Zu meinen Arbeiten

Wichtig ist zunächst das Erfassen von Eindrücken aus Natur, Landschaft, atmosphärischer Stimmung und Architektur oder auch alltäglichen Geschehnissen. Künstlerisches Arbeiten ist für mich Selbstbeobachtungsprozess, ein Weg der Erforschung verinnerlichter und unbewusster Bilder, Zeichen und Sprache.

Es ist ein wechselseitiger, stets fließender Dialog zwischen dem verborgenen Urgrund im Innersten, der Informationsfülle und dem Handlungsbedarf im alltäglichen Zusammenleben. Dinge, die mich bewegen, werden mit Gespür für Formen, Bewegung und Rhythmus auf Bildgründe gebracht oder in Dreidimensionales umgesetzt.

Diese visuellen Experimente sind geschaffene Räume für Farben. Farben beschreiben Formen, gliedern linear. Linien strukturieren die Oberfläche, verleihen den Bildern dynamischen Charakter, da sie oft auf etwas außerhalb des Bildraumes hinweisen. Ruhe und Energie treffen zusammen. Dieses Wechselspiel schafft intensive Spannung. In den Arbeiten finden sich häufig vergleichbare Strukturen und Symbole wie Fenster, Leitern oder lineare Strukturen, die Verbindungen, Wege darstellen.

Ich thematisiere Landschaften, Lebensräume und Architektur. So versuche ich, ein Werk des Menschen darzustellen, eingebunden in die Natur, in all seiner Verletzbarkeit und Bedrohung.
Ein Wechselspiel von Formen und Materialien sind die plastischen Exponate aus zum Teil kolorierter, patinierter und gewachster Terracotta. Was als Vereinfachung innerhalb der Form erscheint, geht aus Gegensätzen und Spannungen hervor. Die plastischen Arbeiten brauchen Licht und Schatten, der sich auf Rundungen, Krümmungen und Vertiefungen verdichtet.

Der Zufall, die Improvisation und Überraschung sind fest eingebundene Teile meines künstlerischen Schaffensprozesses. Abstraktion gibt mir die Gelegenheit, das für mich wesentliche zu entdecken.


Auszüge aus der Einführung von Dr. Françoise J. Mathis-Sandmaier M.
anlässlich der Ausstellung "konstruktiv suggestiv - Malerei, Grafik und Objekte" in der Galerie im Kulturzentrum Saalbau / Homburg, 04.03.13 bis 31.03.13 A.

In die Kunst von Ingrid Lebong fließen auf formal wie inhaltlich vielschichtige Weise Anregungen von außen wie von innen ein. Was sie persönlich aus ihrem unmittelbaren Umfeld heraus anspricht, wird aufgelesen und kreativ ver- und eingearbeitet. Die sie künstlerisch stimulierenden "Fundstücke" findet sie in der Natur wie in der Medienlandschaft. Sand der Homburger Schlossberghöhlen, Maulbeerbaumrinde und Holz, aber eben auch mit Worten oder Zahlen bedrucktes Papier sowie Abbildungen aus Zeitschriften baut Lebong als materielle wie spirituelle Resonanzkörper in ihre Werke ein. Dass deren ursprünglicher Kontext durch das Prinzip der Collage verloren geht, steigert umso mehr das Potenzial dieser assoziativen Schaltstellen. 

Die Verknüpfung von an sich kunstfremden Beimengungen hat bei Lebong Methode, schafft sie einerseits günstige Voraussetzungen für die stimulierende Mitarbeit des Zufalls an dem Werk und wahrt andererseits über dessen Vollendung hinaus den Raum für das Unerwartete. Wohin die Komposition sie führen wird, weiß die Künstlerin am Anfang selber nicht genau. Auf Vorzeichnungen wird verzichtet. Von inspirierenden Zwischenschritten lässt sich Lebong lieber leiten. Eigene, grafische Zeichen, darunter die für sie typischen Leitergebilde und Kelch-Blumen-Chiffren, sorgen für die Verklammerung und Durchdringung der einzelnen Teile. Das Konstruktiv-Suggestive ist Motor und wesentliche Qualität der Lebongschen Kunst, die als meditativ abstrahierte Um- und Übersetzung von Realität so auch offen für die Betrachtung bleibt.

Der schöpferische Aspekt des Prozessualen spiegelt sich bis in die Anfertigung von Serien wider, die stets einem von der jeweiligen Befindlichkeit abhängigen Farbenklang verpflichtet sind. Ausgehend von Naturtönen ist Lebong inzwischen bei der reichen Orchestrierung von Schwarz und Weiß gelangt (Traum schwarz-weiß, 2013). Nach wie vor wird in der Malerei die Farbe, bevorzugt in Acryl, durchaus impulsiv und v.a. lasierend aufgetragen, bevor es zum Einsatz weiterer Mittel wie Tusche, Öl- und Wachskreide kommt und das partielle Herausritzen der Farbe erfolgt. Der wie von innen heraus durchleuchtete Tiefenraum bringt eine spirituelle Dimension ins Spiel. Wie viel privat wie gesellschaftlich Relevantes und Kritisches darin verwoben und verwahrt ist, lässt sich nicht ohne weiteres ersehen. Ob als von der Bankenkrise herbeigespülte Zahl (O.T. 2011, O.T. 2012) oder fragmentierte Börsennotation (Fliegen 2009), ob als existenzielle Erkenntnis (Das tiefste Gefühl 2006) oder Wunsch (Volare 2006) notiert, die reflektierten Reaktionen auf unterschiedliche Eingebungen geben sich meist dezent nur und verrätselt zu erkennen. Deutlich hingegen bringt es die Malerei und Grafik der letzten zehn Jahre sowie nicht zuletzt die aktuellen Objekte aus schwarz lasiertem und z.T. mit Metall kombiniertem Holz (Kommunikation 2012) zum Ausdruck: Ingrid Lebongs Kunst ist nicht nur Einladung und Herausforderung, sondern v.a. ein immer wieder weit reichendes Erlebnis.