Kunstverein Speyer / Kulturhof Flachsgasse
65 Jahre Pfälzische Sezession
Jubiläumsausstellung
29.08.10 bis 26.09.10

Mitglieder:
Edgar Blum, Inge Blum, Dieter Brembs, Thomas Brenner, Otfried H. Culmann, Karl-Heinz Deutsch, Thomas Duttenhoefer, Michael Fieseler, Stefan Forler, Jochen Frisch, Peter Haese, Maximilian Hutlett, Hermann Th. Juncker, Bernd Kastenholz, Klaus Heinrich Keller, Werner Korb, Eberhard Linke, Christiane Maether, Alfonso Mannella, Heike Negenborn, Achim Ribbeck, Susanne Ritter, Gernot Rumpf, Rudolf Scharpf

Gäste:
Johannes Gervé, Nikola Jaensch, Bernd Koblischeck, Anne-Marie Kuprat, Rainer Kurka, Barbara Rumpf, Carmen Stahlschmidt

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.


Besprechung vom Monika Portanlänger, Die Rheinpfalz vom 28.08.10

Ein Fest der Sinne

Malerei, Grafik, Plastik und Fotografie: 31 Künstler und Gastkünstler beteiligen sich an der Jubiläumsausstellung "65 Jahre Pfälzische Sezession". Zu sehen ist die von der Pfälzischen Sezession, dem Kunstverein Speyer und der Städtischen Galerie Speyer organisierte Schau ab morgen im Speyerer Kulturhof Flachsgasse.

Als Avantgarde sah sich die Pfälzische Sezession, die älteste Künstlergruppe in der Pfalz, nach 1945 nie. Sie rebellierte nicht gegen einen zu Anfang ohnehin nicht existierenden Kunstbetrieb. Sie erfand nicht neu, sondern wollte von Kunstrichtungen, die ihren Mitgliedern lange verwehrt waren, profitieren. Sie öffnete sich von außen kommenden Neuerungen, gewann früh Mitglieder jenseits der Pfalz - etwa aus dem Saarland, aus Wiesbaden oder Darmstadt, bis hin nach München oder Berlin. Sie wollte auch Brücke sein zwischen Ost und West. Während der französischen Besatzungszeit vom pfälzischen Maler Daniel Wohlgemuth angeregt und von dessen Kollegen Rolf-Müller Landau als erstem Gründungsvorsitzendem umgesetzt, fand ihre erste Ausstellung 1946 im Historischen Museum der Pfalz in Speyer statt. Zehn weitere Ausstellungen wurden hier gezeigt.

Auch im Kunstverein und im Kulturhof Flachsgasse zeigte die Pfälzische Sezession bereits Ausstellungen. In der großzügig angelegten Geburtstags-Schau, die Kunstverein Speyer und Städtische Galerie in ihren Räumen nun ausrichten, sind Werke von Künstlern aus unterschiedlichen Generationen zu sehen. Ein Kunststück ist hier gelungen: Ob figurativ oder abstrakt, hyperrealistisch oder minimalistisch - die stilistische Vielfalt ist groß, und doch kann jeder Künstler seine eigene Position behaupten. So korrespondiert etwa eine in Bronze gegossene Wolke des in dieser Schau besonders gewürdigten Maximilian Hutlett mit dem kosmischen Geschehen, das im Globus "Gaia" von Dieter Brembs dargestellt wird. Die in ihrer jugendlichen Frische doch seltsam teilnahmslos blickende Mädchenbüste des in Berlin schaffenden Rainer Kurka scheint ein gewisses übersättigt-abgeklärtes Lebensgefühl der jungen Generation zum Ausdruck zu bringen. Dieses Werk steht zeitkritischen Papst-und Bischof-Terrakotta-Plastiken Eberhard Linkes und mahnenden Grafiken Werner Korbs gegenüber, die den Titel "Lernen aus Olympia 1936" tragen. Inszenierung und Wahrnehmung als unversöhnliche Komponenten sowie die Landschaft als abgelichtete Künstlichkeit - all das zeigt Thomas Brenner in seinen eindrucksvollen Fotografien.

Besonderheiten der Jubiläumsausstellung sind auch die Draht-Papierobjekte der Mainzerin Anne-Marie Kuprat. Manieristisch und dabei zerbrechlich filigran wirkt ihre Stierreiterin, während ihre aus Draht geformte Collage "Gabi", deren Gesichtszüge nur stellenweise mit Papierfetzen angedeutet werden, der plastischen Spannung von offenem Raum und offenem Körper folgt. Der Karlsruher Johannes Gervé wiederum lässt das Auge in seinem Gemälde "Morgen" in einen auf den ersten Blick freien Farbraum tauchen. Dieses Werk erweist sich beim näheren Betrachten als meisterhaft komponiertes Landschaftsgemälde, wobei der Horizont in der Bildtiefe die Landschaft nur noch erahnen lässt. Hier steigert sich die Imagination des Landschaftlichen zu einer reinen Lichtvision.


Die Pfälzische Sezession dankt für die Unterstützung und die Förderung der Ausstellung und des Katalogs:
- Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur
- Kulturstiftung Speyer für die Bereitstellung der Mittel aus der Dr. Carl A. Reichling-Stiftung
- Volksbank Kur- und Rheinpfalz
- Vereinigung Pfälzer Kunstfreunde
- Stadt Speyer,
- Weingut Darting, Bad Dürkheim für die Weinverköstigung am Eröffnungstag





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