Verein Feuerbachhaus Speyer / Museum Geburtshaus Anselm Feuerbach
Wolfgang Petrovsky: "Für Arp: 40 schwarze Eier und 120 Blätter"
Collage, Malerei
07.05.06 bis 11.06.06
Wolfgang Petrovsky
Wolfgang Petrovsky: "Schlupf-Jüpchen für Arp", 2006

Besprechung von Beate Steigner-Kukatzki, Die Rheinpfalz vom 06.05.06

Widerstand als Voraussetzung für Kunst

Der Künstler Wolfgang Petrovsky ist in Speyer kein Unbekannter. Bereits 1991 zeigte er mit anderen Kunst aus Dresden. Und 1998 präsentierte er im Kunstverein eine große Einzelausstellung. Ab morgen zeigt er in den Räumen des Feuerbachhauses eine Hommage an den Künstler Hans Arp mit dem Titel "40schwarze Eier und 120 Blätter".

Die Kunst des 1947 in Freital bei Dresden geborenen und noch heute dort lebenden Künstlers ist auf raffinierte und gute Weise politisch. Lange vor der Wende leistete er konstanten künstlerischen Widerstand. Dr. Herbert Dellwing sieht in ihm auch einen Mitstreiter, der die Wiedervereinigung bereits in den 1970er und 1980er Jahren auf künstlerischer Ebene mit vorbereitet hat.

Widerstand ist eine der Grundvoraussetzungen seiner Kunst. In Speyer zeigt er eine Serie von Collagen, die typisch sind für sein Oeuvre. Zu Beginn des Irakkrieges befand sich Petrovsky in einer Schaffenskrise. Es fielen ihm Gedichte von Hans Arp in die Hände - ein Künstler, der nicht nur mit seiner Kunst aus der Dadaismusphase für ihn relevant ist. Es entstanden 120 kleinere Arbeiten auf Papier und 40 Eier. Schwarz sind sie nur in Hans Arps Worten.

Petrovsky beklebte schwere marmorne Eier mit alten Zeitungsfragmenten, ähnlich seiner Collagen. Militärisch exakt ausgerichtet in Eierbechern aus Metalldraht schwingen sie auf hohem Fuß: Eier als lebensspendendes Symbol und todbringende Eiergranate.

Petrovsky bezieht sich immer auf die deutsche Geschichte. Assoziationshinweise benutzt er nie anklagend oder propagandistisch. Er lamentiert nicht, gibt der Hoffnung einen Raum.

Auf den Blättern kombiniert er Triviales, Romantisches mit mahnenden Zitaten, oft nur Worten, die er aus alten Zeitungen reißt. "DDR" und "NSDAP" oder auch kleine Hakenkreuze werden überklebt mit blumigen Freundschaftsbildchen und zugestempelt mit seinem Signet, einem Kreuz und richtungsweisendem Pfeil.

Immer arbeitet er auch mit gefundenen Stempeln, mit kuriosen Worten, die er nicht ohne Humor aufdrückt. Er klebt Abbildungen von Orden auf, die er zu purer Dekoration degradiert. Auf den Eiern klebt das Wort "Elsässer": Erinnerungen an den ersten Weltkrieg, mehr jedoch Hinweis auf Hans Arp, der in Straßburg geboren ist.

Petrovsky schneidet scharfe spitzwinklige Papierstücke, übermalt, decollagiert, nimmt wieder weg. Diese, wie alle seine Serien, scheint noch lange kein Ende gefunden zu haben.



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Wolfgang Petrovsky
Wolfgang Petrovsky: "Schlupf-Jüpchen für Arp", 2006