulpturenweg zu einer weiteren Station auf der "Europäischen Skulpturenstraße des Friedens", die von der Normandie bis nach Moskau führt. Lassen Sie sich von ganz neuen Eindrücken überraschen.
Dr. Winfried Hirschberger, Landrat


Vernissage der Ausstellung am 19.05.14 um 18.00 Uhr
Ort: Malschule in der Wasserburg
Einführung: Dr. Heinz Höfchen, Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk)


Johann Heinrich Roos - Bedeutendster Tiermaler des deutschen Barock

Er ist wohl einer der bedeutendsten Künstler, den die Pfalz bis heute hervorgebracht hat: Der Maler und Grafiker Johann Heinrich Roos, geboren am 29.09.1631 wohl in Otterberg, lutherisch getauft wenig später in Reipoltskirchen. Im Laufe der Wirren des 30jährigen Krieges verschlägt es die Familie zunächst nach Zweibrücken, später an den Niederrhein und schließlich nach Amsterdam. Dort beginnt der junge Johann Heinrich 1647 eine Malerlehre bei dem Historienmaler Guilliam Dujardin und wird in der Folge stark von den holländischen Meistern Nicolaes Berchem und Karel Dujardin beeinflusst.
Ab 1651 ist Roos wieder in Deutschland. Es wird vermutet, dass er in dieser Zeit auch nach Italien reist, belegt werden kann ein Italienaufenthalt jedoch nicht. 1654 ist Roos zusammen mit seinem Bruder Theodor am Hof des Landgrafen Ernst von Hessen in Rheinfels nachweisbar. Er heiratet 1656 in St. Goar die Pfarrerstochter Anna Emmerich, die ihm sieben Kinder schenkt. 1664 bis 1667 bekleidet Roos unter Kurfürst Carl Theodor die Stelle als Hofmaler am kurfürstlichen Hof in Heidelberg, er portraitiert dort u.a. die junge Liselotte von der Pfalz. 1667 zieht Roos mit seiner Familie nach Frankfurt am Main. Er ist mit großem Erfolg, nicht zuletzt durch viele Bildnisaufträge, Maler in der Bürgerstadt und bringt es dort zu Ansehen, Vermögen und einem prächtigen Haus auf der Zeil. Am 03.10.1658 stirbt der Künstler an den Folgen der Verletzungen, die er sich beim Brand dieses Hauses zugezogen hat. Seine vier Söhne wurden ebenfalls Maler und so gilt Johann Heinrich Roos auch als Stammvater einer erfolgreichen Künstlerdynastie.

Hirten- und Tierdarstellungen in einer idealisierten italienischen Campagna-
landschaft mit römisch-antiken Ruinen waren die bevorzugten Motive des Künstlers, wobei Roos besonders im Tierbild zu außergewöhnlicher Meisterschaft gefunden hat. Seinen Zeitgenossen galt er als "Raffael aller Viehmaler" und Goethe, der die Blätter von Roos sammelte, äußerte gegenüber Eckermann seine Bewunderung über Roos' Einfühlungsvermögen in die Psyche der Schafe, Ziegen und Kühe. Tatsächlich gilt Johann Heinrich Roos als bedeutendster deutscher Tiermaler des 17. Jahrhunderts und seine Tierdarstellungen blieben bis in die Moderne vorbildhaft und hoch geschätzt. Dementsprechend wurden seine Bildfindungen viel kopiert beziehungsweise stilistisch nachgeahmt. Qualitativ herausragend im OEuvre von Roos sind auch seine Radierungen: Es sind reine Tierstücke, die meist zu Serien zusammengeschlossen sind. Durch die Möglichkeit der Vervielfältigung der Druckgraphiken konnte der Künstler einen großen Kreis von Sammlern seiner Kunst erreichen.
Heinz Höfchen

Öffnungszeiten der Ausstellung:
24.05.14 und 31.05.14 von 14.00 bis 18.00 Uhr
25.05.14 und 29.05.14 von 11.00 bis 18.00 Uhr
01.06.14, 08.06.14 und 09.06.14 von 11.00 bis 18.00 Uhr


Teilstrecke europäische "Skulpturenstraße des Friedens" an der Wasserburg Reipoltskirchen.


Bei der "Skulpturenstraße des Friedens" handelt es sich konkret um zwei Strecken. Die West-Ost-Straße verbindet die normannische Küste mit Moskau, die Nord-Süd-Straße Amsterdam mit den Pyrenäen. Sie kreuzen sich in Auvers-sur-Oise (bei Paris).

Das Grundkonzept, in der Landschaft eine Kette begehbarer "Skulpturentürme" als künstlerische Begegnungszentren zu errichten, stammt aus dem Jahr 1936 und wurde von dem jüdischen Künstler Otto Freundlich entwickelt. Otto Freundlich wurde 1943 von den Nazis im Konzentrationslager Sobibor (Polen) ermordet. Nach dem Zweiten Weltkrieg aktualisierte seine Lebensgefährtin Jeanne Kosnick-Kloss das Konzept, indem sie es, wie oben beschrieben, konkretisierte. Allerdings tat sich damals nicht viel.

1978 griff der Bildhauer Leo Kornbrust, der bereits 1971 ein internationales Bildhauersymposion bei St. Wendel organisiert hatte, Freundlichs Idee auf. Bis heute arbeitet er an deren Umsetzung. Der erste Schritt war die Schaffung einer 25 km langen "Straße der Skulpturen St. Wendel" (aktuell 59 Skulpturen, bald 60), in die die 1971 entstandenen Werke integriert wurden.

Im Laufe der Jahre schlossen sich europaweit etliche Bildhauerprojekte und Kulturinstitutionen der Initiative an. Mittlerweile stehen über 400 Skulpturen an der gesamten, etwa 4.000 km langen Strecke. Es werden immer wieder neue Partnerschaften geschlossen. 2004 wurde der Verein "Straße des Friedens - Straße der Skulpturen in Europa - Otto Freundlich Gesellschaft" errichtet, um die internationalen Kontakte zu koordinieren und das Konzept weiter zu entwickeln.

Bertrand Ney

1955 geb. in Rodemack (Frankreich), lebt und arbeitet in Berchem (Luxemburg)
[www.bertrandney.com]

Die zweiteilige Skulptur "Le passage" - der Durchgang - ist wie eine offene Tür in der Landschaft. Sie lädt den Wanderern dazu ein, durch sie hindurch zu gehen. Bei der Gelegenheit stoßen sie auf ein kurzes Gedicht der Lyrikerin Felicitas Frischmuth (1930-2009), das Bertrand Ney dort links und rechts in ca. 2,2 m Höhe angebracht hat:
"Wenn keiner drauf geht, verwächst der Weg. Wenn wir nicht gehen, verwächst der Weg."

Die Skulptur ist ein Geschenk des Künstlers und gehört nun zum Skulpturenrundweg an der Wasserburg. Gleichzeitig wurde dieser Rundweg Teil der Europäischen Skulpturenstraße des Friedens, die 4.000 km quer durch Europa verläuft und die normannische Küste mit Moskau verbindet. Die Grundidee einer friedensstiftenden Skulpturenstraße stammt von dem jüdischen Künstler Otto Freundlich (1878-1943). Auf so einen Weg muss man gehen, sonst verwächst er. Und wir müssen selbst gehen, wer denn sonst? Wir alle tragen Verantwortung für den Frieden in der Welt.



Kunst im Grünen - Künstler

Säulenfragment - Roland Albert, Kaiserslautern
Studium der Malerei, Grafik und Objektkunst an der Akademie der Bildenden Künste München; Lehrauftrag an FH; Kunsterzieher am Gymnasium
Johann Heinrich Roos hat den 30jährigen Krieg und seine Folgen in der Pfalz erlebt. Es scheint, dass er in den von Hirten behüteten Tieren eine friedfertige, zeitlose Welt ohne Krieg, Machtwillkür und Elend sah. In seinen mit natürlichem Verhalten der Tiere staffierten Landschaften kommt Menschenwerk stets als Ruine vergangener Zeiten vor -von der Natur schon in Besitz genommen. In vielen Bildern zeigt er antike Säulenfragmente, die meist ihre tragende Funktion längst verloren haben. Auch mein Säulenfragment - aus Wellpappe gefertigt - ist dem Verfall anheim gegeben.

Vertrautes - Nadine Buch, Herchweiler
Tiere spielen in meinem Leben schon immer eine sehr große Rolle. Auf einem Bauernhof aufgewachsen, war klar, dass ich auch in meinem Berufsleben mit Tieren arbeiten wollte. So erlernte ich den Beruf der Zootierpflegerin. Meine Verbundenheit mit den Vierbeinern spiegelt sich auch in meinen Bildern wider. Ich male Tierportraits in Pastell. Im Jahre 2007 erzielte ich beim Jugendkunstpreis der Kreissparkasse Kusel den 3. Platz, im Jahre 2011 wurden einige meiner Werke zum ersten Mal ausgestellt. Ich finde, auch in den Werken von Johann Heinrich Roos sieht man deutlich den Bezug, den die Menschen damals noch zu den Tieren hatten und dass sie in ihrem Leben wichtig waren. Interessant ist, dass der Maler oft Tiere in ungewöhnlichen Posen zeigt.

Lebendige Geschichte - Carmen Harasti, Becherbach [www.harasti.de]
Meine Malweise entstand aus dem Bedürfnis "Malen". Ein lang anhaltender Wunsch. Es ist ein meditatives Farbspiel, das jeder kreativ Tätige durchleben muss. Für mich sind Augenblicke etwas Gesehenes in seiner Aussagekraft, Farbenpracht, Formvielfalt und Symbolik dargestellt. Augenblicke sind ein unerschöpfliches Thema. Besonders diese Gedanken und Empfindungen spontan umzusetzen ist etwas Lebendiges, sich Entwickelndes. Kunst im Grünen 2014 ist eine neue Herausforderung, eine Möglichkeit große leidenschaftliche, kraftvolle Tiermotive zu malen. Viehkoppeln im gelb blühenden Rapsfeld, leuchtende Tiergestalten und lebendige Geschichte mit allen Sinnen wahrnehmen, stehen hierbei im Fokus meiner Arbeit.

Gehörnte Kuppel - Edelgard Lösch, Steinwenden [www.edelgard-loesch.de]
Eigenes Atelier, freischaffend.
Keine Epoche der Kunstgeschichte ist so von Widersprüchen geprägt wie das Barock. Es war eine Zeit großer innerer Gegensätze, die das Pathos suchte, indem es die Ausgewogenheit der Renaissance ebenso zurückdrängte wie die dem Manierismus innewohnende Abkehr vom Harmonischen. So wird auch in der Skulptur "Gehörnte Kuppel" das Gegensätzliche aufgenommen. Die romantische Verklärung in der Malerei von Johann Heinrich Roos findet man emotionsbefreit in den Hörnern als Symbol für seine immer wiederkehrenden Tierdarstellungen. Zusammen mit der Kuppel, vergoldet im Prunk des Barock, wird der Bezug zu dieser Zeitepoche in eine heutige Formensprache übersetzt.

Das lachende Schaf - Jürgen Schultheis, Desloch [www.mosaikbildnerei.de]
Angelehnt an eine Zeichnung von J. H. Roos habe ich mich bei meinem Werk für "das lachende Schaf" entschieden. In seiner Unschuld lacht das Schaf, trotz aller Kriege und allem Unbill, das der Mensch anrichtet. Mit der klassischen Legeweise unter Verwendung moderner Industriematerialien möchte ich die Brücke schlagen von der Zeit J. H. Roos' in die Neuzeit. Durch das Bearbeiten von Stein zu Stein entstehen organische Strukturen - im Gegensatz zu uns gewohnten digital-verpixelten Abbildern. "Steine können sprechen". Angstfrei und unbefangen schaut das Schaf den Betrachter und die Welt an. Wenn Menschen in dieser Art miteinander umgehen, ist vieles besser und einfacher.

Das Portrait - Rainer Molz, Matzenbach [www.glandekultour.de]
Mitglied des Kunstkreises Kusel
"Das Auge sieht, was es sucht" von Max Slevogt. Die Kunst des Scherenschnitts begleitet Rainer Molz seit mehr als 18 Jahren. Zu Beginn des Kunstexperiments widmete er sich dem klassischen Scherenschnitt. Mit den Jahren wandelte sich das Interesse hin zu modern geprägten Veränderungen - u. a. Ausstellungsreihe "Mann Nackt" des Kunstkreises Kusel, "Frühling im Quadrat", "Schwarz/Weiss", "Einheit". Ferner "Jazz & Blues In Art" - eine ganz besondere Studie - Künstler der jeweiligen Genres als Scherenschnitt. Zum Portrait: Als Quelle diente ein Motiv von Johann Heinrich Roos, ein Selbstportrait, entstanden zwischen 1670 und 1680. Dieses Motiv wurde auf Scherenschnittpapier übertragen und geschnitten. Mit Farbe auf Filz gesprüht, findet sich das Bild projiziert in der Natur.

Kinder malen in die Fußspuren von Johann Heinrich Roos
Assistiert von Martina Würtz-Flätgen aus Rosenthal-Kerzenheim und Walter Graser aus Ulmet...
Kinder sollten schon in jungen Jahren auf die Spurensuche nach sich selbst und lehrreichen Vorbildern geschickt werden. Eines dieser Vorbilder in der Tierdarstellung ist J. H. Roos.
Den jungen Malern aus Reipoltskirchen und Umgebung wurde dieses Jahr die Gelegenheit geboten, mit ihren eigenen Tierdarstellungen J. H. Roos Konkurrenz zu machen. Die Jungen und Mädchen aus Reipoltskirchen, Relsberg und Umgebung haben die 50 Bilder mit wetterfesten Farben auf wetterfesten Untergrund gemalt. So säumen sie auf 80 cm großen Schuhsohlen den Weg von der Burg bis hin zur Wiese mit den Schaubildern der anderen, erwachsenen Künstler. Die Arbeiten der Kinder können gegen ein Honorar erworben werden, das nach Abzug der Materialkosten den kleinen Nachfahren von J. H. Roos übergeben wird.


website: www.kunst-im-gruenen.de

Idee und Ausführung:
Diethelm Rünger, Ginsweiler

Veranstalter:
Kreisverwaltung Kusel


Links:
Albert Roland (Rubrik KÜNSTLER)  |  Lösch Edelgard (Rubrik KÜNSTLER)
Wasserburg Reipoltskirchen
Bertrand Ney: "le passage", 2000 (aufgestellt 2014), bretonischer roter Granit, Höhe ca. 3,5 m



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Wasserburg Reipoltskirchen
Brücke des belgischen Künstlers Marc de Roover
Wasserburg Reipoltskirchen
Bertrand Ney: "le passage", 2000 (aufgestellt 2014), bretonischer roter Granit, Höhe ca. 3,5 m