Stadt Landau in der Pfalz / Stadtbibliothek Landau
"Strangeland"
Szenografie von Felix Redlingshöfer, Natascha Brändli und K.F. Wingert
08.09.06 bis 17.09.06
Wingert | Brändli | Redlingshöfer
Wingert | Brändli | Redlingshöfer: "Windwandler" Kinetisches Objekt, Aluminium, Kugellager, Gleitschirmstoff, Höhe 3,60m Foto: Felix Redlingshöfer

In "Strangeland" bläst Gegenwind, egal, in welche Richtung man sich dreht. Die Bewohner dort konstruieren Wolkenhöhenmesser, Windwächter, Unterwassertretfahrzeuge und andere, längst fällige Erfindungen und tragen allesamt Heftpflaster im Gesicht...

Im Rahmen der "Kulturtage Südliche Weinstraße 2006" wird in der Stadtbibliothek Landau mit dem 3,60 m hohen "Windwandler" zum ersten Mal ein kinetisches "Strangeland"-Objekt sowie dazugehöriges Dokumentationsmaterial der Öffentlichkeit vorgestellt.
Der Windwandler wird auch außerhalb der Öffnungszeiten bis 23.00 Uhr durch die Glasfront der Stadtbibliothek - beleuchtet und in Betrieb - zu sehen sein.

Zeitgleich und ebenfalls im Rahmen der "Kulturtage Südliche Weinstraße 2006" zum Thema Fotografie, gibt es die Gelegenheit, noch ein weiteres "Strangeland"-Objekt kennen zu lernen: Im Landauer Kreishaus sind Impressionen des ersten Bauabschnittes eines Unterwassertretfahrzeuges zu sehen.

Der Bau dieses Prototyps wird voraussichtlich in fünf Monaten abgeschlossen sein. Im März 2007 wird das Objekt in der Städtischen Galerie Villa Streccius in Landau als Teil einer umfangreichen Gruppenausstellung mit dem Titel "Abtauchen - Auftauchen" präsentiert.

Im Mai 2007 erfolgt der Stapellauf in offenem Gewässer...

Das Langzeitprojekt "Strangeland" wird - unter der Leitung von Felix Redlingshöfer (Story, Fotografien, Entwurf der Objekte) in Zusammenarbeit mit K.F. Wingert (Technische Umsetzung der Objekte) und Natascha Brändli (Zeichnungen, Ausstattung) - in den nächsten Jahren mit immer neuen, kinetischen Objekten, Bilderserien und Zeichnungen sowie mit Klangcollagen (Albrecht Daibel, F. Redlingshöfer) ständig weiter ausgebaut werden.


Besprechung von Gabriele Weingartner, Die Rheinpfalz vom 12.09.06

Stille Kreise

Was bitte ist ein Unterwassertretfahrzeug, außer dass es einem normalen Menschen unmöglich erscheint? Und was ein "Windwandler"? Feststeht, dass beide Erfindungen zum Projekt "Strangeland" gehören, das der Fotograf Felix Redlingshöfer, die Grafikerin Natascha Brändli und der Techniker K.F. Wingert im nächsten Jahr in seiner ganzen Größe und Bedeutung der Öffentlichkeit vorstellen werden. Zurzeit gibt es nur Teile davon zu sehen: in der großen Fotoausstellung im Kreishaus und in der Landauer Stadtbibliothek.

"Strange" freilich, seltsam also, wirken auch sie, für sich genommen. Transportieren sie doch den Betrachter im Wortsinn in eine fremde Welt. Auf den ersten Blick scheint es eine Welt der Tüftler, die Felix Redlingshöfer fotografisch in zartem Grauweiß präsentiert. Zwei Männer in Arbeitsanzügen, der eine mit Brille, der andere mit Russenkappe und Zigarre versehen, erwecken den Eindruck, als ob sie alle Zeit der Welt hätten für ihre Erfindungen, ja, sich noch so richtig daran erfreuen könnten wie die Kinder. Und offensichtlich von keinem anderen Erkenntnisinteresse getrieben würden als allein von ihrem Spieltrieb, dessen Ziele freilich für den Betrachter (noch) im Dunkel bleiben.

Sind es friedliche Zwecke, denen sich die beiden Konstrukteure verschrieben haben? Steht eine geheimnisvolle Macht hinter ihnen? Wozu dient so ein Unterwassertretfahrzeug? Oder der "Windwandler", dessen "Bediener" zurzeit in der Stadtbibliothek seine weißen Flügel und - immer schön gegenläufig - seine vielen Räder dreht? Klar ist, dass die beiden Erfinder eine Erfindung ihrer Schöpfer sind. Für sie bauen die Schöpfer die Maschinen, in all ihren Teilen aus nutzlos gewordenen, verschrotteten Maschinenelementen und Recycling-Rohstoffen bestehend, wie Felix Redlingshöfer im Gespräch versichert. Im Verzicht auf Verblendungen, Verkleidungen und auf jegliche Farbe sowie im Bestehen auf der reinen Funktionalität aller Bauteile wird so - durch die Reduktion auf das Wesentliche - allerhöchste Ästhetik angestrebt.

Das heißt, die beiden Jungs - der eine trägt ein abenteuerliches Heftpflaster im Gesicht, das auch Natascha Brändli auf ihrer gemalten Bilderfolge "Konstrukteur I - III" nicht vergessen hat - erfinden äußerst zuchtvoll und kein bisschen anarchisch immer weiter und weiter. Was geschieht, wenn sie sich selbstständig machen? Der Frankenstein-Effekt eintritt?
In "Strangeland" scheint alles möglich zu sein.

Einstweilen dreht der "Windwandler", beziehungsweise der "Bediener" des künftigen in der Stadtbibliothek seine Kreise. Lautlos. Denn Lautlosigkeit ist auch etwas, worauf Felix Redlingshöfer und sein Team Wert legen. Dass er nachts angestrahlt wird, dagegen haben sie nichts.




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Wingert | Brändli | Redlingshöfer: "Windwandler" Kinetisches Objekt, Aluminium, Kugellager, Gleitschirmstoff, Höhe 3,60m Foto: Felix Redlingshöfer
Natascha Brändli
Natascha Brändli: "Konstrukteur" (2006)
Felix Redlingshöfer
Felix Redlingshöfer: "Westwind" (2006)