Kunstverein Speyer / Kulturhof Flachsgasse
Karl-Heinz Bogner
Objekte, Zeichnungen, Skizzen
21.01.07 bis 25.02.07
Karl-Heinz Bogner
Karl-Heinz Bogner

Der Stuttgarter Künstler Karl-Heinz Bogner bewegt sich im Grenzgebiet zwischen Malerei, Skulptur und Architektur. Er macht sich die transdisziplinäre Wahlverwandtschaft der bildenden Kunst und der Baukunst zum Thema. Bogners Werk kreist um existentielle Fragestellungen.

Eines seiner Anliegen, sowohl in den Objekten als auch in den Bildern, ist hierbei die Auseinandersetzung mit "Raum". Ihn interessiert der Raum als Kategorie des Denkens und der Existenz, der Gegensatz von Offen- und Geschlossenheit. So setzt er sich in seinen Arbeiten u.a. mit dem Thema "Schutz- und Rückzugsraum" auseinander. Ein Rückzugsraum, der die Option des Geborgenseins genauso offen hält wie die Gefahr des Unbehausten. Mit Titeln wie "Eremitagen", "Plattformen" oder "Bunker" will Bogner den Betrachter auf diese Thematik hinweisen.

Seine schwarzen Objekte haben den Charakter architektonischer Modelle und vermitteln unmittelbar den Eindruck des Gebauten. Über Serien von Arbeitsskizzen, die auch in der Ausstellung zu sehen sind, reflektiert er formal und inhaltlich über die gebaute Form. Auch die zweidimensionalen Arbeiten - Zeichnungen auf Papier und Malerei auf Leinwand - tragen eine konstruktiv-architektonische Handschrift. "Raum" wird hier thematisiert durch das Nebeneinander von Durchblicken, Ein- und Ausblicken, Raumverdeckungen und Raumausschnitten wodurch ein formaler und inhaltlicher Bezug zu den dreidimensionalen Arbeiten hergestellt wird.

[www.khbogner.de]


Einführung von Prof. Dr. Herbert Dellwing
(Zusammenfassung)

Der Stuttgarter Zeichner, Maler und Objektkünstler Karl-Heinz Bogner ist ausgebildeter Architekt. In seinen Kunstwerken geht es ihm aber nicht um die Darstellung von Architektur oder um Entwürfe für sie. Er bricht das starre System errechneter und ingenieurmäßig konstruierter Architektur auf und verlässt ihre geschlossenen Räume, um jenseits ihrer Grenzen neue Dimensionen des Raumes zu entdecken. Raum wird von ihm als Metapher des Denkens begriffen. Der erfahrungshungrige Künstler sammelt Eindrücke und Erlebnisse, die er durch Architektur erfährt.

Seine aus Holzleisten und Karton zusammengeleimten und schwarz bemalten zerbrechlichen Architekturen konterkarieren das allgemeine Verständnis von Architektur. Seine Arbeiten sind nicht geplant und entworfen, sondern erhalten ihre Form im Entstehungsprozess, wie es seine Skizzen belegen. Dabei sind seine Arbeiten stets von ambivalentem Charakter. So bleibt es unklar, ob sich seine menschenleeren Konstruktionen im Bau befinden oder im Verfall. So oder so spiegeln sie Grenzsituationen, die den Künstler ebenso faszinieren wie sie ihn ängstigen. Die hohe ästhetische Eleganz seiner Werke zeigt eine destabilisierte Architektur als Hinweis auf die Unsicherheit des vermeintlich Sicheren. Bogner ist Ästhetiker und Erschütterter zugleich. Seine beiden tischartig aufgestellten "Plattformen" verdeutlichen dies besonders anschaulich. Sie zeigen eine aus dem Gleichgewicht geratene labyrinthisch-zersplitterte Architektur von symbolischem Gehalt, die das Stabile, Solide, Dauerhafte von Architektur in Frage stellt und auf die Anfälligkeit und Vergänglichkeit hinweist.

Der Künstler begreift seine Konstruktionen als Rückzugs- und Schutzräume, in denen sowohl die Urhütte als auch das Unbehauste und Gefährdete der menschlichen Existenz angesprochen wird, was besonders in seinen "Eremitagen" zum Ausdruck kommt.

Bogner arbeitet meist in Serien. Die Variation von Prototypen steht im Dienst der Realisierung ständiger Metamorphosen und macht auf die dauernde Veränderung des (Lebens-) Raumes und der Dingwelt aufmerksam. Der grafische Charakter in Bogners Werken reduziert ebenso wie die schwarze Monochromie die Körperlichkeit auf Linien und Flächen, eine Art Schattenschrift, die besonders in den Gitterstrukturen seiner Zeichnungen zur Wirkung kommt. Seine Objekte können als dreidimensionale Zeichnungen aufgefasst werden. Allen Arbeiten ist die offene Struktur gemeinsam. Sie zeigen keine geschlossenen Räume, die man bewohnen könnte, sondern durchsichtige Raumgerüste. Es ist die Offenheit, die das Leben als Zukünftiges ermöglicht und die Kunst vor der Erstarrung bewahrt.

Bogners Arbeiten sind deutlich mehr als formale Ereignisse, sind schöpferische Erfindungen grundsätzlicher Art, für die optische Wahrnehmung wie für den geistigen Gebrauch gedacht, so wie sie durch Anschauung, Empfindung und Reflexion entstanden sind.





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