Der zweite Blick
Seit 2015 beschäftige ich mich mit Fotografie als künstlerischem Medium. Zunächst fotografiere ich Motive aus meiner unmittelbaren Umgebung – Garten, Teich, Fensterausblicke, Interieurs, Objekte, Landschaften, alles was mich spontan interessiert.
Dies nenne ich den ersten Blick.
Im nächsten Schritt überarbeite ich die Fotografien digital, verfremde diese formal und farblich, zerlege sie in Bildausschnitte. So schaffe ich mir einen Fundus von Bausteinen, die ich zusammenfüge zu neuen Bildfindungen durch Fotomontagen und Überblendungen bis hin zu abstrakten Kompositionen. Es entstehen Fotografiken und auch Unikate durch malerische und grafische Überarbeitung.
Dies nenne ich den zweiten Blick.
Die Grafiken können reproduziert werden in verschiedenen Größen unter Beibehaltung der Proportionen. Das Standardformat ist 50 x 50, 50 x 70, 70 x 50 cm.
In diesen Formaten gibt es auch Unikate durch Übermalung mit Aquarell-Farben, Farbtusche, Gouache, Wachs-Pastellkreide...
Gedruckt werden sie als Digitaldruck auf Fotopapier. Andere Druckmedien sind möglich: Alu-Dibond, Fine-Art-Print hinter Plexiglas, Büttenpapier ...
Die Arbeiten erhalten einen wasserfesten, alterungsbeständigen UV-Schutz-Firnis aus Acrylharz.
Dieter Kühn
Dieter Kühn (geb. 1944 in Neustadt/W., Studium an der Kunstakademie und Universität Karlsruhe) kommt ursprünglich von der Malerei und hat sich erst vor zwei Jahren ganz dem Digitaldruck verschrieben. Seinen überarbeiteten Fotografien, die von ihm am Computer verändert wurden, sieht man diese Verwandtschaft zur Malerei noch an. So fällt auf, dass seine Bildkompositionen im Zusammenspiel von Farbe und Form zwar reduziert und verfremdet sind,die Farben jedoch immer einen wesentlichen Anteil am Ausdruck eines Motivs haben. Kühns Bilder leben von der Überlagerung verschiedener Motive, wirken dadurch bekannt und befremdlich zugleich. Meist sind es Ansichten seiner unmittelbaren Umgebung, Fensterausblicke, vom Arbeitsplatz aus hinaus in den Garten fotografiert, z.B. Landschaftsausschnitte oder Pflanzen, die ihn in ihrer besonderen Form interessieren wie die Orchidee, der Kroton oder ein Palmenblatt, die in Variationen immer wieder auftauchen.
Sein gestalterisches Vorgehen ist eine Kombination von Zielgerichtetheit - bedingt durch die digitale Technik - und einer freien, ungehinderten Ausdrucksweise, die ihre Wurzeln in der automatischen Schreibweise der Écriture automatique des Surrealismus hat. Dies beinhaltet auch die Entstehung von zufälligen Bildelementen, die sich wie von selbst und spannungsreich zu den realen Versatzstücken fügen. Es ist, wie Kühn sagt, nicht die Realität, die man sieht, obwohl sie den Ausgangspunkt seines Schaffens bildet. Es entstehen rätselhafte Bilder, in denen die Wirklichkeit in Teilen noch erkennbar geblieben ist und die der Künstler von Hand mit Bleistift, Buntstift und Gouache mit individuellen Übermalungen versehen hat. Zum Schluss werden die Motive mit einem leicht glänzenden Kunstharzfirnis überzogen, um die Farbkontraste im Bild noch zu betonen.
© Dr. Sabine Heilig, Kunstverein Nördlingen, im Juni 2017