Wolfram Wickert ... oder Lao Lang, Maler und Schriftsteller, wurde 1941 in Shanghai (China) geboren und ist in Japan, Deutschland, Frankreich und England aufgewachsen. Er studierte Sinologie, Geschichts- und Politische Wissenschaften in Deutschland und England. Bereits während seines Studiums beschäftigte er sich mit chinesischer Kalligraphie. Der Vater, Erwin Wickert, war Botschafter in China und Schriftsteller. Sein Bruder Ulrich Wickert, Ex-Fernsehmoderator der Tagesthemen, schreibt Kriminalromane.
Bevor er, von chinesischen Professoren in chinesischer Kalligraphie und Maltechniken ausgebildet, seine Künstlerkarriere begann, arbeitete er u.a. an der Deutschen Botschaft in New Delhi, im Büro von Bundeskanzler Helmut Schmidt und als Regierungssprecherder deutschen EU-Ratspräsidentschaft (1999) für Bundeskanzler Gerhard Schröder (EU-Weltwirtschaftsgipfel). Seit 1990 lebt und arbeitet er in Berlin.
Wolfram Wickert, mit mehreren Kunstpreisen ausgezeichnet, malt vier Stile: Kulturhistorische Flusslandschaften, New POP-ART, abstrakter Surrealismus, Chinesische Kalligraphie und Tuschmalerei. Seine bevorzugten Farben sind italienisches Siena Rot und napthol Gelb.
Einführung von Matthias Brück
In einem gewissen Sinn sind die Arbeiten von Wolfram Wickert "unzeitgemäß". Und das ist gut so. Denn sie richten sich nicht nach dem Zeitgeist und irgendwelchen momentanen modischen Strömungen - nein, sie bleiben viermal kritisch und unabhängig! Das heißt, ob Landschaften, Pop-Art, Abstrakte Malerei oder Tusche-Exponate, stets könnte es sein, dass der erste Blick trügt und erst der zweite, die teils verborgenen, listigen Momente offen legt.
Nicht umsonst bedeutet das Synonym "Lao Lang" "Alter Wolf". Der Wolf, der sich durch den Kunstwald bewegt und auf der politischen Lauer liegt. Und bisweilen schnappt er wirklich zu - nur ironisch, versteht sich, wie es beispielsweise der Themenkreis Pop-Art bzw. "Großstadtpiraten" dokumentiert. Da geht es nicht nur um die politischen Piraten, die man wenigstens ab und zu abwählen kann, es geht um jene Spezies von Freibeutern, die subversiv Inhalte, Meinungen oder moralische Haltungen gekapert haben und damit das öffentliche wie private Leben korrumpieren. Ich bin sicher, da fallen Ihnen genügend Beispiel ein. Wenn nicht, Lao Lang hat Ihnen da einige Muster mitgebracht:
... z.B. "Schmetterlinge im Hirn", eine hinterlistige Hommage für Paris Hilton, "Wiederwahl: ich heile Symptome, vernachlässige die Ursachen", ein perfides Versprechen, mit dem man immer noch Wähler zu gewinnen scheint. Das Resultat: Die "Partei-Funktionärin nach der Umverteilung" - da wird alles wieder gut. Tja, nicht umsonst hat Lao Lang in seinen Tuschmalereien "Haben" zum Schriftzeichen für das Jahr 2007 der Finanzkrise gewählt. Wird es für 2010 vielleicht "Korruption"?
Doch gerade die Tuschmalerei offenbart auch eine ganz andere Seite dieses Künstlers. Da sind nicht nur die meisterlichen Kalligraphien, vielmehr gelingen Stimmungen zwischen Erzählung und Kontemplation, die man bei diesem "Alten Wolf" wohl kaum vermutet hätte. "Korb mit Pfirsichen", "Winterbambus" oder "Lotosblume mit Libelle" - da entbirgt sich eine höchst sensible Zartheit und Feinheit des Striches wie der Komposition, die den Betrachter tatsächlich in einen anderen Kulturkreis, in eine andere Welt entführt! Zenbuddhistische Meditation, ein Sich-Versenken in Pflanzen und Tierwelt oder Kompositionen, die an chinesische wie japanische Meister erinnern können. Denken Sie nur an Hokusai, Hiroshige oder Utamaru...
Ein weites Feld an künstlerischer Reflexion, das sich in der "Surrealistischen Abstrakten Malerei" dieses Künstlers in frischem, farbfrohen Gestalten fortsetzt. Alles ohne Titel, so dass der eigenen Fantasie, der eigenen Interpretation keine Grenzen gesetzt werden. Bizarre Linien, Liniengefüge von intensiver Farblichkeit bewegen sich häufig vor fast monochromen, teilbewegten Hintergründen mit annähernd kosmischen Flair.
Bisweilen - so scheint es - als hätten sich Teile einstiger Kalligraphien von ihren Bildern losgelöst, um frei im Raum zu schweben. Sie durchqueren dichte, pointillistisch getupfte Galaxien oder kumulieren, als würden sie ein Treffen der besonderen, unabhängigen Art veranstalten. - Aufforderungen an den Betrachter, seiner Fantasie ohne Dogma freien Lauf zu lassen... Ein herrliches Angebot!
Nun, ein geografisch-geschichtliches Erleben der besonderen Art bietet Lao Lang mit seinen "Kulturhistorischen Landschaften". Da fasziniert einmal die Dichte und fast unüberschaubare Vielzahl von einst berühmten Stätten und heutigen Monumenten, die in je zweijähriger Arbeit auf die Leinwand gebracht wurden.
Zum Beispiel: "La Loire, la douce France". Da versammeln sich Burgen und Schlösser, auf denen Könige und Königinnen, Künstler und Politiker rauschende Feste feierten. Dazu gesellen sich Städte wie Nantes, frühere Hochburg des Sklavenhandels oder der einstige U-Bootbunker der deutschen Wehrmacht bei Brest, um nur eine Handvoll der historischen Punkte zu nennen. Ebenso erscheint das moderne Frankreich mit seinen Schnellzügen, Autobahnen, Campingplätzen und Atomkraftwerken in friedlicher Koexistenz. Eine wahrlich überraschende Synopse aus der Vogelperspektive. Ähnlich detailliert erhellt Lao Lang den "Rhein, Europa ohne Grenzen", "Peking" oder "Seoul" - und stets bleiben Vergangenheit wie Gegenwart untrennbar in einer einzigartigen ästhetischen Komposition verbunden.
Ich konnte Ihnen hier bestenfalls einen Aperitif zur Interpretation anbieten. Das ausgefeilte Menu finden Sie sicherlich hier in der Ausstellung… Wählen Sie aus!
Vita
Ausstellungen 2009:
Kalligraphiemuseum Seoul, Völkerkundemuseum/Aegina (Griechenland), Asien Pazifik Wochen im Bundespresseamt/Berlin, GalerieSteiner im Wasserschloss/Bad Rappenau und Stuttgart, Rathaus von Bad Doberan, Burg Belzig/Brandenburg.
Geplante Ausstellungen 2010:
Konfuzius Institut Berlin, Galerie Nehrin Stern, Bad Doberan. Das internationale Hotel "Ashoka Country Resort" New Delhi, hat ein 4 m² Bild einer nordindischen Kulturlandschaft in Auftrag gegeben. Die Ausstellung sieht der Künstler in Zusammenhang mit der art KARLSRUHE 2010 (Internationale Messe für Klassische Moderne und Gegenwartskunst), die am 04.03.10 in der Messe Karlsruhe, Messeallee 1, Rheinstetten, eröffnet wird.