Kunsttheorie und Kunstpraxis sind im Leben von Dirk Klose aufs Engste miteinander verbunden. Nach der Promotion in Kunstgeschichte besuchte er bis 1999 die Akademie der Bildenden Künste in München. Seine Malerei führt den Blick in eine perspektivisch verzerrte Natur. Nahezu ausnahmslos wählt Klose höchst ungewöhnliche Blickwinkel, die sich von unserer eigenen, natürlichen Wahrnehmung grundsätzlich unterscheiden.
Vor unseren Augen breitet sich Natur nicht etwa als ein weites Kontinuum aus, sondern als eng begrenzter hortus conclusus, bedrängt und eingeengt von der Übermacht der Perspektive, als Fremdkörper und manchmal Fragment. Die Perspektive öffnet keinen illusionistischen Blick, sondern zeigt im Gegenteil oft den Blick in ungewöhnliche Panorama-Ansichten. Der Betrachter erscheint von der Natur ausgeschlossen und entfremdet.
Man kann diese spezielle Perspektive auch durchaus historisch lesen: Nicht nur die Landschaft selbst ist uns fremd geworden und in die Ferne gerückt, sondern auch die Darstellung der Landschaft; Landschaftsmalerei, so wie Klose sie uns hier vorführt, gleicht demnach einem museal gewordenem Diorama: Es ist ein Blick durch ein spezielles Schau-Fenster auf eine Natur, deren Grenzen genau abgesteckt sind als ein vordefinierter Raum.
In seinen seit 2005 entstandenen Arbeiten bringt Klose auch inhaltlich zunehmend Konfliktstoffe in das Naturthema. Über verschiedene Bildmittel, vor allem durch das Mittel der Unschärfe, kommt etwas Unbestimmtes und Haltloses dazu, durch diese "anderen Idyllen" schweben oder tauchen nun oft Porträts bekannter Persönlichkeiten oder des Künstlers selbst auf, wodurch sich persönliche, sozialkritische oder politische Bezüge ergeben. Nach der Finanzkrise 2008/2009 verwendet Klose Goldgrund in seinen Werken und seit 2014 Silber-Aluminium (als Ausdruck des modernen kapitalistischen Industriezeitalers). Der schöne Schein des Goldes und des Silbers treten in Widerstreit zur Natur und Malerei.
Reinhard Spieler (Leiter des Sprengel Museums in Hannover)