in natura - Philipp Hennevogl. Jürgen K. Hultenreich. Harald-Alexander Klimek. Nikolai Makarov
09.05.24 bis 10.07.24
Harald-Alexander Klimek MfA
Harald-Alexander Klimek: "Astwerk einer alten Eiche", 2024, Bleistiftzeichnung, Aquarell Colorierung in Blaugrau auf Zeichenpapier in Weiß, 25 x 24 cm. Foto: Marko Schnorr, Frankenthal (Pfalz)

Vernissage am 08.05.24  von 18.00 bis 20.00 Uhr
Buchpremiere mit den Künstlern

Während es ein Drängen zum Digitalen, zu einer aus zwei Zeichen berechneten Welt gibt, regt sich in uns ein neu empfundenes Sehnen. Je weiter die mathematische Auflösung der Dinge und ihrer Neuzusammensetzung voranschreitet, umso deutlicher wird ein Unbehagen, auch in den jüngeren Generationen, die damit aufgewachsen sind. Es wächst die Sehnsucht nach der Natur, erzählte gerade gestern die Moderatorin im Radio. Wie soll es uns, die wir – nebenbei erwähnt – im digitalen Zeitalter nach den Sternen greifen, nicht zur Natur ziehen? Sind wir doch selbst ihre Wesen, sind Körper, physisch und real. Was landläufig als Natur angesehen wird, auch wenn sie in unserer als Anthropozän ausgerufenen geochronologischen Epoche ihre Ursprünglichkeit verloren hat, machen vier Künstlerfreunde zu ihrem Thema. Eine kleine, anregende Schau: in natura. Sie nehmen die lateinische Wendung wörtlich. Im Rasenstück mit "Frosch" von Philipp Hennevogl oder im "Blattwerk eines Feigenbäumchens" von Harald-Alexander Klimek, in den atmosphärisch-dunklen Unschärfen einer "Landschaft" im Mondenschein von Nikolai Makarov, in den Wetterkapricen alpiner Weiten von Jürgen K. Hultenreich. 
Ausschnitte der Natur erscheinen hier verzaubert. Ihre Phänomene sind durch die Körper der Bildner gegangen. Zunächst in der sinnlichen Wahrnehmung: Augenschein, vielleicht auch Klang, Duft, Fühlen, Schmecken; dann durch den Kopf, um im Weiteren mit den Händen und ihrer Werkzeuge wie Stift, Pinsel, Schneidewerkzeuge in neuer Gestalt geschaffen zu werden. Jedes dieser Kunstwerke ist Teil einer vom Bildner erschaffenen Welt. Sie zeugen vom Eigenleben in den imaginären Räumen ihrer künstlerischen Arbeit. Die Maler und Zeichner als Eskapisten? Eher nicht. Denn ihre Bilderwelt ist keine Flucht aus der Wirklichkeit. Doch es gibt einen Aspekt des Virtuellen, also der Loslösung vom Realen. Es ist das Spiel mit den Mitteln der Kunst. Farbklänge, Linienverläufe, Szenerien, Figuren sind Versuche eines ästhetischen Ausdrucks für etwas Komplexes und Ambiges, das das Fühlen, das seelische Pulsieren des Bildners einschließt. Frosch, Blattwerk, Landschaft, Wetter werden den Papieren und Leinwänden, den Farben, dem Graphit, der Tusche anverwandelt. Sie sind von ihrer Wirklichkeit gelöst, werden zum Motiv und bleiben nun in einer anderen Gestalt dennoch real. Berührbar, aufregend, wundersam, rätselhaft, unbestimmt und von einer eigenen Schönheit, die sich ganz nur im unmittelbaren Gegenüber zeigt. Darin sind die Bilder und Blätter selbst Natur. Sollte eines aber fotografiert, gedruckt oder gepostet werden, müsste man hinzufügen: in natura ist es ein Kunstwerk.

Öffnungszeiten:
Nach Vereinbarung willkommen in der Galerie! Tel: 0 30 / 44 79 35 11
Online können Sie die Ausstellung jederzeit anschauen.



Veranstaltungsort:
Galerie Anke Zeisler
Gethsemanestraße 9
10437 Berlin
www.galerie-zeisler.de


Künstler:
Klimek MfA Harald-Alexander
Harald-Alexander Klimek MfA
Harald-Alexander Klimek: "Astwerk einer alten Eiche", 2024, Bleistiftzeichnung, Aquarell Colorierung in Blaugrau auf Zeichenpapier in Weiß, 25 x 24 cm. Foto: Marko Schnorr, Frankenthal (Pfalz)