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Matthias Will: "Schwebezustände - Der Traum vom Fliegen"
Skulpturen und Zeichnungen
24.09.17 bis 29.10.17
Kahnweilerhaus
Matthias Will

Vernissage am 24.09.17 um 11.00 Uhr

Gefragt, was Kunst in seinem Leben bedeutet, sagte Matthias Will einmal: "Kunst ist wie atmen." Nicht künstlerisch arbeiten zu können, bedeutet folglich für Matthias Will, innerlich abzusterben schreibt Ingrid Thiel in ihrem Beitrag zu einer Broschüre des Instituts Mathildenhöhe Darmstadt.

Will hat sich bereits als junger Künstler mit dem Thema Fliegen beschäftigt, was er auf Tagträume in seiner Kindheit zurückführt. Damals sei Fliegen für ihn so selbstverständlich gewesen wie Gehen. Aus Drahtgitter schweißte er Flugobjekte und überzog sie dann mit Papier oder Stoff. Diese Flugobjekte verloren für ihn jedoch bald ihre Faszination,weil sie ihm zu leicht, zu elegant waren. Da gab es nämlich noch etwas anderes, dem er Ausdruck geben wollte und musste.
Vor etwa 20 Jahren vollzog sich dann durch Zufall seine Findung der ihn heute auszeichnenden Formensprache. Er spielte eines Abends im Atelier mit Reststücken früherer Metallarbeiten und kombinierte in diesem künstlerischen Findungsprozess zwei Stahlelemente. Ohne größeres Nachdenken verspannte er beide Elemente mit einem Stahlseil und erkannte: Das ist es! Das ist ein Thema, das trägt und stimmt. Es hat durchaus noch die Leichtigkeit und Eleganz der Flugobjekte, die aber jetzt durch die Schwere des Materials ausbalanciert wird... Danach konzentrierte sich seine künstlerische Auseinandersetzung auf die Grundformen Kreis und Quadrat,Würfel und Kugel.

Diese Grundelemente variierte und kombinierte Will über lange Jahre sägend, schneidend, schweißend, schraubend und verzurrend. Oft genügte ihm dabei sogar die Idee davon, so dass seine Träger und Platten das fragliche Element nur andeuten, umschreiben bzw. im Fragment belassen. Einer solchen perfekten Idee setzt die handwerkliche Ausführung gelegentlich die schartige Kante entgegen, häufiger noch die rostige oder die mit der Flex gezeichnete Fläche.
"Die Idee von einer Plastik, die in ihrer Materialität und Körperlichkeit als eine Größe zu begreifen ist, die mit dem räumlichen Umfeld in Beziehung zu treten vermag und die sich zwischen den Zuständen Spannung,Elastizität und Balance zweckfrei definiert, beherrschte den Bildhauer Matthias Will auf seiner langen Suche nach der eigenen künstlerischen Identität. Mit großer Zuversicht begann er seine Laufbahn zwischen 1975 und 1980 als Student an der Frankfurter Städelschule..." schreibt Lutz Fichtner in der bereits weiter oben erwähnten Broschüre.

Stahl und Edelstahl sind heute gebräuchliche bildhauerische Materialien. Neben ihrer industriellen Verwendung wurden sie in den 1960er Jahren konzeptionell von Künstlern der Minimal Art eingesetzt. Sie legten dabei besonderen Wert auf den industriellen Herstellungs- und Produktionsprozess. Dies bestimmte das Aussehen der Oberflächen und ermöglichte die serielle Produktion von Kunstwerken. Prominente Vertreter wie Donald Judd oder Robert Morris formulierten programmatische Grundbegriffe wie Reproduzierbarkeit, Wiederholung und Arbeitsteilung als Kennzeichen minimalistischer Skulptur.

Matthias Will hat sich zu einem künstlerischen Selbstverständnis durchgerungen, das ihn in der freien Arbeit immer wieder stützt. Trotz Krisen sowohl materieller Art als auch die künstlerische Sinnsuche betreffend, hat es, abgesehen von einer halbjährigen Pause, keine Zeit gegeben, in der Will nicht künstlerisch gearbeitet hat. Nach dem Studium begann die künstlerische Arbeit in Darmstadt und der Kampf, sich auf dem freien Markt zu behaupten. 1982 stellte er über die Darmstädter Session das erste Mal aus. Es folgten weitere Ausstellungen in Frankfurt, Köln, Berlin, Freiburg, München, Paris sowie öffentliche Aufträge und Preise. 1988 bekam er das Arbeitsstipendium des Landes Hessen, Cité Internationale des Arts Paris, und 2004 den Kunstpreis der Stadt Darmstadt.

Öffnungszeiten:
Do. bis So. von 15.00 bis 17.00 Uhr
sowie nach Vereinbarung





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