Stadt Rockenhausen / Array
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Saïd Kahla: "Panopticon"
Malerei
18.03.12 bis 29.04.12
Kahnweilerhaus
Saïd Kahla: "panopticon II", 2012, Acryl auf Leinwand, 90 x 30 cm

Vernissage am 18.03.12 um 11.00 Uhr
Einführung: Detlof Graf von Borries

"Bunte, manchmal sogar regelrecht knallige Farben, krasse Kontraste, aber auch Verschattungen und Eindunklungen, vieles Ungegenständliche, aber immer wieder Wirklichkeitsfragmente, klare statische Vereinfachungen und andererseits wie Chaosbeschwörungen wirkende wilde Bewegtheit in Bildern wie 'Couleurs d'éte' (Farben des Sommers) und 'Soleils éclatés' (Explodierte Sonnen) - die Malerei von Saïd Kahla ist voller offener Gegensätze," schreibt der Schriftsteller Rolf Stolz über die Bilder des am Westpfalzklinikum Kirchheimbolanden beschäftigten Anästhesie-Oberarztes Dr. Saïd Kahla, der es liebt, vor allem nachts zu malen und der als Ultralangstreckenläufer sowohl in vielen Gegenden Europas als auch in Nordafrika unterwegs ist.

In seiner Malerei spielen sowohl Kreise und Räder als auch Spiralen eine große Rolle - gewissermaßen Sinnbilder der Bewegung und der ewigen Wiederkehr. Immer wieder lassen sich dekorativ-ornamentale Elemente entdecken, die eine Beziehung zur arabischen Tradition der Kalligraphie, der Teppichmuster und der Wandverzierungen haben, in denen aber zugleich eine sozusagen deutsch-französische rationale Strukturiertheit in das scheinbare Chaos des freien Spiels der Gestalten gebracht wird. Gelegentlich lassen sich inmitten starker Farben kleine Dinge entdecken, etwa eine Brille oder ein Herz. Dann finden sich wieder Anklänge an uralte Muster aus der Berbertradition. Das Ocker des Sandes und das Schwarz des Steins symbolisieren die Erde Afrikas, braune Felsen, hellgelber Sand und darüber das Blau des Himmels lassen uns an die Wüste denken.
Saïd Kahla habe sich manches von der naiven Kunst und von Kinderzeichnungen angeeignet, sagt Stolz. So sind etwa die Fassaden der Städte voller Fenster und werfen die nicht zu beantwortende Frage nach dem Dahinter auf. Viele seiner Bilder sind verrätselt, Symbole, Chiffren und Zeichen tauchen in seinem Werk immer wieder auf.

Der algerische Journalist und Schriftsteller Hamid Skif sagt über Saïd Kahlas Malerei: "Er erzählt keine Legenden oder nur wenige. Man stolpert, weil man unbedingt hindurch blicken will, denn diese auf die Leinwand gestreuten Lichtflecke spielen das Spiel des Halbdunkels. Sie sind die Kulissen eines Schattentheaters, das mehr suggeriert als es zum Ausdruck bringt. Die einzigen Anekdoten führen in die Kindheit zurück. Magische Bilder, in denen sich Webraster und die phantastische Geometrie eines tätowierten Gedächtnisses mischen…"

Saïd Kahla wurde 1950 in Straßburg als Kind deutscher Eltern geboren und ist in Algerien aufgewachsen. Deutsch ist seine Muttersprache, in der Schule kam dann noch Französisch dazu. Später lernte er dann in Algerien auch Arabisch. Seinen Wunsch, Arzt zu werden, begann er bereits in Algerien zu erfüllen. Weitere Qualifikationen wurden später im Ausland erworben. Darum und wegen der Terrorismusgefahr verließ er schließlich Algerien. 1989 kam er als politischer Flüchtling mit seiner Frau, einer algerischen Germanistin, und den Kindern nach Deutschland. Die Malerei scheint wohl auch ein musischer Ausgleich für die Trainingshektik und die Belastungen im Beruf zu sein. Vielleicht ist das Malen ja ebenfalls eine Erkundung von fremden Welten, wie es das Ultralaufen ja auch ist. Seine Bilder sind sanft und stimmen froh, sie machen neugierig auf den Künstler selbst.

[www.kahla-art.com]




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Saïd Kahla: "panopticon II", 2012, Acryl auf Leinwand, 90 x 30 cm