Kunstverein Speyer / Kulturhof Flachsgasse
Neuland 8
Aktuelle Arbeiten von Reinhard Ader, Gisela Desuki und Katia Fouquet
10.07.09 bis 23.08.09

Vernissage am 10.07.09 um 18.00 Uhr
Einführung: Hans-Jürgen Herschel
Musik: Lömsch Lehmann


Stilbruch.

Malerei ist keine vorgegebene Größe, auch wenn ganz bestimmte technische Komponenten (wie Bildträger, Malmaterial, Werkzeug u. dgl.) dies vorzugeben scheinen. Das Geheimnis der Malerei - die schon oft tot gesagt, aber nicht tot zu kriegen ist - liegt in der Geschichte des Menschen und seiner "Wahr-Nehmung" begründet. Um das Entstehen meiner Malerei zu charakterisieren, sind Sichtweisen, Standpunkte, Gefühlsassoziationen, Ereignisse usw. von Bedeutung, die meinen Gefühlen von Wirklichkeit in dieser Welt Ausdruck verleihen. Die Welt in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist nie eine einheitliche Konstante und gerade deshalb so schwer zu interpretieren, bedenkt man die vielen "Brüche" in der Wahrnehmung des "Schönen" und zugleich "Schrecklichen". Die Geschichte der Malerei, die visuelle Kommunikation und Wahrnehmungspsychologie mit der ich mich auseinandersetze, befindet sich in ständiger Interpretation der Moderne, dem Jetzt, den Tagesnachrichten, meiner Wahr-Nehmung. Aus dieser komplexen Gleichzeitigkeit entstehen Gemälde

- aufgrund wohltuender Stille.
- aufgrund bleierner Müdigkeit.
- durch Nähe und Ferne in der Nähe.
- durch das Finden während des Suchens.
- durch die Vorstellung von Bildwirklichkeit.
- durch die Darstellung und den Leer-Raum.
- aus Angst vor der Leere oder der Überfüllung.
- aufgrund von Gesagtem und Nicht-Gesagtem.
- durch Schweigen bei gleichzeitigem Geschwätz.
- aus der Bedeutung von Zwischenräumen heraus.
- während des Gedankensturms bei der Umsetzung.
- mit Hilfe von Anknüpfungspunkten oder durch Loslassen.
- aufgrund von Ereignissen des Tages oder Nachtausflügen.
- durch das Fühlen der Dunkelheit oder des flutenden Lichts.
- aufgrund überdrehter Höhenflüge oder abgedrehter Sturzflüge.
- aufgrund von Eiskristallen und Sandkörnern zwischen den Lidern.
- durch das verebben des Lichts und der Vorherrschaft der Schatten am Abend.

Farbe, Form, Struktur sind die Eckpfeiler dieser Arbeit.


Reinhard Ader

1949
- geb. in Kaiserslautern

1969
- Abitur in Speyer

1969-1970
- Werkkunstschule Mainz

1970-1975 Hochschule für Bildende Künste, Kassel

seit 1998
- Atelier in Speyer

- Mitglied im BBK Rheinland-Pfalz und Künstlerbund Speyer


Preise:

1990
- Hans-Purrmann-Preis der Stadt Speyer (1. Preis)
- "Feuer", Bayerische Versicherungsanstalt Neustadt (1. Preis)


Öffentliche Aufträge:

1980
- Rathaus Dannstadt, Sitzungssaal, "Kommunikation"

1986
- Schauernheim, Dorfmittelpunkt, "Sagenbrunnen"

Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland

[www.reinhard-ader.de]


Gisela Desuki

Bislang hauptsächlich auf dem Gebiet der Objekt- und Installationskunst tätig, hat die Künstlerin in letzter Zeit die Fotografie für sich entdeckt und nutzt dieses Medium für ihre Zwecke. Ursprünglich nur zur Dokumentation ihrer Werke gedacht, entstanden hierbei schon nach kurzer Zeit ganz neue, eigenständige Arbeiten. Gisela Desuki bildet nicht die Realität 1:1 ab. Sie fotografiert speziell für die Kamera arrangierte Szenen, die teils vorher geplant wurden, teils spontan beim Fotografieren entstanden sind.

Die in hier ausgestellten Bilder stammen aus der Serie "Gefühlsecht". Mit Hilfe abgeformter Latex-Handschuhe erzählt die Künstlerin kleine Geschichten, die das menschliche Dasein in all seinen Facetten beleuchten. Fragil und durchscheinend wirken diese dünnen Latexhüllen. Schonungslos werden sie durchleuchtet, die Textur der Haut zuweilen hyperrealistisch dargestellt, das Innerste nach außen gekehrt. Vor einem leeren, weißen Hintergrund inszeniert und hinterleuchtet, scheinen sie in der Luft zu schweben - oder im Nichts -, allenfalls lässt sich hier und da Himmel oder Wasser erahnen. Je nach Beleuchtung und Dicke des Latexmaterials ergeben sich beim Fotografieren interessante Farbeffekte.
Eine völlig andere Arbeitsweise liegt einer kleinen Fotoserie mit dem Titel "Innenaufnahmen" zugrunde. Separat in einem eigenen kleinen Raum präsentiert, zeigen diese Aufnahmen Füße bzw. Beine in irritierenden Perspektiven und Situationen. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint.


Vita

1955
- geb. in Karlsruhe

- Studium Romanistik und Sport in Heidelberg
- Dozentin an den VHS Heidelberg, Sandhausen, Speyer
- Goldschmiedekurse und -workshops
- Kunstschule Villa Wieser in Herxheim
- Mitglied im Künstlerbund Speyer

Ausstellungen:

seit 1995
- diverse Gruppenausstellungen

2006
- ehemalige Synagoge, Rülzheim
- "Kunst in der Filzfabrik", Speyer

2007
- "Auftritte", Einzelausstellung, Speyer

2008
- "Zoom", Speyer
- "Megilla", deutsch-israel. Ausstellungsprojekt, Speyer

2009
-"25 hoch 3", Speyer



Katia Fouquet

"Dschungel, Dschungel"

Katia Fouquet (geb. 1975 in Ludwigshafen) studierte nach dem Abitur am Hans-Purrmann-Gymnasium in Speyer an der Universität der Künste Berlin Visuelle Kommunikation. 2004 schloss sie ihr Meisterschülerstudium ab. Seitdem arbeitet sie in Berlin als freischaffende Illustratorin und Künstlerin. Jüngst waren ihre Arbeiten in den Ausstellungen "En Casa - In der Fremde" im Goethe Institut Madrid und in der Berliner Galerie 18 m zu sehen.

Mit ihrer neuen Serie von Zeichnungen "Dschungel, Dschungel", die im Kunstverein Speyer gezeigt wird, präsentiert Katia Fouquet Panoramen einer durch die Medien fragmentierten Welt. Die Bilderflut täglicher Nachrichten, Werbung und Boulevardgeschichten setzt sie in diesen Bildern zu neuen, fantastischen Gegenwelten zusammen. Ereignisse wie die Befreiung von Ingrid Betancourt oder der Massenselbstmord, zu dem James Warren Jones seine People's Temple Anhänger 1978 im Dschungel von Guayana anstiftete, interessieren sie dabei vor allem, weil sie das scheinbar Gewöhnliche sprengen und die Ambivalenz ihrer Helden und Antihelden zum Vorschein bringt. Entführungsopfer oder Missionarin, Messias oder Mörder? Wo wird der Traum zum Alptraum, wo der Alptraum zum Traum?

Fouquets bewusst naive Zeichnungen greifen die Spuren auf, die diese extremen Ereignisse hinterlassen haben: ein langer geflochtener Zopf, Pappbecher, Limonade - scheinbar banale Dinge, die das aufgezeigte Drama auf humorvolle Weise konterkarieren und dem Drang folgen, das hinter den Geschichten Verborgene zum Vorschein zu bringen. Eine wichtige weitere Ebene bilden dabei die immer wieder eingeflochtenen Schriftzüge. "It was a good business for the cup industry" - "Make Me Up!" - "Follow Me". Diese Kommentare und Slogans, durchziehen die Zeichnungen oder werden gleich zum Bildgegenstand erhoben. Als Zitate oder Assoziationen verstehen sie sich zudem als Pseudo-Botschaften, die Hilfe versprechen angesichts einer Realität, die von unüberschaubaren Zusammenhängen geprägt ist.

Enigmatische Figuren und Wesen, die vor monochromen Farbflächen schweben, zählen ebenso zu Fouquets eigenwilligen Bilderkosmos wie zarte, lakonische Zeichnungen, deren Darstellungen irgendwo zwischen Wunschwelt, Alptraum und Realität angesiedelt scheinen. (Text: Maria Morais, Kunsthistorikerin, Berlin 2009)


Vita

1975
- geb. in Ludwigshafen
- lebt und arbeitet in Berlin

1994
- Abitur Hans-Purrmann-Gymnasium Speyer

1995
- Studium Visuelle Kommunikation an der Universität der Künste Berlin

2002
- Diplom

2004
- Ernennung zur Meisterschülerin

seit 2004
- Arbeit als Illustratorin und freie Künstlerin

seit 2008
- Dozentur an der FH Designakademie Berlin


Auszeichnungen:

2002
- Lili Gestalterinnen Award / Beste Diplomarbeit / Honorarvertrag UdK Berlin
- 100 Beste Plakate von Deutschland, Österreich und der Schweiz

2003
- Auszeichnung im Rahmen des Birkner Preis Leipzig


Ausstellungen (Auswahl):

2008
- "Gift", Galerie Curio Echo, Los Angeles (USA)
- "En Casa - In der Fremde", Goethe Institut Madrid (Spanien)

2007
- "Bad Fantasies, Good Doings, Evil Spirits", Museum 32, Berlin

2006
- "capital it fails us now", Kunstihoone, Tallinn (Estland)

2005
- "Mayflies", Young German Illustrators, Kulturfabrik, Berlin

2004
- "Loops" im Versuchsgarten Ruhrfestspiele, Recklinghausen

[www.katiafouquet.com]




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