Einige Bermerkungen zu meiner Arbeitsweise

Ich bin endgültig zu der Überzeugung gekommen: Es gibt keine abstrakte Kunst. "Abstrakte Kunst" ist ein Widerspruch, eine Kontradiktio in adjektivo (ein Wiederspruch im Nebenwort). Abstrakt sind die Begriffe der Wirklichkeit, um die Wirklichkeit denken zu können. Kunst aber wird nicht gedacht, sondern angeschaut - egal, durch welches Medium auch immer.

Abstraktheit und Anschaulichkeit schließen sich also aus. Der naive Beschauer meiner Arbeit wird sich über diese Sätze wundern; sieht er doch keine Abbilder von Gegenständen, sondern Formen, die er meint, als "abstrakt" bezeichnen zu müssen. Aber meine Bilder sind unmittelbare Visualisierungen. Visualisierungen von unsichtbaren Gegenständen der Betrachtung, die man nur innerlich, geistig und emotional wahrnimmt, empfindet, fühlt, also Realitäten des psychischen Erlebens.

Wie also der Psychotherapeut andere medizinische Formen der Diagnostik und Therapie als der Physiotherapeut gebrauchen muss, so auch der bildende Künstler, wenn er die inneren, psychischen Erlebnisrealitäten anschaulich visualisieren will, im Gegensatz zu dem bildenden Künstler, der die äußere Realität der sichtbaren Gegenstände abbildet.

Ich wiederhole also nicht die Formen der sichtbaren wirklichen Außenwelt, sondern bediene mich der uns a priori bewussten Formen, die uns überhaupt, als Bedingung der Möglichkeit aller visueller Erkenntnis der Welt, gegeben sind, die also (nach Kant und Schopenhauer) transzendale, aber keineswegs abstakte Formen sind. Sie kommen ja vor aller Realität, während die Abstraktion, nach aller Realität kommt.

Diese Formen, deren letzte Einfachheit durch Induktion erkannt (nach Kandinsky) Quadrat, Dreieck, Kreis oder (nach Rudolf Steiner) das Gerade und das Krumme, sind, ermöglichen es, in endlosen Variationen, alles zu visualisieren, was die geistige, seelische, emotionale Wirklichkeit, also Erlebniswelt, des Menschen überhaupt, Künstler wie Betrachter, a priori gegeben sind, sind sie auch die Verbindungsformen zwischen Künstler und Betrachter, die zu gegenseitigem Verständnis führen.