Stadt Landau in der Pfalz / Städtische Galerie Villa Streccius
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"Vier von hier"
Vier Positionen in Malerei und Bildhauerei
04.02.12 bis 11.03.12
Städtische Galerie Villa Streccius
Elke Steiner: "Nickerchen auf Schloss Versailles"

Vernissage am 03.02.12 um 20.00 Uhr
Grußwort: Hans-Dieter Schlimmer, Oberbürgermeister
Einführung: Yvonne Weber, Kunsthistorikerin
Musik: "Django Beinhart" mit Peter Damm, Hans-Joachim Klein und Michael Letzel

Finissage am 11.03.12 von 15.00 bis 17.00 Uhr
Führung durch die Ausstellung mit Petra Weiner-Jansen
Alle vier Künstlerinnen sind anwesend und stehen zum Gespräch bereit.

Mit Eva Korsmeier, Christiane Rapp, Elke Steiner und Petra Weiner-Jansen.

Alle vier leben und arbeiten in der Pfalz. Zwei Malerinnen und zwei Bildhauerinnen aus der Region begegnen sich zum ersten Mal in der Villa Streccius.

Eva Korsmeiers dichte Bilder stellen Sehgewohnheiten in Frage. Sie sind voller tiefempfundener Stimmungen: Lichter und Geräusche, sogar Düfte scheinen erlebbar zu werden. Elke Steiner versetzt wilde Tiere in einen neuen Kontext, sie räkeln sich in luxuriösem Ambiente und nehmen dadurch fast menschliche Züge an. Petra Weiner-Jansen "findet" ihre Figuren im weichen Ton und stellt daraus Unikate aus Beton her, die dennoch anmutig zart wie Porzellan-Figurinen aus vergangenen Zeiten wirken. Die Torsi von Christiane Rapp haben durch die Reduktion der Form und besondere Oberflächenbearbeitung etwas Schwebendes und zugleich Verletzliches. Diese vier unterschiedlichen Postionen in Malerei und Bildhauerei nehmen in der Zusammenschau einen spannungsvollen Dialog auf.


Besprechung von Brigitte Schmalenberg, Die Rheinpfalz vom 06.02.12
 
Harmonisches Quartett

"Vier von hier" titelt kurz und knapp die neue Ausstellung in der Städtischen Galerie Villa Streccius in Landau, die sich vier Künstlerinnen mit persönlichem Bezug zur Pfalz widmet. Eva Korsmeier und Elke Steiner haben sich der Malerei, Christiane Luise Rapp und Petra Weiner-Jansen der Bildhauerei verschrieben und im gegenseitigen Wechselspiel von Aussage und Wirkung gelingt dem künstlerischen Quartett nun ein harmonisches Gesamtgefüge.

Wie kommt der Affe in die Luxussuite? Der Eisbär in den Spiegelsaal von Schloss Versailles? Und Schimpanse Gerti aus dem Landauer Zoo ins Portraitstudio? Elke Steiner, die in Mannheim geboren wurde und heute in Gossersweiler-Stein lebt, hat ein besonderes Faible für Tiere und auch eine besondere Gabe, die ihr lieb gewordenen Vierbeiner auf äußerst natürliche Weise, mit starken Charakterzügen, ausgeprägter Mimik und ungekünstelter Gestik zu portraitieren. Der Clou an dieser eigentlich ganz klassischen Malkunst ist die Tatsache, dass sie ihre unverfälschten Tierstudien nicht dort ansiedelt wo sie vermeintlich hingehören, sondern in ein völlig absurdes Umfeld fügt. So tappt der Eisbär mit seinem wehmütigem, die Ferne fixierenden Blick durch gülden glänzende Schlosssäle und die Affen bevölkern Wohnungen und Hotels mit einer Selbstverständlichkeit, als hätten sie den Menschen komplett ersetzt. Und tatsächlich lädt der eine auf seinem Thron bereits zur "Audienz", während sein Kollege in bester Sonnenkönig-Tradition - "L'état, c'est moi" (Der Staat bin ich) - erneut den Absolutismus ausruft.

Damit könnten sich die Protagonisten der Werke von Eva Korsmeier wohl nie anfreunden. Sie leben in Zwischenwelten, spielen mit verschiedenen Vorstellungsebenen, vermengen Rückblick und Ausschau ("last stories"), schweben zwischen Luft und Wasser ("Flache Gewässer") und sind Teil einer überbordenden, dschungelartigen Natur, in die sie sich manchmal einfügen ("Das Flüstern"), die sie manchmal aber auch unterjochen ("waisted"). Der gebürtigen Sächsin, die heute in Neustadt lebt, geht es um Existentielles und um ihre Botschaft noch eindringlicher zu machen, tunkt sie den Pinsel sogar in Nachtleuchtfarben.

Auch Christiane Luise Rapp nennt als zentrales Thema ihrer Bildhauerkunst den "Mensch in seinem Umfeld". Darstellerisch geht die gebürtige Kandelerin dabei aber den Weg der Vereinfachung zugunsten des Wesentlichen. Ihre Torsi - gebrannt aus Terrakotta und damit innen hohl - sind Fragment und Bewegung, Augenblick und Ewigkeit zugleich. Auf dünnen Stelen schweben sie im Raum, geben sich dem Umfeld hin und sind ihm doch entrückt. Mit ihren spitzen Brüsten, ausladenden Hüften und starken Schenkeln ruhen die weiblichen Körper in sich selbst, auch dann, wenn sie "Kopfüber/Kopfunter" den Balanceakt wagen oder mit einem männlichen Torso zur Paarfigur verschmelzen.

Über sich selbst hinaus zu wachsen scheinen indes die "Kindfrauen", Afrikanerinnen und "Grenzgänger" von Petra Weiner-Jansen - vielleicht deshalb, weil die in Bottrop geborene, heute ebenfalls in Gossersweiler-Stein lebende Künstlerin ganz "im Vertrauen auf die Weisheit ihrer Hände" arbeitet und ihre "Figur-Findungen" als "elementare Grenzerfahrung" versteht. Das Material ihrer Wahl ist schnöder Beton, die daraus im klassischen Umformverfahren geschaffenen Skulpturen also ganz bewusste Wesen der Gegenwart. Weil aus dem rauen und rissigen Werkstoff aber so schlanke und anmutige, überaus ästhetische und grazile Figuren entstehen, widerspiegelt sich in ihren elegant gewundenen Körpern eine Vergangenheit, die es nie gab. Gewiss wird sie das "Tonerdeschmelzgemisch", das sie zu einer scheinbar schwerkraftfreien Körperlichkeit erweckte, auch in eine spannende Zukunft tragen.




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Elke Steiner: "Nickerchen auf Schloss Versailles"
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Petra Weiner-Jansen: "zeigt alles" (Kindfrau XXV)