Kunstverein Germersheim / Zeughaus Germersheim
Künstlerbund Speyer: "Ausblick"
Neue Arbeiten
05.11.04 bis 28.11.04
Ausblick
Reinhold Ader: "Weiblicher Akt auf Stuhlkante sitzend" (2001), Acryl auf Leinwand, 100 x 90 cm

mit Reinhard Ader (Malerei), Hein Albig (Grafik), Thomas Bußjäger (Grafik), Rudolf Dister (Malerei), Thomas Duttenhöfer (Skulptur), Fred Feuerstein (Objekte), Holger Grimm (Skulptur), Paul In den Eicken (Malerei), Georg Karbach (Malerei), Kurt Keller (Fotografie), Bertram Koser (Objekte), Michael Lauter (Druckgrafik), Frank R. Liebscher (Skulptur), Mareile F. Martin (Skulptur, Fotografie), Matthias Schöner (Skulptur), Eberhard Spitzer (Malerei), Margarete Stern (Malerei), Arnold Wühl (Skulptur) und Günter Zink (Malerei).


Einführung von Dr. Matthias Brück

Es geht das Gerücht, in der gegenwärtigen Kunstszene dominiere das Banale. Das Mittelmäßige münde in eine Diktatur des Pseudo-Ästhetischen, die weit über den Bereich und Einfluss der Bildenden Künste hinausreicht. Banalität und Nicht-Originalität - so Jean Baudrillard - seien fast schon zum ästhetischen Wert befördert worden. Schließlich scheint es ja mittlerweile bequemer und oft sogar lukrativer in Zeiten flottierender Werte, sich als Kunstschaffender im berühmt-berüchtigten Mainstream mitzupaddeln und so eine längst grassierende Verflachung zu unterstützen, gegen die man einst einmal angetreten ist.

Eine phantastische Sache, um es im Stil des wiedererstandenen Harald Schmidt zu formulieren: irgendwann geht der Sarotti-Mohr ins Museum und trifft dort die Milka-Kuh. - Ein süßes Erlebnis… Das klingt so schön deutsch-pessimistisch, ist allerdings nicht ganz so abgründig gemeint. Schließlich existieren ja immer noch, immer wieder kleine Inseln - vergleichbar mit dem bekannte gallischen Dorf - die sich dieser Entwicklung entgegenstellen. Eines dieser Widerstandnester, den Künstlerbund Speyer, können Sie heute Abend in seinem pluralistischen und originalen Schaffen kennenlernen. - Und das ist kein Laudatio-Klischee…

Eine Schwierigkeit stellt sich allerdings: wie soll man über 18 Künstlerinnen und Künstler in kurzer Zeit etwas halbwegs Verbindliches sagen, damit es nicht bis zum Morgengrauen dauert - Kulturnacht hin, Kulturnacht her? Gestatten Sie mir deshalb einen etwas ungewöhnlichen Versuch! Stellen Sie sich vor, jeder Ausstellende hätte einen Essay geschrieben - und benötigte nun einen Titel.

Dann könnte das so lauten:
Günter Zink - oder "Die Frage nach dem Dahinter".
Kurt Keller - oder "Die Faszination der klaren Weite".
Reinhard Ader - oder "Die Harmonie im Chaos".
Arnold Wühl - oder "Die Ästhetik des Zerfalls".
Georg Karbach - oder "Im Sog der Gemeinschaft".
Michael Lauter - oder "Die Autonomie der Zeichen".
Margarete Stern - oder "Die Brüchigkeit des Realen".
Thomas Bußjäger - oder "Die Macht des Verschlüsselns".
Hein Albig - oder "Die Kunst des Faltens".
Holger Grimm - oder "Zwischen Spalten und Verbinden".
Eberhard Spitzer - oder "Transzendenz der Architektur".
Bertram Koser - oder "Material und Täuschung".
Mareile Martin - oder "Die Schönheit des Sterilen". -
Frank Liebscher - oder "Die Verführung von Babel".
Rudolf Dister - oder "Versuch über die Ewigkeit".
Thomas Duttenhoefer oder "Die Leiden des alten Bischofs."
Paul in den Eicken - oder "Verwandlung in Farbe und Chiffre".
Fred Feuerstein - oder "Der hölzerne Wald".
Und zuletzt:
Matthias Schöner - oder "Das hygienische Biotop".

Zusammengefasst ergäbe das ein mehrbändiges Werk: "Der Künstlerbund Speyer - Tradition und Wandel". Im Vorwort würde eine Qualität besonders hervorgehoben, nämlich das kollegiale, freundschaftliche Miteinander in neidvoller Zeit. Der Anhang bestünde aus Erläuterungen zu ausgefeilten, raffinierten Techniken und einer Sammlung von engagierten Projekten. Eine Publikation auf die Sie vorerst noch verzichten müssen. Die Ausstellung bietet Ihnen schon einmal einen bemerkenswerten Einblick…




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Ausblick
Reinhold Ader: "Weiblicher Akt auf Stuhlkante sitzend" (2001), Acryl auf Leinwand, 100 x 90 cm
Thomas Duttenhöfer
Thomas Duttenhöfer: "Theopompas" (1996), Eisen, Hanfschnur, 37 x 42 x 15 cm
Ausblick
Bertram Koser: "Zeitreise" (1998), Acryl und Eisen auf Nessel, 160 x 160 cm
Ausblick
Georg Karbach: "Ohne Titel", Dispersion auf Nessel, 120 x 150 cm
Ausblick
Thomas Bußjäger: "Dschungeltänzer" (1998), Blei, Acryl, Disp. auf Pressspan, 116 x 109 cm