Vernissage am 24.03.19 um 11.00 Uhr
Begrüßung: Stefanie Seiler, Oberbürgermeisterin
Einführung: Hans-Jürgen Herschel
Mehr als dunkel ist jener Teil der deutschen Geschichte, mit dem sich Klaus Zwick seit vielen Jahren beschäftigt, alles andere ist jener Teil als "ein Vogelschiss", wie kürzlich ein offenbar Unbelehrbarer sagen zu müssen glaubte. Dieser Dunkelheit wird nur gerecht, wer das Finstere, das wahrhaft als finis terrae, als Ende der Welt Erscheinende, nicht künstlich aufzuhellen versucht. Auf ganz eigene, sehr persönliche Weise sucht Klaus Zwick
immer wieder neue künstlerische Zugänge zu dem zu gewinnen, was einem die Sprache verschlägt und einen ohnmächtig stumm macht.
Die Wandinstallation "Herbarium oder deutsche Kalenderblätter" bildet den Ausgangspunkt für die weiteren Arbeiten Klaus Zwicks. Von naturliebender
Hand gesammelten Pflanzen und Blättern werden sachlich informative Daten-Blätter gegenübergestellt, die den Fortschritt der Barbarei dokumentieren. Jedem Datum des akribisch geordneten Herbariums wird ein Ereignis an die Seite gesetzt, aus dem sich die fortschreitende Zerstörung der Menschlichkeit ablesen lässt. Harmlose, geradezu idyllische Liebe zur Natur erscheint zeitgleich mit dem Hass des Menschen auf
den anderen Menschen.
"Was sind das für Zeiten", hat Brecht gefragt, "wo ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist, weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt?" Es gibt in Zeiten der Repression und wachsender Ausgrenzung keine Rückzugsmöglichkeit. Der Ausgrenzung folgt, wie die Geschichte lehrt, Schlimmeres.
Gerade dort, wo die Erinnerungskultur zerstört werden soll, sind Ausstellungen, welche ein "Memento!" in die Totenstille des Vergessens rufen, notwendig. Ihre Aktualität ist, so sehr man das bedauern mag, ungebrochen.