Kunstverein Germersheim / Zeughaus Germersheim
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Matthias Baumann, Ildiko-Demmerle, Betina Kaiser: "passion"
Collage, Druckgrafik, Installation und digitale Fotocollage
21.02.15 bis 22.03.15
Kunstverein Germersheim
Betina Kaiser

Vernissage am 21.02.15 um 17.00 Uhr
Begrüßung: Marita Mattheck, Vorsitzende des Kunstvereins Germersheim
Marcus Schaile, Bürgermeister der Stadt Germersheim
Einführung: Thomas Angelou, Kunsthistoriker M.A., Jockgrim, Kunstagentur Bel Etage

Kunstcafé am 08.03.15 von 15.00 bis 18.00 Uhr

Finissage am 22.03.15 um 17.00 Uhr
Künstlergespräche

Projekt PASSION

Im Kunstprojekt PASSION arbeiten Betina Kaiser, Matthias Baumann und Ildiko Dewes-Demmerle im Team und mit den Mitteln der Zeit. Ideen und Ausführungen entstehen weitgehend im Dialog. Fotografie, digitale Fotocollage, Computergrafik, Fotokopie und handgefertigte Druckgrafik werden miteinander verwoben, mitunter in ein und demselben Exponat. Einzelne Arbeiten sind zu zweit oder gar zu dritt verfertigt worden. Ausgangspunkt ist 'Die Farbe der Passion', eine Erzählung, die vom alltäglichen, unspektakulären, stillen Leiden und enttäuschten Hoffnungen handelt. Im Zweier- und Dreierteam reifte eine unbändige Leidenschaft für die systematische Variation verschiedener Motivgestaltungen - bedeutet 'Passion' doch nicht nur 'Leiden', sondern auch 'Leidenschaft'. Die Ergebnisse spiegeln eine assoziative, nicht illustrativ gemeinte Annäherung an das im Grunde recht spröde Thema der Erzählung wider.

Matthias Baumann greift mit digitaler Fotografie, Computergrafik und digitaler Fotocollage den Beginn der Erzählung auf: ein kleines Mädchen soll sich einen Regenschirm aussuchen und wählt dabei einen violetten Farbton, den der erfolglose Maler Bernhard Kutscheck als Passionsfarbe bezeichnet. Ildiko Dewes-Demmerle, die sich dem Minimalismus zuordnet und die Erzählung geschrieben hat, zeigt Installationen aus Texttafeln, skripturalen Gestaltungen und Farbfeldern. Betina Kaiser verbindet meisterhaft Druckgrafik mit Handcollage und digitaler Collage - so entstehen außergewöhnliche Arbeiten. Ungewöhnlich ist auch die Arbeit mit violetten Farbtönen, die in der Bildenden Kunst nur selten großflächig eingesetzt werden.

Bereits im Frühjahr 2014 war ein kleiner Teil der Ausstellung in der Moments Art Gallery in Neustadt zu sehen. Die gesamte Schau der Exponate wird nun 2015 vom Kunstverein Germersheim im Zeughaus präsentiert; danach wird wiederum ein kleiner Teil mit skriptural-grafischem Schwerpunkt im Unterhammer bei Kaiserslautern zu sehen sein.


Matthias Baumann

Digitale Fotografie - digitale Fotocollage, bearbeitet am Computer, gedruckt auf unterschiedlichen Materialien; diese Begriffe beschreiben eine Technik unserer Zeit, die scheinbar endlose Reproduzierbarkeit von Kunst. Dabei wird man dieser Kunstform - denn das ist sie - nicht gerecht. Schon gar nicht bei den Arbeiten von Matthias Baumann. Seine digitalen Welten entstehen in vielen Arbeitsschritten, aus Überlagerungen mehrerer Fotografien, fein verwoben wie ein Netz aus tausend kleinen Fäden. Geduldig, kreativ und immer das Bild im Fokus sucht er nach immer neuen Farb- und Formvariationen. Das künstlerische Auge entscheidet, wann dieser Prozess zum Halten kommt. Das Bild wird erneut geprüft, die Aussage als Kern der Gestaltung immer im Mittelpunkt gehalten. Matthias Baumann "malt" mit der Kamera und dem Computer. Eine Auflage von fünf Abzügen pro Motiv macht seine digitalen Fotocollagen zu Arbeiten fernab von Massenware.


Ildiko Dewes-Demmerle (Pseudonym DeDe)

Ildiko Dewes-Demmerle verortet ihr Kunstschaffen in der Tradition des Minimalismus. Schwerpunkt ihrer Arbeit sind seit 1999 modulare Installationen, die eine Variation der Modulanordnungen je nach spezifischer Räumlichkeit erlauben ohne Verlust an ästhetischer Qualität und Aussage. Wie im Schaffen ihres Lieblingskünstlers Liam Gillick steht am Anfang ihrer Kunstprojekte immer ein Thema, ein Wort, ein Gedanke; dann folgt die Recherche und geistige Auseinandersetzung, mitunter über Monate. Danach werden die Materialien und Farbtöne festgelegt - Thema und Farbwahl müssen harmonieren. Gezielt werden in die Installationen auch Gestaltungen anderer Künstler und Designer sowie industriell hergestellte Funktionsteile als solche sichtbar integriert.
Der variable kleinteilige Aufbau der Installationen wird als Antwort verstanden an die zunehmenden Anforderungen an Mobilität, Flexibilität und Eigenständigkeit der Menschen in der modernen Gesellschaft. So kann eine Installation z.B. auch im Wohnbereich genutzt werden, der Nutzer wird 'zum Teamworker der kunstschaffenden Person'. Dass die Betrachter das den Arbeiten jeweils zugrunde liegende komplexe Gedankengebilde ergründen und verstehen wollen, erwartet DeDe nicht: "es genügt mir, wenn eine Stimmung überspringt oder ein Gedanke assoziiert wird, den ich auch gedacht habe oder gut ins Konzept integrieren kann - das alles geschieht übrigens regelmäßig".


Betina Kaiser

Die Arbeiten von Betina Kaiser lassen sich nicht auf eine einzige Technik reduzieren, wohl aber auf ein gemeinsames Konzept. In der Regel wird die Leinwand in Felder eingeteilt, meist vertikal und unregelmäßig. So unterschiedlich sie in der Größe sind, so unterschiedliche Techniken der Gestaltung treffen meist aufeinander. Das erzeugt Neugier oder Widerspruch und geschieht stets im Dienste der Aussage.
Ein handgefertigter Handdruck - ihre bevorzugte Technik - bildet häufig den Ausgangspunkt des weiteren kreativen Prozesses. Nicht selten wird dabei der Druckstock selbst zum Teil des Bildes. Hauchzarte Japanpapiere, Tuschen und Kreiden legen Schichten über Teile des Bildes - verändern Ausschnitte und Bildebenen.  Scheinbar unvereinbare Materialien werden zu Verbündeten und erzeugen Brüche und Spannungen. Und doch oder gerade deshalb entstehen harmonische und stimmige Arbeiten, bei denen nur schwer der Entstehungsprozess sichtbar bleibt.





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