Verein Feuerbachhaus Speyer / Museum Geburtshaus Anselm Feuerbach
Anselm Feuerbach: "Selbstbildnisse und Porträts"
Malerei
09.09.07 bis 14.10.07
Anselm Feuerbach
Anselm Feuerbach: "Jugendliches Selbstbildnis", 1852, Foto: G. Kayser

Anselm Feuerbach wollte Historienmaler sein. Viel zahlreicher als die großformatigen Geschichtsbilder sind jedoch die Porträts, die Feuerbach entweder als Auftragsarbeiten für gut zahlende Kunden malte oder aus eigenem Antrieb, als Annäherung an ein ideales Menschenbild. In etlichen Porträts kann man einen Teil der Persönlichkeit des Künstlers entdecken, ganz besonders in den zahlreichen Selbstbildnissen.

Die Ausstellung gibt einen Einblick in die Selbstbildnisse und Porträts, die Anselm Feuerbach zwischen 1846 und 1863 malte. Verschiedene Privatleihgeber und Museen ergänzen die Sammlung des Museums Geburtshaus Anselm Feuerbach. Einige Werke werden dabei zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert.


Einführung von Mira Hofmann

Feuerbach wollte ein großer Historienmaler sein. Dafür studierte er die Alten Meister, besorgte sich Requisiten, suchte nach passenden Modellen, legte Studien an. Er hoffte auf Aufträge von reichen Adligen, Fürsten und anderen Gebildeten. Berühmt wurde er damit nicht: Seine Auffassung einer leidenden Medea anstatt einer rasenden Mörderin wurde von den Kritikern zerrissen, sein Gastmahl des Plato geschmäht, seine Iphigenie ignoriert. Ganz so erfolglos, wie er sich selbst bedauerte, war er allerdings auch nicht: Die Sammlung von zwölf großformatigen Gemälden, die einer seiner Mäzene, Graf von Schack, bestellte, können bald auf der Mitgliederreise nach München besichtigt werden.

Zahlreiche Aufträge erhielt er jedoch für seine Porträts, denen sich diese kleine Ausstellung widmet. Die Stiefmutter hielt Feuerbach immer wieder dazu an, Porträts zu malen und verschaffte ihm etliche Aufträge, denn damit ließ sich leicht Geld verdienen. So entstanden gerade in und um Heidelberg zahlreiche Auftragsarbeiten, denn jedes Mal, wenn Feuerbach seine Stiefmutter besuchte, ließen sich Freunde und Bekannte der Feuerbachs malen.
Nicht immer kann nachvollzogen werden, wer der oder die Dargestellte ist. Doch kann man dem Porträt meist ansehen, ob Feuerbach eine Auftragsarbeit ausführte: dann nämlich ist das persönliche Antlitz bis ins Detail festgehalten (s. Nr. 13, Bildnis einer Römerin, um 1860, Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen), oder ob er es aus eigenem Interesse an der (meist weiblichen) Dargestellten malte (s. Nr. 14 Poesie (Nanna), 2. Fassung) oder um seinen Vorrat an Figuren aufzufüllen, die er in seinen großen Gemälden verarbeitete. Bei allen Porträts spürt man das persönliche Interesse des Malers, das jedoch nicht immer Zuneigung bedeutete: Als er Charlotte Kestner, eine ältere Freundin der Stiefmutter, malte, zeigte sich diese unzufrieden über das Ergebnis und beauftragte einen anderen Maler. Feuerbach malte sie wohl zu genau: sie wirkt auf dem Bild (Historisches Museum Basel) alt und verhärmt. Erbost über die Kritik an seiner Kunst, schrieb Feuerbach an Henriette: "In der Kestnersache ist es unter meiner Würde, auch nur ein Wort zu verlieren. Sollte ich die Geduld verlieren, so schicke ich ihr persönlich einige Nägel zum Sarge, die schon bereitliegen." Auch das Porträt der Stiefmutter (Original in Heidelberg, als Reproduktion im Obergeschoss) ist nicht wirklich schmeichelhaft, aber real.

Bei Bildnissen, die nicht als Auftragsarbeit entstanden, sondern aus persönlichem Interesse, lassen sich die künstlerischen Entwicklungsstufen Feuerbachs nachvollziehen: Im Bildnis einer Römerin (Nr. 4, Studienkopf (Italienerin in der Tracht der Albaner Berge), Heidelberg) malte Feuerbach das Gesicht ganz altmeisterlich und baute es aus vielen dünnen Malschichten auf, so wie er es in Düsseldorf gelernt hatte. Daneben hängt ein Bild, das im gleichen Jahr (1853) entstand, aber einen ganz anderen Pinselstrich zeigt: Diese pastos-lockere Malweise lernte Feuerbach in Frankreich bei seinem Lehrer Couture.

Sich selbst malte Feuerbach in über 30 Selbstbildnissen. Es gibt die jungen Porträts, die ihn als 17-jährigen Schüler der Düsseldorfer Kunstakademie zeigen, die jugendlichen Bildnisse aus seiner Sturm-und-Drang-Zeit sowie die gesetzteren späten Porträts.

Wir möchten Ihnen mit dieser Auswahl an Selbstbildnissen und Porträts einen Einblick in die Menschenbildnisse Feuerbachs geben, und hoffen gleichzeitig darauf, dass Sie dies als Gelegenheit wahrnehmen, sich auch noch einmal die Dauerausstellung im Obergeschoss anzuschauen, die z.B. eine einzigartige Auswahl an jugendlichen Selbstbildnissen zeigt, die alle schon den selbstbewussten jungen Maler zeigen, aus dem später der berühmte Maler wurde. Ergänzt haben wir die Ausstellung mit einigen Zitaten, die sich auf die Bilder beziehen und Ihnen den Menschen Feuerbach näher bringen. Sie können sich auch die Hörstation im Obergeschoss anhören, dort werden Auszüge aus den Briefen Feuerbachs und seine Stiefmutter sowie seinem Vermächtnis vorgelesen.

Wer mehr über die hier gezeigten Bilder erfahren möchte, dem darf ich das Begleitheft empfehlen, dass Sie heute kostenlos erhalten. Darin erläutert Prof. Jayme auch das "Selbstbildnerische in der Kunst Anselm Feuerbachs." Denn nicht selten nahm sich Feuerbach selbst als Modell, nicht nur für die Selbstbildnisse, sondern auch für andere Figuren. Besonders gern verkleidete er sich, was z.B. an Nr. 16 (SB Fischerknabe) oder Nr. 2 (Konstanz) zu sehen ist. Damit Sie sich besser zurecht finden, haben wir die Bilder nummeriert. Erläuterungen zu den Nummern finden Sie in der Broschüre. Um es spannend zu machen, folgen die Nummern nicht aufeinander, sondern sind hier in der Sonderausstellung sowie in der Dauerausstellung im OG verteilt. Viel Spaß auf Ihrer Entdeckungstour durch das Feuerbachhaus!

Es macht viel Spaß, eine solche Ausstellung vorzubereiten, aber auch viel Arbeit. Herzlich danken möchte ich Prof. Jayme für die Anregung zur Ausstellung, seine Kontakte und tatkräftige Unterstützung (Begleitheft). Nur mit vielen helfenden Händen konnte diese Ausstellung verwirklicht werden:
Hr. Wöhlert hat seine Kontakte genutzt, sodass Anton Bronich von der Galerie Kulturraum uns nicht nur mit Rat und Material, sondern vor allem mit tatkräftigen Händen beim Hängen nicht nur unterstützt, sondern das meiste selbst gemacht hat, assistiert von Sigrun Thiel, der Restauratorin des Historischen Museums der Pfalz Speyer sowie Herrn Noe. Frau Campregher hat die Einladungen verschickt, Andrea Brönner die Presse informiert. Hr. Bender hat sich um die Versicherung gekümmert, die Leihgeber haben ihre Bilder zur Verfügung gestellt, Frau Musiol bewirtet sie heute und am Wochenende wird das Haus von unseren ehrenamtlichen Aufsehern betreut.
Wir freuen uns über jedes weitere Mitglied und jede Unterstützung, denn Pläne und Ideen haben wir viele, Zeit und Geld dafür wenig.
Allen Beteiligten herzlichen Dank.




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Anselm Feuerbach
Anselm Feuerbach: "Jugendliches Selbstbildnis", 1852, Foto: G. Kayser