/ Galerie Altes Rathaus Wörth
Elke Knab: "Lichtwechsel"
Skulpturen, Lichtobjekte
02.09.05 bis 03.10.05
Elke Knab
Elke Knab: "Haitherbu 2"

Elke Knab über ihre Arbeiten

Meine künstlerische Arbeit ist geprägt durch den assoziativen, spielerischen Umgang mit unterschiedlichstem Material, mit Kontrasten, die den Werkstoff in unerwartetem und neuem Kontext zeigen. Die Objekte sind wenig statisch, schweben im Raum oder stehen leichtfüßig auf dem Boden. Auch die Leichtigkeit steht im Kontrast mit schweren Formelementen. Der ursprüngliche Rahmen meiner Arbeiten, der durch das Thema Hülle und Kern eingegrenzt war, hat sich erweitert. Es entstehen freie assoziative Arbeiten.

An die Umsetzung meiner Objekte habe ich auch einen handwerklichen, qualitativen Anspruch - nicht in der konventionellen Verarbeitung der Materialien, sondern in der dauerhaften, formschönen, sorgfältigen Umsetzung. Oft beziehe ich Verbindungstechniken zwischen den verschiedenen Werkstoffen als Gestaltungselemente ein.

Ich verwende die Materialien PU, Kunstofffolien, Holz, Draht, verschiedene Papiere, Zwirn, unterschiedliche Naturmaterialien und Metall.


Vita

1965
- geboren in Pforzheim

1982-1985
- Ausbildung zur Schreinerin, Pforzheim

1985-1989
- Besuch der Fachschule für Bildhauerei, Elbigenalp (Österreich)

1990
- Abschluss als Holz- und Steinbildhauerin, Wien

1990-1993
- Freischaffend als Bildhauerin und Restauratorin

1992-1995
- Freie Mitarbeit im Referat Museumspädagogik der staatlichen Kunsthalle Karlsruhe

1994-1995
- Ausbildung zur staatlichen anerkannten Erzieherin

seit 1997
- Künstlerische Projekte, Teilzeitbeschäftigung in einem Schülerhort

2001-2002
- Kursleiterin für Holzbildhauerei, Jugendkunstschule Pforzheim


Einzelausstellungen seit 2001

- Brötzinger Galerie, Pforzheim
- Karlsruhe, "Durlacher Kreative"
- Kanzlei Bayerbach, Pforzheim
- GEDOK, Karlsruhe
- Pforzheim, "Offene Ateliers"
- Galerie 32, Karlsruhe

Gruppenausstellungen seit 2001

- Kleinplastik Kunstpreis, Landau
- Volksbankhaus, Pforzheim
- Kreishaus Südliche Weinstraße, Landau
- GEDOK, Karlsruhe


Einführungsrede von Dr. Matthias Brück

Es ist schon eine Binsenweisheit, dass sich Menschen vornehmlich nach Beständigem, Festem und Dauerhaftem sehnen - und das nicht nur, wenn gerade Wahlen vor der Tür stehen. Es gilt auch als verbürgt, dass die Ungewissheit, das Mehrdeutige stets gegenüber dem Gesicherten und vermeintlich Unumstößlichen den Kürzeren zieht.

Man sucht Halt, man schätzt das Beständige, auch wenn man sich dadurch oft mancher Chancen und Fortschrittsmöglichkeiten beraubt. Die Fabel von Jean de la Fontaine "Die Eiche und das Schilfrohr" scheint schon lange nicht mehr zu unserer Grundbildung zu gehören.

Mit dem "Lichtwechsel" von Elke Knab haben Sie heute die Möglichkeit, eine andere künstlerische Einstellung kennenzulernen. Eine Einstellung, die sich gänzlich von der Praxis traditioneller Bildhauerei abhebt. Das liegt einmal schon an den unterschiedlichen Materialien. Nicht der schwere, unverrückbar scheinende Stein, nicht der für die Ewigkeit gehauene Marmor, nicht eine beherrschende Monumentalität bestimmt das Gestalten dieser Künstlerin. Im Gegenteil: dünner Draht, verletzliches Papier, gefundenes Holz, bisweilen Plastik und selten etwas Metall finden zu Symbiosen, die trotz ihrer ungewöhlichen Ästhetik häufig an den starken Bezug der Künstlerin zur Natur erinnern.

Darüber hinaus wird Ihnen kaum ein Exponat seinen letztendlichen Sinn, seine eindeutigen Inhalte offenbaren. Selbst einige Titel wollen zumeist nicht gerade viel zur Aufklärung beitragen. "Haitherbu" oder "Keke" dürften Sie in keinem noch so gelehrten Lexikon finden - sind diese Begriffe doch nur listig gesetzt, um das analytische Denken in die Irre zu führen und zugleich die Fantasie-Kapazität des Betrachters auszuloten.

Gewiss, die "Kommunizierenden Röhren" bleiben leicht zu erfassen. Sie dokumentieren - neben ihrer elegant nach oben strebenden Form - aber auch den Eindruck der Kombination jener fragilen Leichtigkeit mit dem Bodenständigen.

Andere Exponate mögen geradezu zum Schweben komponiert worden sein. Vielleicht könnten es Relikte aus einer untergegangenen Epoche sein. Vielleicht ein Urtierchen, ein Einzeller - längst vergessene Zeugen beginnenden und fortschreitenden Lebens.

Mit ihrer feingliedrigen Konstruktion und ihren spindeldürren Extremitäten verharren sie selten statisch an dem ihnen zugewiesenen Ort. Sie bewegen sich - je nach Luftzug - und gewinnen im wechselnden Licht ein eigenartiges Eigenleben. Doch das Schweben bedeutet bei dieser Künstlerin, keineswegs den Halt zu verlieren und filigran-transparente Leichtigkeit impliziert keineswegs Instabilität.

Elke Knab scheint mit der vermeintlichen Realität und unserer Vorstellung von ihr zu jonglieren. Sie gestaltet mit einer unbestechlichen Klarheit und verweist gleichzeitig auf ein Geheimnis, auf etwas Verborgenes. Hier zeigt sich - mehr oder weniger deutlich - eine Grundspannung im Werk dieser Künstlerin, die ihr Arbeiten von Anfang an deutlich bestimmt hat: das Zusammenspiel, das Zusammenwirken von "Hülle und Kern".

"Die Hülle kann zart und zerbrechlich, transparent, aber auch undurchdringlich, wehrhaft und hart sein". Sie kann schützen, aber auch den Kern, das Wesentliche verbergen. Und gerade das scheinen die "Lichtkästen" zu dokumentieren. Ohne die jeweilige Beleuchtung verharren sie in widerständiger Abgeschlossenheit; erhellt, geben sie ihr Inneres dem Betrachter preis, mögen ihn zum Teil immer weiter fast sogartig in eine ungeahnte Tiefe eindringen lassen.

Nicht selten offenbaren sich da archäologisch zu interpretierende Relikte, Verweise auf Gewalt, die wie in einem Kreuzgang installiert worden sind. Dann wiederum trifft man auf Formen und Gebilde, die nur eine annähernd inhaltsfreie Ästhetik entbergen. Ob damit nun bereits der "wahre Kern" gefunden ist, soll offenbleiben. Denn wie bei dem Ergründen der menschlichen Psyche und ihrer unergründlichen Vielschichtigkeit kommt man bei Elke Knab eigentlich nie an ein gesichertes, endgültiges Ende der
Interpretation.

Und wenn Sie nun von der Fantasie beflügelt hurtig in eines der "Wolkenschiffe" steigen wollen, vergessen Sie nicht die "irdischen Bedingungen": Kein Künstler lebt vom Brot allein.




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