Verein Feuerbachhaus Speyer / Museum Geburtshaus Anselm Feuerbach
Walter Spagerer: "Unscheinbar schön"
Fotografien und Scannogramme
26.08.10 bis 26.09.10
Walter Spagerer
Walter Spagerer: "Rheinarm bei Speyer"

Größe im Kleinen, Schönheit im Unscheinbaren, die Welt vor der Tür. Fotografische Arbeiten mit und ohne Fotoapparat plädieren für eine Ästhetik des Naheliegenden, des Unaufgeregten und des genauen Hinschauens. Traditionelle Fotografie verbindet sich dabei mit modernster Digitaltechnik. Der Mannheimer Fotokünstler zeigt überwiegend neue Bilder, die hier zum ersten Mal ausgestellt werden.


Walter Spagerer


1948
- in Mannheim geboren.

Nach Abitur und Ersatzdienst in einer Psychiatrie Studium von Kunst und Kunsterziehung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei Professor Horst-Egon Kalinowski, im Beifach Kunstgeschichte und Kunstwissenschaft bei Wichmann, Lankheit und Fischer. Arbeit als Kunsterzieher an der Integrierten Gesamtschule Mannheim-Herzogenried.


Ausstellungen in Mannheim, Frankenthal, Heidelberg, Frankfurt, Bochum, Paris. Buchcover, Ausstellungsplakate, Theaterplakate, Kalender

[www.spagerer-fotokunst.blogspot.com]


Besprechung von Monika Portenlänger, Die Rheinpfalz vom 25.08.10

Schönheit im Unscheinbaren


"Unscheinbar Schön" lautet der Titel einer Ausstellung mit Fotografien und Scannogrammen des Mannheimer Künstlers Walter Spagerer. In der Schau, die ab morgen im Speyerer Feuerbachhaus zu sehen ist, verbindet er traditionelle Fotografie mit moderner Digitaltechnik. "Warum in die Ferne schweifen? Sieh' das Gute liegt so nah" - Goethes berühmten Ausspruch scheint sich Spagerer zu Herzen zu nehmen, wenn er mit seiner Kamera, wie er sagt, fast täglich, den Waldausschnitt direkt vor seiner Haustür fotografiert.

Von über 1000 Arbeiten, die in den vergangenen 20 Jahren entstanden sind, zeigt er hier einen kleinen Ausschnitt vorwiegend neuer Arbeiten. Seine nicht bearbeiteten Schwarz-Weiß-Fotografien werfen einen unaufgeregten Blick auf die Natur, auf die Schönheit im Unscheinbaren und Kleinen, wenn sie beispielsweise von Raureif überzogene Blätter bannen. Spagerer will nicht interpretieren, sondern durch die Schwarz-Weiß-Fotografie - nüchtern, abstrahiert, neusachlich - einfach staunend schauen und die Natur für sich sprechen lassen. Ein magisches Strahlen geht von den Blättern aus, die er bei Nacht und Regen in "seinem" Waldausschnitt aufgenommen hat. Hier ist faszinierend zu beobachten, wie die nassen Blätter nach Sonnenuntergang das Restlicht des Tages reflektieren.

Ein weiterer Schwerpunkt der insgesamt rund 30 gezeigten Arbeiten liegt auf sogenannten Scannogrammen. In diesen eindrucksvollen Werken legt Spagerer Blumen unter seinen Scanner und mischt unterschiedliche Lichtarten. Durch die Mischung aus Durchlicht und Auflicht erzielt er faszinierende Effekte. Wie bei einer Röntgenaufnahme wird die Blüte eines weißen Mohns durchleuchtet, wirkt transparent, fast durchsichtig; die innere Struktur der Pflanze wird hervorgehoben. Und ob nun die Rosenblüte oder die Orchideenblätter - in jeder Arbeit bestimmt Spagerer innere Struktur und Oberflächenverhältnis neu, was jedes Scannogramm zu einem individuellen Seherlebnis macht. Auch hier verzichtet Spagerer großenteils auf Farben, um die Bilder konzentrierter und abstrahierter auf das Wesentliche zu reduzieren.

Dem 1948 in Mannheim geborenen Künstler, der hauptberuflich als Kunsterzieher arbeitet und nach Ausstellungen unter anderem in Mannheim, Frankfurt und Paris nun zum ersten Mal in Speyer seine Werke zeigt, geht es auch darum, die Ausdrucksmöglichkeiten der Digitalfotografie zu nutzen. Statt auf digitaler Nachahmung analoger Fotografie, will er die Digitalität unterstreichen und so ihre eigene Berechtigung auch als künstlerisches Gestaltungsinstrument hervorheben.




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Walter Spagerer
Walter Spagerer: "Rheinarm bei Speyer"