Thomas Duttenhoefer
Skulptur

"...Die Verbindung des Stieropfers mit der Figur eines Heiligen fasziniert Duttenhoefer außerordentlich. Unter den diversen Legenden, die Heilige mit einem Stier in Zusammenhang bringen, erscheint Synesius von Nikomedien auf verschiedenen Darstellungen mal in Pontifikalkleidung, mal als Laie, der einen Stier in zwei Hälften teilt. Das Bild von den zweierlei Naturen Geist und Fleisch wird in den plastischen Kontrahenten Bischof und dem an einem Seil hochgezogenen Stierleib signifikant. Der Stier, das Herdentier von gedrungener Statur und wildem Naturell als 'gekreuzigtes' Schlachtvieh, bietet dem Bischof ein provokantes Andachtsbild. Bei ihm, dem Oberhirten, dominiert das Verdeckte und Verborgene, eingebunden in die Grundform der Pyramide, in der Duttenhoefer eine hierarchische Form sieht. Über den Opfergedanken verbindet sich der Themenkreis von Gewalt und Schuld, die auf den Manschen und die Natur ständig ausgeübt wird, mit den volkstümlich-heidnischen Bittopfern, in die man im weitesten Sinne auch die Stiergefechte mit einbeziehen kann, sowie mit dem christlichen Glauben an das am Kreuz erlittene Martyrium Christi in Stellvertretung für die ganze Menschheit..."
Martina Rudloff

"...Als Modelleur par excellence arbeitet Thomas Duttenhoefer bei seinen Bildnissen, die in ihrer großen Reihe ihn als einen der bedeutendsten Portraitisten seiner Generation ausweisen. Von einem amorphen Tonkern ausgehend, baut er – dem Gestaltplan seines Modells folgend – zunächst die Architektur seines Schädels auf. In medialer Korrespondenz überzieht er sodann das feste Knochengerüst der Physiognomie mit dem beweglichen Fleisch der Mimik. Im virtuosen Modelé der Oberfläche wird das psychologische Moment, der individuelle, den Charakter kennzeichnende Gesichtsausdruck blitzhaft erhellt..."
Bernd Krimmel  

Zeichnung

"...Duttenhoefers Zeichnungen sind keine (vordergründigen) Psychogramme eigener Befindlichkeit, sondern viel mehr Scenogramme des Menschen auf einer imaginierten Bühne des Daseins. Insgesamt ist sein Werk nachhaltig von existenziellen Grunderfahrungen der Angst und der Lust, der vitalen Kraft und drückender Belastung (vgl. seine Stier- und Bischoff-Thematik) und nicht zuletzt wohl auch zuversichtlicher Behauptung (die zahlreichen defensiven Standfiguren) geprägt. In der Perspektive seiner Arbeiten, die die Fülle und die Leere kennen und die mit dem Geschaffenenjedesmal ein Sinnzeichen gegen die stets drohende Vergänglichtkeit errichten, erscheinen der Mensch und die Kreatur als Wesen des Übergangs – von dem einen unbekannten Ort (in der Seele des Künstlers) zu dem anderen, ebenso unbekannten einer vielleicht vorstellbaren künftigen Existenz." 
Hans M. Schmidt