Stadt Rockenhausen / Array
Stefan Engel und Bruno Sutter: "Schichtungen"
27.03.04 bis 30.04.04

Vernissage am Samstag, 27.03.04, um 17.00 Uhr
Einführung: Clemens Jöckle, Künstlerischer Leiter der Städt. Galerie Speyer,
1. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler (apk)

Eine Künstlerfreundschaft, der fruchtbare Austausch von Ideen und das gegenseitige Respektieren zum Teil gegensätzlicher künstlerischer Positionen - so könnte man das umschreiben, was den Berner Künstler Bruno Sutter und den Pfälzer Stefan Engel seit den 80er Jahren verbindet. Sutter als zunächst sehr expressiv mit der Kettensäge arbeitender, figurativer Bildhauer und Engel, der ursprünglich sehr stark auf keramische Großplastik konzentriert war, näherten sich im Lauf der Zeit in ihrem Schaffen an. Diese Annäherung war schon Anlass zu gemeinsamen großplastischen Projekten wie beispielsweise "Blo-t-able" für die Skulpturenlandschaft Hamburg.

Was derzeit im Kahnweilerhaus zu sehen ist, sind Korrespondenzen: Sutter schichtet in seinen Plastiken Holzkuben und Zeitungsmassen, Engel benutzt in seiner Malerei digital bearbeitete Bildvorlagen und schichtet darüber Elektrophoresebilder.

Das Aufschneiden von Holzstämmen bedeutet für den Schweizer "eine Mutation der Informationen … beim Zersägen werden Schichten für kurze Zeit freigelegt und mit neuzeitlichen Informationen (Zeitungsschichten) versorgt, um zu einem späteren Zeitpunkt wieder komprimiert und verschlossen zu werden". Sutter gelingt hiermit eine zugleich ästhetische und brachiale Synchronisation unterschiedlicher Zeitabläufe: gewachsenes Holz, das einem sehr langsamen, fast unmerklichen Wachstumsprozess entstammt, begegnet einem extrem kurzlebigen Massenmedium. Die Begegnung im Kunstwerk enthebt beide Materialien ihrem so unterschiedlichen "Lebensrhythmus" und überführt sie in stille, monolithisch anmutende Kuben. In diesen Formen manifestiert sich eine warme, kontemplative Energie von stark suggestiver Qualität.

Engels Schichtungen dagegen sind eher wie ein Blick durch die Sedimente unterschiedlich schnell fließender Zeit. Sinnliche Aufnahmen, beispielsweise von sich küssenden Mündern, wurden digital so "verwischt", dass die Flüchtigkeit solcher Momente spürbar wird. Durch die Übertragung in ein Ölbild entsteht eine ähnliche Überlagerung von Zeitachsen wie bei Sutter.

Über diese erste malerische Folie legt Engel allerdings noch weitere: schlierige Farbmassen, Tropfen und Rinnsale, zuletzt den reizvollen Rhythmus von Elektrophoresebildern, aus der gentechnologie bekannte Muster aus Aminosäurebalken ("Blots"), die Erbinformationen tragen. Mit dieser letzten Folie gibt der Künstler Rätsel auf: ist damit ein Verweis auf die intimsten Zusammenhänge des Lebens, die aber mit bloßen Auge nicht sichtbar sind, gegeben? Sind diese Folien nicht überhaupt ein Hinweis auf die Grenzen des Sichtbaren und der Malerei? Engel antwortet mit einem Zitat von V. Hugo: "Die Natur, die über das Unsichtbare die Maske des Sichtbaren setzt, ist nur eine durch Transparenz korrigierte Erscheinung".



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