Bernadette Boebel
Junge Kunst aus der Pfalz
Zum Tryptichon "Utopien I-III"

Fotos realer Räume, die körperlich betreten werden können beziehungsweise konnten, zeigt die Künstlerin Bernadette Boebel. Trotzdem nennt sie sie "Utopien". Man sieht zerfallende Gebäude - eigentlich traurige Anblicke, Zeichen des Vergehens. Doch die Bilder vermitteln auch Hoffnung auf neues Leben. Die Sonne, die Natur, lange Zeit ausgesperrt, kann nun wieder in die durchlöcherten Räume hinein. Die Künstlerin schreibt dazu: "Gebilde aus Stahl und Beton lassen sich nicht in dem Maße abbauen, dass der Zustand 'davor' wieder zu erreichen wäre. Die Natur nimmt langsam wieder Einfluss auf die Relikte."

Die Zeit ist ein wichtiges Thema der Künstlerin. In anderen Arbeiten fängt sie schnell vergehende, "leichte, fast schwebende" Augenblicke ein. In den Utopien hat Bernadette Boebel hingegen einen sehr langsamen Verlauf festgehalten. Die Zeit scheint hier still zu stehen, eine große Ruhe strahlt aus den Bildern heraus. Die dort abgebildeten Räume sehen heute jedoch schon ganz anders aus, sie existieren nämlich gar nicht mehr. Sie sind
von der Natur weiter zersetzt worden, unterstützt vom Menschen. Sie haben Platz gemacht für neues Leben.

Auszug aus der Einführungsrede von Dr. Anke Sommer zur "Art Regio PAMINA 2008"


Zur Arbeit "Amedusa Nylonica":

Die Arbeit besteht aus einem Forschungsbericht über das fiktive Kleinstlebewesen "Amedusa Nylonica" und einer 10-minütigen Animation. Die Amedusa Nylonica ist ein erfundener Mikroorganismus, basierend auf wissenschaftlichen Studien des bekannten Biologen Brehm. Der Forschungsbericht gibt detaillierte Informationen zum Organismus als auch zu seiner Forschungsgeschichte. Zugrunde liegen Texte aus Brehms Tierleben von 1869 sowie aktuelle Berichte über Quallen. Die Arbeit stellt Verbindungen von abstrakter Sprache zu lebendigen Organismen her. Die pseudo-dokumentarischen Bilder hinterfragen Bildrealitäten und Inhalte im wissenschaftlichen Kontext.

Katalogtext zur Ausstellung "1234567", Karlsruhe



Präsenz von Bernadette Boebel im Rahmen des Projekts "Junge Kunst aus der Pfalz".
Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung zur Förderung der Kunst in der Pfalz.